Ich kann mich noch erinnern, als mich ein Junge in der zweiten Klasse jederzeit gehänselt hat. Lag wohl daran dass ich meine Haare nie länger als bis zu den Schultern trug. 'Mädchen müssen lange Haare haben! Du bist hässlich! Wertlos! Keine Freunde!'
Das, und natürlich noch andere Sachen die mir an den Kopf geworfen wurden, gaben mir das Gefühl zu sterben. Nicht mehr zu existieren und die Welt aus der Galaxie zu beobachten.„Du bist so ruhig. Gefällt es dir nicht?" fragt er und fährt mit seinen langen, dünnen Fingern durch mein Haar.
Ich lege den Kopf zur Seite. Wie schrecklich müde ich bin, kann ich nicht anders als meine Augen zu schliessen. „Hallo? Du stirbst doch nicht etwa? Muss ich dich im Geschäft eintauschen gehen? Schon kaputt?" hämmert er mir die Fragen an dern Kopf. „Müde." murmle ich.
„Achso..."
Lange innige Ruhe zwischen uns, bis er von mir runterrollt und an meiner linken Seite liegt. „Schade. Ich hätte mit dir gerne noch ein paar nette Momente verbracht."
Das waren die letzen Worte die ich noch zu hören bekam, bevor ich einnickte.Es ist stockdunkel. Die Fackeln von aussen Knistern und geben der ganzen Umgebung einen roten Farbton.
Ich setze mich langsam auf. R schläft fest. Ich höre ihn sogar ein wenig schnarchen. Zum Glück kann dieses sogenannte Bett nicht knarzen, sonst hätte ich ihn und jeden sicherlich geweckt. Voller Vorsicht stehe ich auf. Den Blick immer auf R gerichtet um jede kleine Bewegung wahrzunehmen, sodass ich richtig reagieren kann.
Als ich endlich auf meinen Beinen stehe, mache ich mich leisfuss auf den Weg zur Haupthöhle. So würde ich es mal nennen. Als ich um die Ecke schaue, entdecke ich eine auf dem Boden liegende Insektenfresse und einen schlafenden Rivus auf der Treppe zum Thron. Ist das der richtuge Zeitpunkt? Ich will einfach nur zu den anderen. Zu Makoto...
Ich werfe einen prüfenden Blick zu R zurück und schleiche mich somit weiter. Schläft Schneewittchen oder liegt sie nur m!t geöffneten Augen da? Ich stehe nämluch direkt vor ihr und ich will sie nicht wecken. Ich will gar niemand hier wecken! Schon gar nicht Daisy.
Ich gehe weiter, bis ich vor Rivus halte.
Wie gerne möchte ich all das, was er für mich gemacht hat, vergessen und ihr kalt machen. Er bedeutet mir nichts mehr. Gar nichts mehr.
Ich soll weiter gehen. Ich gehen um den Thron herum, in den nächsten Eingang ,von mir aus gesehen rechts von Rivus und schleiche mich rein.
Schlafen die anderen etwa schon?
Als ich in der Mitte des Gangs angekommen bin, bin ich mir langsam sicher dass ich normal laufen könne.
Es sind sowieso alle im Tiefschlaf. Ich gehe bis ans Ende des Ganges und schaue nach links. Dort drin ist nichts beleuchtet. Keine Fackeln, keine Lava, Nichts. Einfach nur stockdunkel.
Ich schaue noch einmal prüfend um mich rum, dass mich ja niemand ertappt. Als ich ein sicheres Gefühl in meiner Magengegend spüre, mache ich den ersten Schritt in die dunkle kleine Höhle. Ich muss mich ziemlich bücken denn die Höhle ist extra so tief gebaut, damit der Gefangene noch mehr Ungemütlichkeit zu spüren bekommt. Hier drinn ist es so feucht und kalt.
Auf einmal stosse ich meinen Kopf mit einem lauten Klingen an etwas an. Soll Stahl sein oder sowas, denn es hat richtig gesessen. Ich reibe mir die Stirn mit rümpfender Nase und taste mit der anderen Hand den Gegenstand vor mir ab. Kalt. Sehr kalt. Plötzlich spüre ich etwas warmes meine Hand festhalten.
Ich schrecke auf und ziehe meine Hand mit einem unterdrückten Aufquieckser weg. Was war das?!
„Sch! Ist alles ok! Ich bin's ! Tatsuno!"
Also bin ich doch angekommen. Am richtigen Ort.
„Geh! Flieh! Du musst in Sicherheit sein." ratet er mir und ich nähere mich wieder dem Gitter.
„Nein. Ich kann euch doch nicht einfach hier lassen!"
