Forgive Me

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Ich vertraue ihm...
Aber er...
Nein... Ich muss ihm vertrauen.
Er hat ... Aber er hat so viele Frauen getötet. Da kann es sein, dass er auch mich töten wird. Was für mich aber noch schlimmer ist, ist die Vermutung dass Tatsuno wahrscheinlich die ganze Sache, die er jetzt mit mir hier durchzieht, schon mit anderen gemacht hat.

Wir sind uns sehr nahe. Zwischen unseren Gesichtern hat höchstens noch der kleine Finger Platz. Mein Herz rast immer schneller.
Vor meinen Lippen stoppt er.
„Ich tu nichts, was dir nicht gefällt..." haucht er gegen meine Lippen und berührt sie auch Sekunden später nicht. Da fällt mir aber auf. Wie soll er es wissen, wenn ich nichts sage?
Aber etwas zu sagen getraue ich mich nicht. Ich muss es ihm zeigen...
Langsam hebe ich meine Hand und lege sie auf Tatsuno's Wange. Sie ist ganz heiss.
Sorgfältig legt er seine Lippen auf meine. Mit der einen Hand fährt er durch meine Haare, runter zu meinem Nacken.
Ist... Ist es überhaupt richtig was ich hier mache? Er ist mein Feind. Mein... Freund...
Ich mag meinen Feind! Er ist mein Feind und nichts weiteres.
Er leckt mit seiner Zungenspitze an meiner Unterlippe. Ohne zu zögern, öffne ich meinen Mund.
Was mache ich da?!
Meine Muskeln reagieren schneller als mein Hirn! Liegt es daran dass ich meinem Kopf ständig irgendwo anschlage?
Unsere Zungen spielen miteinander.
Da löst er sich vom Kuss und schaut zur Seite.
„Es... Es tut mir leid..." flüstert er zitternd und geht wieder an seinen Platz an dem er vorher geschlafen hat.
Verwirrt schaue ich zu ihm doch er hat mir schon dem Rücken zugedreht.
„Tatsuno... d-du musst dich ni-"
„Gute Nacht."

Was habe ich getan?
Ich hätte ihn abweisen müssen. Ihn hassen. Für all das was er mir angetan hat. Dann wäre es nicht dazu gekommen dass ich verwirrt bin und er sich jetzt zu viele Gedanken macht.
Aber ich mag ihn.

Ich liebe ihn...

Doch eine Stimme sagt mir man soll seinen Feind nicht mit Herz lieben.


Der helle Sonnenschein der durch das Fenster dringt, weckt mich auf. Ich setze mich auf und schaue um mich herum. Stimmt... Gestern Abend.
Tatsuno ist anscheinend schon wach und... nicht mehr zu sehen.
Ich möchte gleich aufstehen und mich erstmal Duschen gehen doch ich falle schon beim ersten Schritt hin. Meine Beine werden doch nicht lahm oder?
Ich stehe wieder auf und es geht wieder, als hätte man mit neue Beine ranoperiert.
Ich gehe zum Badezimmer und mache die Türe auf. Doch da sehe ich Tatsuno, in seinem Alltagsanzug. Er sieht aber überhaupt nicht glücklich aus.
„Kannst du nicht anklopfen?!" schreit er mich an während er seine Hände wascht. „Tut mir leid ich dachte-"
Er geht an mir vorbei und stösst sich ein wenig an mich an. „Geh aus dem Weg." knurrt er und läuft die Treppe runter. Was hat er denn auf einmal?
Da sehe ich auch wie auf dem Klodeckel wie gestern, meine frisch gewaschene Kleidung bereit gelegt worden ist. Wie früh ist er denn aufgewacht?

