Einige Minuten später erkenne ich dass ich gleich neben Makoto, und das in seinen eng um mich geschlungenen Arme, liege.
Ein wenig verlegen aber trotzdem mit Kraft versuche ich mich aus seinen Armen zu befreien was aber ein grosser Fehler ist.
Mit einem Stöhnen wacht er auf.
Verwirrt schaut er in mein Gesicht und fängt an langsam einen Arm zu heben und vorsichtig eine Strähne aus meinem Gesicht zu streichen.
Er sieht völlig verträumt aus.
„Wieso so rau?" fragt er mich mit seiner tiefer Morgen-Stimme.
Mein Herz überspringt einen Puls.
Was war das gerade? Makota's Engelsstimme?
Die war ja mal so etwas von...Ja ihr wisst schon...
Ich steige schnell aus dem Bett aber für meine Balance war das anscheinend zu schnell und ich stolpere mit dem Kopf voran in ein Regal wobei ich mir die Stirn verunstalte.
Schwarz.
Gefühlte 2 Stunden später...
Mein Kopf brummt und ich höre zwei Männerstimmen.
Die eine ordne ich zu Rivus ein und die andere zu Tatsuno. Oder ist es Makota mit seiner Morgen-Stimme?
Auf jeden Fall klingen beide sehr ähnlich.
Meine Finger gleiten vorsihtig über mein Gesicht.
Auf meiner Stirn ist ein kaltes, nasses Frotteetuch. Die Farbe kann ich nicht erkennen. Ich versuche mich langsam aufzusetzen aber da drückt mich schon wieder eine Hand in die Liege.
Diese Hand kommt von Links. Langsam verschärft sich das Bild des Gesichts der Person.
Feuerrote Haare, Gelbe Augen. Wer denn sonst?
So fest ich will, dass er mich nicht anfassen soll, kann ich mich nicht wehren denn für das bin ich noch zu schwach.
„Rivus, hol mir meine Kamera." befiehlt eine tiefe raue Stimme, die mir Gänsehaut verleiht.
„Yap." gibt er knapp zur Antwort und geht weg. In meinem Sichtfeld ist jetzt nurnoch die hellgraue Decke zu sehen.
Ich frage mich wirklich wie das Haus hier von aussen aussieht.
Ich drehe meinen Kopf nach rechts wo ich auch Tatsuno's schwarze Haare und sein weisses enges Hemd sehe. Sein ernster Blick weicht sich auf als ich ihn in die Augen sehe. Mit einer Hand streichelt er mir meinen Kopf und auf seinem Gesicht ist ein leichtes Lächeln zu erkennen.
Doch plötzlich hört er auf und blickt auf Knopfdruck wieder ernst rein. Tatsuno seufzt verärgert und entfernt sich wieder von meiner Liege. Jetzt sehe ich nurnoch die Decke.
Was war das?
Ich kenne solche Berührungen von diesem grimmigen, psychisch gestörtem Mann gar nicht!
Da höre ich ein Klicken von der Türe und schnelle Schritte.
„Ihre Kamera." sagt Rivus.
Ohne ein Wort nimmt Tatsuno die Kamera und kommt auf mich zu. Wieder sehe ich ihn vor mir. „Rivus, kratz die Wunde wieder auf bis es blutet." befiehlt Tatsuno Rivus und schaut weg.
„Aber-", „Tu was ich dir sage!" schreit er ihn an.
Widerwillig und auf der Unterlippe beissend entfernt er das kalte Tuch und somit auch das Pflaster das darunter auf meiner Wunde platziert ist. Dass da eine offene Wunde ist, spüre ich durch die Kälte, die eine betäubende Wirkung hat, nicht.
Rivus schaut mir in die Augen und schüttelt den Kopf. Damit will er sowas sagen wie: 'Es tut mir leid, aber ich muss es tun.'
Mein Blick verweilt auf Rivus' Gesicht während er meine Wunde wieder aufkratzt sodass es in Strömen blutet. Doch das tut mir nicht weh. Das einzige das mir jetzt gerade am meisten weh tut ist, wie Rivus mit mir gester umgegangen ist. Er stahl mir meinem ersten Kuss. Was ich ihm nie verzeihen werde. Aber immerhin ist er mein Verantwortlicher und ich darf ihm nicht zeigen dass ich ihn hasse. Das wird mir später sicherlich an den Kopf geworfen. Tatsuno wird es mitbekommen und Rivus müsste warscheindlich viel rauer mit mir umgehen, was ich nicht will.
„Geh auf die Seite." befiehlt Tatsuno und kommt mir seiner Kamera vor mein Gesicht.