Verzweifelt halte ich Tatsuno's Hände, die zwischen den Gittern raushängen.
„Bitte tu mir das nicht an. Ich will dass du rausgehst. Jetzt. Das ist mein einziger Wunsch und du musst diesen erfüllen."
Ich schüttle meinen Kopf. Eine Träne kullert meine Wange runter. Mit der Zeit werden es immer mehr, bis ich anfange leise zu schluchzen.
„Dolorea. Wein nicht."
War das ein Befehl? Es ist nichts mehr zu hören. Kein Knacksen, kein Atmen.Wir schweigen und ich merke den ruhenden Blick von Tatsuno auf mir.
„Es tut mir leid. Vergib mir ja? Ich bereue es, dich verletzt und missbraucht zuhaben. Ich selber wünschte, ich hätte früher bemerkt, was für eine wundervolle Person du bist."
Mein Schluchzen wird bei diesen Worten immer lauter. Ich halte seine Hände nun fester im Griff.
Mir fehlt die Sprache. Ich konnte wahnsinnig sein, ihn nicht zu hassen. Ich spüre das Gegenteil.
Aber wieso?„Komm her." sagt er und ich nähere mein Gesicht dem Gitter.
In der Dunkelheit spüre ich warme Lippen auf meinen. Wie ich das vermisst habe. Die Wärme.
Er löst sich wieder von mir und schaut mir direkt in die Augen.
„Du musst jetzt gehen." meint er.
„Nein. Ich-" sollte ich es sagen? Ich merke wie ich am ganzen Leibe zittere.
„Ich liebe dich." sage ich kaum hörbar.
Stille.
„Was? Sag es noch einmal."
Ich sollte also doch nicht...
„Nein Tatsuno. Ich werde nicht gehen!" schreie ich und breche in Tränen aus.
„Wo sind Stanley und Makoto?" frage ich zitternd. „Ihnen wurde deren Münder zugenäht. Sie hatten gerufen und geschrien. Ich nicht."
Die Münder zugenäht? Was geht bei Rivus ab?
Ich höre aus dem Gang schnelle Schritte auf uns zugehen.
Die kleine Höhle wird auch immer heller.
„Was ist da los?!"
Rivus...
Als er mich entdeckt, zieht er ein kleines Lächeln. „Du kleine hinterlistige Hure."
Tatsuno schüttelt meine Hände weg.
„Du wirst heute noch sterben, keine Sorge, Schlampe." sagt Rivus, bückt sich und schleift mich nach draussen. Ich blicke zu Tatsuno, der dort sitzt und immernoch aus dem Gitter schaut.
Doch keine Reaktion. Kein Gefühl. Nichts. Was ist...„Rivus." ertönt eine Stimme die ich R zuordne. Rivus wirft mich auf die Treppe zum Thron. Schon bald sehe ich auch R der sich neben Rivus stellt und auf mich runter schaut.
„Wer denkst du wer du bist, mein Fräulein so zu behandeln?" beschimpft R Rivus und gibt ihm eine saftige Ohrfeige. „Aber-... Sie wollte die anderen befreien!" , „Das ist mir egal. Schliesslich sind es ihre Freunde."
Äusserst genervt wendet sich R wieder zu mir. „Du bist natürlich auch nicht ganz unschuldig." sagt er mir in einem bedrohlichen Ton, doch auf einmal lächelt er. „Und das gefällt mir! Die kleine Bestrafung wird dann bald folgen."
Er strubbelt mir einmal kurz durch mein Haar, geht ins Zimmer und legt sich wieder schlafen. Ich und Rivus schauen ihm nach.
Nein... Bitte nicht schon wieder eine Bestrafung...
Rivus dreht seinen Kopf zu mir. „Verdammt..." flucht er und setzt sich neben mir. Ein wenig verärgert schaue ich in eine andere Richtung. Wieso tut er so etwas...
„Dolorea." fängt er an und legt eine Hand auf meine Schulter doch ich weiche aus. „Ich habe eine Frage."
Ich tu so als ob ich ihn ignoriere. Dabei wundere ich mich äusserst was er zu fragen hat. „Erstens tut es mir leid was ich getan habe. Aber wieso lässt du dir alles von Makoto gefallen aber von mir nicht?"Da hat er recht. Wieso?
Gefällt mir Makoto?
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Dollphotographer
Mystery / ThrillerDolorea, 17, jung und ahnungslos. Yamato, ihr grosser Bruder, ist der Einzige aus der Familie, nachdem ihre Eltern auf der Reise nach Venedig wegen eines Flugzeugabsturzes umkamen. Als sie in ihrer neuen Schule sich einigermassen zurechtfand, war da...