Schon fast wollte ich mich wieder in mein Zimmer begeben doch da fällt mir ein dass Stanley mir gesagt hat ich soll das Zimmer 15 besuchen kommen.
Warscheinlich ist es sein eigenes Zimmer.
Das Büro von Tatsuno trägt die Nummer 23. Das heisst, links sind 24 bis 30. Wenn ich jetzt rechts gehe und abbiege komme ich bestimmt zum Zimmer 15.
Wow, Ich habe gar nicht gedacht dass mein Orientierungssinn so ausgeprägt ist!
Ich bin gerade ein wenig selbst von mir überrascht! Und das meine ich ernst. Ich frage mich was Stanley von mir will. Aber da er nicht ein solcher Lustmolch wie Makoto ist, muss ich mir nicht allzugrosse Sorgen machen. Dennoch kann er mir weh tun. So wie ich ihn kenne meine ich. Ich schleiche leise um die Ecke doch ganz unerwartet bringt mich jemand aus meiner Ruhe. Anaya drückt mich gegen die Wand. „Was suchst du hier?" zischt sie.
„Ich wurde ins Zimmer 15 gebeten."
Ihr Blick wird noch giftiger. „Weisst du, ich mochte dich schon lange. Seit ich dich zum ersten mal gesehen habe, habe ich mir gedacht wie niedlich du doch aussiehst. Doch was tief in dir steckt hat mich aufs Neue überrascht."
Was redet sie da? Ich kenne Anaya doch ganz anders! Als sie merkt dass ich wieder in meinen Gedanken versunken bin, drückt sie mich erneut gegen die Wand. „Dolorea!!!" bellt sie und kommt näher. „Wenn du nicht mit mir zusammen sein willst, sage ich Tatsuno dass du bei Rivus geschlafen hast."
Wovon weiss die das? Sie lockert den Griff, nimmt ein Foto aus ihrer Kleidertasche und haltet es vor meine Nase. Aber... dort sind Rivus und ich zusehen als er mich gerade in sein Zimmer trägt.
Ich weiss gar nicht was sagen und schaue zu Anaya, die mich mit ihrem bösen Blick durchbohrt. „Das ist noch nicht alles." sagt sie und nimmt noch ein Foto hervor. Hier verschlägt es mir den Atem. Rivus, wie er meine Stirn küsst als er mich ins Bett gelegt hat. Ich bin sprachlos obwohl ich es Rivus schon vom Anfang an zugetraut habe. „Und?"
Was ist denn da noch zu sagen? Rivus mag mich so, wie ich es nicht kenne. „Und was willst du nun?" frage ich sie. „Das du dich in mich verliebst und wir ein Paar werden. Andererseits werde ich euch auf irgendeine Weise voneinander trennen. So, dass er dich hasst."
Anaya, du bist eine schreckliche Person...
Ich spüre eine Verlorenheit die ich nicht überwinden kann. Viele Worte liegen auf meiner Zunge doch wollen nicht ans Licht kommen. „Dolorea, ich liebe dich." sagt sie auf einmal. Nein, nein, nein! Sag sowas nicht!
Das alles macht es nur noch schlimmer. Ich will ihre Gefühle nicht verletzen. Zur gleichen Zeit möchte ich ihr aber auch die Wahrheit sagen.
„Ich...Ich habe keine Interesse an dir." antworte ich leise und mein Blick wandert ganz langsam und vorsichtig zu Anaya's bösartigen Gesichtsausdruck. Sie platzt vor Wut und so warscheindlich auch ihre Lungen. So starkt wie sie gerade atmet, so atmet kein normaler Mensch! „ Hast du mich nicht verstanden?Ich liebe dich Dolorea!" schreit sie mich an, sodass es jeder hören konnte. Auf einmal zieht sie ein Messer aus dem Nichts hervor und rammt es gleich neben meinem Ohr in die Wand. „Ich liebe dich um alles Dolorea. Ich will niemand anderes als dich. Du sollst nur mir gehören. Nur ich darf machen was ich will mit dir. Sei es dein Tod." flüstert Anaya in einem bedrohlichen Ton.
Sie zieht das Messer wieder aus der Wand und holt erneut aus. Ich fahre zusammen und kneife meine Augen zu. Doch plötzlich steht sie versteinert da. Ihre Augen weit aufgerissen. Nicht lange dauert es und sie sackt zu Boden. Hinter Anaya erscheint Stanley der emotionslos da steht und ihr zuschaut wie sie verblutet. „Töten wollte ich sie nicht. Sie hat sich nicht an die dritte Regel gehalten. " sagt er. Als ich das riesen Küchenmesser in ihrem Rücken sah, klatsche ich mir die Hände vor meinen Mund. „Na komm, das Zimmer ist gleich hier." Er geht schon mal vor während ich die Leiche von Anaya anschaue. Vor ein paar Sekunden war sie noch lebendig und hatte gesprochen und sich bewegt.