„Schau nach links."
Das tue ich und schaue auf Rivus' Hemd.
„Schliess die Augen."
Auch das befolge ich.
Ich höre wie es geknipst hat und mache meine Augen wieder auf.
„Schön. Danke." kommt aus Tatsuno's Mund. In einer Stimmlage die weniger kalt ist als die, die er sonst hat.
Kaum will ich mich aufsetzen, drückt mich Rivus mit dem nassen kalten Frotteetuch an meiner Stirn wieder zurück in die Liege.
„Du kannst gehen Rivus."
Ich schaue Rivus nach wie er um die Liege zur Türe geht. Kurz bevor er sie öffnet, haltet er noch kurz und schaut mich an. Schnell drehe ich meinen Kopf weg und fasse an das Frotteetuch. Dann höre ich wie die Türe geschlossen wird und ich lege meinen Arm wieder normal auf die Liege.Stille...
Ich weiss dass Tatsuno noch in diesem Raum ist.
Die Kamera wird auf den Tisch gelegt und ich höre ein Rascheln eines Papiers.
Wieder bricht die Stille ein.
„Dolorea." sagt Tatsuno, was mich ziemlich nervös macht.
„J-Ja?"
Völlig verängstigt schaue ich mich um. Wo ist er denn? Es kann sein dass er mich jetzt umbringt. In diesem Raum sind nurnoch ich und mein Boss.
Warte... was sage ich da?
Auf einmal werde ich von zwei Armen ein wenig aufgesetzt und sehe nun Tatsuno der sich über mich gebückt hat und nun in meine Augen schaut.
Er haltet eine Zeichnung neben sein Gesicht.
Warte, ist es nicht die Zeichnung die Rivus ebenso schonmal gesehen hat?
Meine Zeichnung mit dem roten Faden?
Ich schaue abwechslungsweise von der Zeichnung auf sein Gesicht.
„Sieht es nicht ein wenig aus wie ich?" fragt er und starrt mich weiterhin an.
Ich... weiss nicht was ich sagen soll!
Gott, hilf mir doch!!!
Er nimmt seine Hand mit der Zeichnung wieder runter und schaut auf die Seite.
Hätte ich 'ja' sagen sollen?
Was habe ich denn falsch gemacht?
Tatsuno seufzt, was mir Gänsehaut gab und murmelt irgendwas vor sich hin was ich nicht verstehe. Auf einmal schiesst sein Blick direkt in meine Augen. Doch er wirkt in der nächsten Sekunde wieder verlegen und weich.
„Du, Dolorea..." fängt er an.
Ich blinzle ein paar mal hintereinander um zu testen ob ich wirklich schon aufgestanden bin.
Tatsuno setzt sich auf, sodass er auf seinen Knien ist. Es beunruhigt mich ein wenig dass beide meiner Beine direkt zwischen seinen zwei liegen.
„Hast du eigentlich..." fährt er fort aber verzehrt gleich das Gesicht und schüttelt den Kopf.
Wow...
Ich habe Tatsuno noch nie so verunsichert und verlegen gesehen. Vorallem nicht mit diesen roten Wangen die ihn aussehen lassen als sei er ein kleines Mädchen die ihrem Schwarm gleich ihre Liebe gesteht.
Auf meinem Gesicht zieht sich ein leichtes Lächeln. Komischerweise finde ich es einigermassen niedlich.
Tatsuno reibt sich die Stirn und beginnt schwer ein- und aus zu atmen. Mein Lächeln wird immer breiter.
Plötzlich bückt er sich wieder zu mir runter und stützt sich mit seinen Armen, direkt neben meinem Oberkörper, auf der Liege.
Der Knall der bei dieser Aktion passiert ist lässt mich leicht aufspringen und mein Lächeln verschwinden. Mit durchdringendem Blick und hochgezogenen Augenbrauen lässt er sich völlig verlegen aber zugleich höchst nervös wirken.
„Dolorea!!!" ruft er.
Ich bin ja direkt keine Handbreite von ihm entfernt. Was will er da rumschreien.
„Hast du immernoch Angst vor mir?" fragt er und lässt den Kopf nach dem Satz hängen als hätte es ihn so viel Kraft gebraucht.
...
Das frage ich mich auch.
Habe ich noch Angst vor ihm?

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Dollphotographer
Mystère / ThrillerDolorea, 17, jung und ahnungslos. Yamato, ihr grosser Bruder, ist der Einzige aus der Familie, nachdem ihre Eltern auf der Reise nach Venedig wegen eines Flugzeugabsturzes umkamen. Als sie in ihrer neuen Schule sich einigermassen zurechtfand, war da...