Nachdem ich mich fertig angezogen habe, gehe ich runter in die Küche.
Die Knöpfe and der Bluse hat er ebenso repariert. Ist doch fraglich...
Ich sehe ihn wie er auf seinen Kaffee wartet die aus der Kaffeemaschine in seine Tasse fliesst. „Habe ich etwas falsch gemacht?" frage ich ihn scheu und verstecke mich ein wenig hinter der Wand. Es könnte ja sein dass er mir die Tasse ins Gesicht schmeisst...
„Halt die Klappe!" ruft er aus. Und da klingelt das Telefon. Chopin ist der Klingelton.
„Zur Hölle!!! Geh ran!!!" befiehlt er mir. Völlig verängstigt renne ich zum Telefon und nehme ab.
Diese Nummer kenne ich zwar nicht aber da ich jetzt eine Stimme höre, weiss ich ganz genau wer es ist.
„Hallo Tatsuno. Wo wart ihr die ganze Zeit?" , „Stanley! Hier ist Dolorea."
Im Hintergrund hört man jemand etwas rufen und dann ein haufen Klacksgeräusche.
„Dolorea! Dank Gott, es geht dir gut nicht wahr?"
Das ist Makoto. Das kann nur Makoto sein. „Ja, es geht mir gut."
Ich schaue zurück zu Tatsuno der die Arme vor seiner Brust veschränkt hat und mich böse anfunkelt.
„Ich dachte schon euch sei etwas geschehen! Wie gehts Tatsuno?"
„Ämmm..."
„Blendend." gibt Tatsuno zur Antwort. Anscheinend hat er ein ausgeprägtes Gehör.
„Blendend..." wiederhole ich es für Makoto. „Schön. Kommt ihr bald wieder?"
Ich schaue auf den Boden.
„Ja ich glaube schon."
„Gut! Ich putze schonmal ein wenig die Wohnung. Bis bald!" verabschiedet sich Makoto und legt gleich auf.
„Bis...bald..."
Auch ich lege auf und schaue vorsichtig zu Tatsuno rüber der aus seiner Tasse trinkt und mich anschaut.
„Das ist ja unaushaltbar wie du mit Makoto redest. Wieso habe ich dich nur nicht mit den anderen Frauen getötet. Dann hätte ich hier meine Phase nicht."
Diese Worte gingen mir direkt ins Herz. Es ist, als hätte man mit einem Dolch mein Herz in die Hälfte geteilt.
So gut ich es versuche, halte ich meine Tränen zurück. Weil ich weiss dass er mich dieses Mal nicht trösten kann.
Er knallt die Tasse in das Waschbecken und geht die Treppe hoch zum Badezimmer. Jetzt stehe ich da alleine im riesigen Wohnzimmer. Was habe ich nur getan...
Ich weiss jetzt auch wieso er sauer ist.
Nach wenigen Minuten kommt er wieder die Treppe runter und zieht seine Jacke an. „Kommst du mal? Was stehst du auch nur so blöd rum?!" schreit er mich an und tretet aus der Eingangstüre. Ich ziehe schnell meine Schuhe an und renne ihm hinterher. Er schliesst die Türe von aussen ab und läuft zum Auto.

Während der Fahrt sagt er nichts. Keinen einzigen Blick wirft er auf mich.
Er hasst mich. Das weiss ich. Und ich vermute auch schon mal wieso.
Angekommen, steigen wir aus und schreiten zum 'Puppenhaus'.
Die drei Makoto, Stanley und Rivus, kommen uns schon freudig entgegen, als wir zum Esssaal gelangen.
Aber ehe die drei etwas sagen konnten, erteilt Tasuno schon die ersten Befehle.
„Stellt das Setting auf, holt die Kamera und ein passendes Kleid. In einer viertel Stunde beginnt das Shooting."
rattert er runter und geht gleich in sein Büro.
Wir vier schauen ihm verwirrt nach.
Ein Shooting... Das bedeutet...
„Es fängt wieder von vorne an." flüstert Rivus der es fast nicht glaubt, wie auch alle anderen hier.
Stanley geht in sein Zimmer und holt seine Kamera, Rivus stellt das Zimmer auf und Makoto kommt mit mir in die Garderobe. Er schliesst sie Türe.
„Es tut mir echt leid was Tatsuno und dich betrifft. Trotzdem will ich wissen was gestern passiert ist. Du hast mir doch am Telefon gesagt dass es euch gut geht?" Ich schaue auf den Boden und antworte nicht.
Makoto kommt mit einem schwarzem Gothik Kleid zurück, das viele Häkelspitzen und Schnüre beinhaltet.
„Willst du mir vielleicht erzählen was war?" hackt er nach und hilft mir beim ausziehen. „Es...war so."
Ich begann ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Von der Begegnung mit Dale, bis jetzt.
Ab dem Teil an dem ich erzähle dass ich jede zweite Treppe verfehlt hätte, ist er war er fertig mit den Schnüre binden und sonstigem Zeugs und hört mir aufmerksam zu.
„Mhm... Ich weiss schon wieso." sagt er und stützt sich neben mir auf dem kleinen Regal ab. Wir beide schauen aus dem Fenster gegenüber uns.
„Ich hab dir doch schonmal über Tatsuno und Frauen erzählt, richtig?"
Ich nicke. Genau das habe ich auch gedacht.
„Und jetzt ist er sauer dass eine Frau ihn doch in Versuchung führen konnte. So einfach ist es." erklärt er und schaut mich an. „Heisst das jetzt er wird mich töten?" frage ich ihn und schaue ihn ebenso an.
Makoto rümpft die Nase. Ok... Ich weiss schon genug viel.
„Dass das nicht geschehen wird, kann ich dir nicht garantieren. Aber ich werde dir auf jeden Fall helfen." versichert mir Makoto und klopft mir auf den Rücken. „Hoffen wir es." seufze ich mit meinem Blick zum Boden gerichtet. Wann wird der Tag kommen, an dem ich wie die anderen Frauen von Tatsuno getötet werde?
Was auch immer ich gemacht habe.
Was auch immer in seinem Kopf vorgeht.
Bitte vergib mir.

Dollphotographer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt