Weak Light

39 3 0
                                        

Das alles scheint gar nicht real zu sein. Dennoch kann ich fühlen, riechen, mich kneifen. Ich schaue noch einmal zurück und sehe noch den kleinen hellen Lichtpunkt der von der offenen Türe abgegeben ist. Wir scheinen schon sehr weit im engen Tunnel drin zusein. „Siehst du was, Stanley?" fragt Makoto ihn nach. Doch er schüttelt den Kopf. Wenn das ewig so weiter geht, werden wir diejenigen sein die am Ende verhungern und verderben.
Wir laufen tiefer in den Tunnel rein.
Langsam bekomme ich Angst...
Was ist wenn wir hier nicht mehr rauskommen und dass unser Tod ist?
„He, Stanley! Kannst du mit deinem dritten Auge nicht auch etwas spezielles machen? Wie im dunkeln sehen oder sowas?" fragt Rivus. Man sieht ihm nämlich an dass er das ganze langsam satt hat.
„Verdammt, lasst mich doch EINMAL IN RUHE!!! Ich muss mich konzentrieren... Und nein, das dritte Auge dient nur dazu weil ich diese zusätzliche Kammer bauen musste ok?!"

Wir stossen auf eine Art Kreisel. Es wurde einfach um eine steinerne Säule gegraben sodass die Säule in der Mitte steht. Man kann es mit einem Donut vergleichen. Nur dass die Leere hier, beim echten das Essbare wäre.
Ich glaube es ist zeitlich schon Mittag. Mein Gefühl sagt es mir so.
„Können wir hier Halt machen? Ich habe die ganze Nacht über kein Auge zu gemacht." jammert Rivus der hier gerade die grösste Klappe hat.
Doch Stanley geht drauf ein und lässt uns hier ein wenig rasten.
Die Türe ist nicht mehr in Sicht. Nicht einmal ein kleiner Punkt des Lichts ist zu sehen. Wir, bis auf Stanley, setzen uns hin. Ich und Makoto auf der einen Seite, Tatsuno und Rivus auf der anderen.
Es ist schon stockfinster hier.
Wehe Stanley's Taschenlampe verliert irgendwann an Energie...

Nachdem Makoto, Rivus und Stanley nach Gefährlichkeiten oder Fallen abgesucht haben, schlägt Stanley vor noch einmal zurückzugehen und ein paar nötige Utensilien holen die noch in den Zimmern sind.
Ich will gerade aufstehen und mitgehen doch Makoto drückt mich wieder runter.
„Wir drei gehen alleine. Tut mir leid dass du mit ihm eine Weile abhängen musst aber wir kommen gleich wieder. Ausserdem wird er dir eh nichts machen." rattert er runter und springt den anderen nach. Makoto ist nicht mehr zu sehen. Stanley hat uns seine zweite kleine Taschenlampe hiergelassen, also haben wir noch ein wenig Licht.
Ich sehe Tatsuno nicht aber ich weiss dass er auf der anderen Seite ist. Ein wenig Mitleid habe ich ja schon, was seine Vergangenheit betrifft.
Auf einmal höre ich ein leises Schluchzen. Ist das Tatsuno?
Ich habe ehrlich gesagt Angst nachzuschauen. 'Er' könnte sich hinter der Säule verstecken. Vorsichtig stehe ich auf und gehe leise auf die andere Seite, um nachzusehen was los ist.
Aber bevor ich schauen konnte, hat das Schluchzen wieder aufgehört.
„Tatsuno?" , „Ja?" Er schaut zu mir auf.
„Ist etwas?"
Kopfschüttelnd schaut er wieder auf den Boden. Ich glaube mal dass er jetzt einfach seine Ruhe braucht. Wer weiss was passieren wird. Ich bin auf jeden Fall hilflos ohne Makoto und all die anderen um mich. Ich setze mich wieder an meinen ursprünglichen Platz und schaue auf das schwache Licht, das die Taschenlampe von sich gibt.
Genau dasselbe Licht in dieser Finsternis, war mein Bruder Yamato.
Nachdem Mama und Papa gestorben sind. Nachdem man mich ausgeschlossen hat. Nach jedem Schultag, wenn ich völlig erschöpft und verweint nach Hause kam.
Da schloss er mich immer in seine Arme und flüsterte mir ein, dass alles gut sei. Dass alles gut werden wird. Wird er mir bei dieser Situation das gleiche sagen? Ich weiss dass er mich nie anlügen könnte. Es wird ihm schwer fallen mich wieder in Ordnung zu stellen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich wie etwas dunkles sich zu mir gesellt. Mit den Ellenbögen auf den Knien gestützt und wie ich, auf das kraftlose Licht starrend, sitzt er schweigend neben mir. „Ich weiss dass du mich jetzt in diesem Moment nicht neben dir brauchen kannst aber ich wollte nur sagen... beichten... dass es..." Er schaut mich an. Das sehe ich noch aus dem Augenwinkel. Tatsuno fasst mich sanft am Arm. „Hörst du mir zu?" fragt er nach. „Alles was ich höre sind deine Befehle und deine verletzenden Worte die du mir an den Kopf wirfst. Etwas anderes dringt nicht in mein Gehör ein." Schnell nimmt er seine Hand wieder zu sich und schaut mich erschrocken an.
„Ich meine... Ja, ich verstehe dich. Ich weiss es auch." füge ich noch hinzu und blicke vorsichtig zu ihm auf. Ich wäre nicht beleidigt wenn er mich schlagen würde. Immerhin hat er auch das Recht es zu tun. Ich habe seine Privatsphäre nicht respektiert.
„Ah so..." flüstert er.
War das eine Nummer zu direkt?
Wir blicken eine Zeit lang ins Leere.
„Es tut mir leid." unterbricht er die Stille.
Das habe ich schon so viel mal aus diesem Mund gehört...
„Mir ist gestern klar geworden..."
Ich schaue ihn an ohne etwas zu sagen.
„Ich habe mich widerwillig verliebt...
Ich will das nicht aber es passierte einfach. Ich meine... Ja, du sollst es verstehen..."
Es könnte auch Elina sein, in der er sich verliebt hat.
„Nein, Dolorea." sagt er auf einmal, als hätte er meine Gedanken gelesen.
„Stell dich nicht so dumm..."
Ich soll mich dumm stellen?
Gerade will ich wieder ins dunkle Nichts schauen doch dann setzt er sich näher zu mir und nimmt mich in seine Arme.
„Es tut mir leid. Ich weiss nicht was für Schmerzen ich dir angetan habe. Ebenso weiss ich nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Aber von nun an werde ich dich wie hauchdünnes Glas behandeln. Du bedeutest mir viel. Wirklich viel."