„Komm!" ruft Stanley der ein paar Meter vor mir ist. Ich steige über Anayas Leiche um sie ja nicht ausversehen zu kicken und versuche Stanley aufzuholen. „In diesem Zimmer warst du noch nie. Ich hoffe es wird dir nicht zu ungemütlich." Ein Kribbeln in meinem Bauch bringt mich völlig ausser Ruhe. Ich merke wie meine Hände zittern.
Sehr stark...
Und da sehe ich das Schild an der Türe.15
Er legt die Hand auf die Klinke, dreht sich zu mir um und schaut mir ins Gesicht.
„Was ist?" frage ich ihn mit angespanntem Körper. Wieso hat mich meine Gelassenheit denn genau jetzt verlassen? Sie war doch immer da!
Nach einer Zeit sagt er: „Nichts... Komm rein."
Er öffnete die Tür und lässt mich vor.
Es sah aus wie ein normales Schlafzimmer eines Teenagers. Poster von Metalbands und eine grosse Unordnung. In der Ecke hockt ein schwarzer Teddybär auf einem Regal. Die rot funkelnden Augen des kleinen macht mir ein wenig Angst.
„Setz dich." sagt er und zeigt auf sein Bett das schon schön gemacht wurde.
Es brauchte viel Überwindung um Stanley zu fragen. „Aber du? Du hast nicht vor mir weh zu machen oder?" Meine Hände zittern immer mehr. Der Boden quietscht als er die Türe schloss und sich mit dem ganzen Körper zu mir dreht. „Aber nein, Dolorea." Auf seinem Gesicht zieht sich ein Lächeln.
Der Sarkasmus der in diesen Worten liegt...
Er wendet sich zum Regal und zieht eine silberne feine Halskette aus der kleinen Schublade.
Eine kleine silbernde mit einem sehr kleinen schwarzen Stein in der Form von einem Augapfel.
Stanley setzt sich zu mir auf das Bett und lässt die Halskette, mit ausgestrecktem Arm, in der Luft pendeln. „Siehst du sie?" fragt er.
Ich schaue ihn fragend an. „Das Auge." antwortet er meine ungestellte Frage. „Ja...Ja klar!" sage ich und frage mich was er damit bewirken will. Stanley nimmt den Augapfel in die Hand und untersucht sie skeptisch.
„Schon viel zu lange liegt sie in meiner Schublade neben Gogi."
Mit Gogi meint er warscheindlich seinen schwarzen Teddy. „Ich habe gewartet bis ich jemanden finde, dem ich vertrauen kann und ein jemand, der mir nie ganz böse ist."
Ich schlucke. Plötzlich geht er von der Sitzposition in die Hocke und riecht an meinen Haaren. Zum Glück durfte ich gestern noch eine Dusche nehmen. Sonst wäre das alles ein wenig peinlich verlaufen. „Wo hast du geduscht?" fragt er mich skeptisch und lässt meine Haare los. „B-Bei Rivus?"
Er dreht sich um und redet mit der Halskette.
Dann dreht er sich wieder um.
„Hat er dich gesehen? Und wenn nicht, bist du dir da ganz sicher?", „Nein! Ich weiss dass Rivus so etwas nie tun würde. Er ist ein anständiger Verantwortlicher."
Lange Stille herrscht...
Auf einmal fängt Stanley an mich ganz zu durchsuchen. „Ist dir auch nichts passiert? Keine Wunden? Hast du deine Jungfräulichkeit noch?" fragt er ganz nervös.
„STANLEY!" rufe ich als es mir zu viel wurde. Er hört auf und schaut mich verängstigt an. „Was habt ihr eigentlich alle für ein Problem mit Rivus?" Und das frage ich mich wirklich. Makoto tat so komisch und Stanley hat Angst um mich.
„Du weisst nicht was Rivus bei deinen Vorgängern schon gemacht. Er-..."
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Dollphotographer
Mystery / ThrillerDolorea, 17, jung und ahnungslos. Yamato, ihr grosser Bruder, ist der Einzige aus der Familie, nachdem ihre Eltern auf der Reise nach Venedig wegen eines Flugzeugabsturzes umkamen. Als sie in ihrer neuen Schule sich einigermassen zurechtfand, war da...