Es kommt mir wie im Traum vor. Das waren die Worte, die aus seinem Mund kamen. Das hätte ich nie gedacht. Von diesem Mann erst recht nicht!
Ich erwiedere seine Umarmung.
Wenn ich jetzt sagen würde, dass ich ihn nicht mag, lüge ich.
„Bitte verzeih mir alles was ich dir getan habe..." flüstert er mit zittriger Stimme und drückt mich enger an sich.
Sein ganzes Leib zittert!
„Ich liebe dich doch! Bitte verzeih mir!" sagt er lauter und ich höre wie er den Tränen nahe ist. Sehr nahe sogar.
Keine paar Sekunden später, höre ich ihn schluchzen.
„Tatsuno, es ist alles gut. Ich verzeihe dir."
Doch erst jetzt wird mir bewusst was er da gesagt hat.
'Ich liebe dich doch!' geht es erneut durch meinen Kopf.
Ich streiche ein paar mal durch seine Haare, während er sich fest an mich klammert.
„Ist gut. Weine nicht..."
Tatsuno ist jetzt ein schluchzendes Chaos. Ihn zu beruhigen fällt mir schwer.
Schlussendlich jedoch, schaffe ich es.
Ich wische ihm ein, zwei Tränen weg und lächle ihn an.
Er schenkt mir ein Lächeln zurück und sagt: „Wie konnte ich nur ein solch wundervolles Herz, aus Rache und Spass quälen? Es tut mir gerade selber weh..."
Ich schüttle den Kopf. „Ich verstehe es. Du musst dir nicht zu viele Gedanken darüber machen." , „Meinst du das ernst? Man kann so eine Gräueltat nicht einfach vergessen!"
Ich entferne mich wieder von ihm.
„Ich bin mir bewusst, dass ich nur einmal Lebe. Dieses Leben das ich hier im Moment lebe, hat zu wenig Platz für Hass, Zorn, Rache und Unvergeblichkeit." gebe ich leicht lächelnd von mir worauf Tatsuno mich an meinem Oberarm wieder zu sich zerrt und mir gegen die Lippen prallt.
Was...
Als er sich wieder von mir löst und ich immernoch im Schock Zustand bin, schaut er mir direkt in die Augen.
„Bitte, ich flehe dich an... Lehr mir all diese Sachen."
Langsam und verwirrt nicke ich. Auf einmal macht es bei ihm 'klick' und er löst sich sofort wieder von mir.
„Tut mir leid... Ich konnte mich nicht zurückhalten..." murmelt er und schaut mit mir wieder ins schwache Licht der Taschenlampe.
Von weitem hört man Schritte die im Tunnel hallen. Entweder sind es die drei oder es sind die Polizisten. Wenn es sie sind, sind wir aufgeschmissen...
Schnell packe ich die Taschenlampe und leuchte in den Tunnel. Es sind drei bewegende Silhouetten zusehen. Drei Polizisten oder drei Freunde?
„Es blendet!" ruft eine jungenhafte Stimme, die ich Rivus zuordne. Tatsächlich... Es sind sie.
Sie haben auch die Türe wieder geschlossen. Stanley trägt seinen Rucksack, der jetzt viel praller aussieht, und Makoto einen Turnsack.
Rivus trägt nichts. Anscheinend stand er nur Wache.
„Es kann nicht sein, dass er einfach so verschwunden ist." sagt Stanley und durchsucht die Säule erneut.
„Vielleicht ist es schon so lange her, dass er in Staub zerfallen ist." meint Rivus. Alle Blicke ruhen auf ihn.
„Bist du komplett bescheuert?" flüstert Makoto. „So lange habe ich ihn hier noch nicht eingesperrt." antwortet Stanley gelassen.
Es kann wirklich nicht sein, dass dieser 'Er' einfach so verschwindet.
Ich sterbe bald vor Neugier. Wer zum Teufel ist dieser 'Er'?
Falls wir in den nächsten Minuten sterben, war Tatsuno's schlichtes Liebesgeständnis zu einem total ungünstigen Zeitpunkt.
' Ich liebe dich doch!'
schiesst es mir wieder durch den Kopf.



Ich liebe dich auch...

---------------------------------

1 Tausend Reads...
Ihr seid einfach unglaublich T-T
Wie habe ich das nur verdient? Ich danke jedem Einzelnen!!!
❤️
Ich hoffe natürlich dass ihr die nächsten Kapitel ebenso mögt :3
Viel Spass!
Ich liebe euch!!! ❤️😭

Dollphotographer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt