Kapitel 26 - Warum?

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Allyssa

Als ich weit nach Mitternacht in meinen Schlafsaal schlich, dachte ich eigentlich alle würden bereits schlafen. Falsch gedacht.

Daphne sprang mir sofort entgegen und flüsterte aufgeregt, sie müsse mir etwas erzählen.

„Ok, ok! Warte kurz", wisperte ich ihr zu und führte einen Muffliato-Zauber aus, sodass die anderen nicht wach wurden.

Daphne saß auf meinem Bett und wippte ungeduldig hin und her. Ich warf ihr einen musternden Blick zu und sagte dann zu ihrer größten Freude, „Na los, spucks aus!"

„Blaise hat mich gefragt, ob ich mit ihm auf den Ball will!" Daphnes Augen leuchteten vor Freude und ich ließ mich erleichtert seufzend auf mein Kopfkissen sinken.

„Gott sei Dank. Daphne das freut mich echt für dich", lächelte ich sie an und tätschelte ihr Knie.

„Warte... Warum sagst du Gott sei Dank?"

„Ähm... Ich glaub, also es ist möglich, obwohl, eigentlich ist es schon klar... äh", druckste ich herum, bis Daphne mich mit einem Schlag an die Schulter unterbrach. „Jetzt sags einfach, oder ich muss dir an die Gurgel gehen!" Wahnsinn, wie neugierig sie manchmal war.

Ich schnaufte nochmal durch. „Ich hab auch eine Begleitung für den Ball."

„Oh mein Gott! OH MEIN GOTT! Wen?" Daphne fing wieder an wie wild herumzuhüpfen und brachte somit das ganze Bett zum Wackeln.

„Hör auf, ich krieg noch Kopfweh", murrte ich und drohte ihr an, sie vom Bett zu schubsten.

„Jetzt sag schon, Lyssa!", zischte Daphne noch neugieriger.

„Draco hat mich gefragt."

„Ohhhh!! Ich wusste es! Oh ist das toll, Lyssa, das wird ein richtig cooler Abend ich sags dir!" Daphne war ganz aus dem Häuschen und plapperte immer noch als sie bereits wieder in ihrem Bett lag. Aber ich konnte ihr jetzt nicht zuhören, ich hatte andere Gedanken, die in meinem Kopf herumschwirrten.

Ich musste mir über meine Gefühle zu Draco klar werden... sonst würde ich in naher Zukunft durchdrehen.

Warum setzte es mir immer so zu, in seine Augen zu schauen?

Warum vernebelte sein Geruch alle meine Gedanken?

Warum schlug mein Herz so schnell, wenn er mir nahe war?

Warum zum Teufel brachte er mich so aus dem Konzept?!

Ich grübelte solang, bis die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume vom verbotenen Wald brachen. Dann fiel ich in einen traumlosen Schlaf und wachte erst mittags wieder auf.

„Lyssa?"

Irgendwas stupste mich an der Schulter an, immer und immer wieder. Genervt öffnete ich meine Augen und sah Draco auf meiner Bettkante sitzen. Daphne hockte halb auf meinen Füßen und lachte nur.

„Daphne wollte dich mit kaltem Wasser wecken, aber ich hab dich gerettet", sagte Draco stolz und wuschelte mir durch meine Haare.

„Das stimmt gar nicht ich wollte lauwarmes Wasser nehmen!", schrie Daphne entsetzt und boxte Draco so sehr an die Schulter, dass er vom Bett rutschte.

Ich lachte nur kopfschüttelnd und befreite mich von meiner Decke. „Ich geh kurz duschen", sagte ich noch schnell und flüchtete dann ins Bad, da Draco und Daphne sich jetzt gegenseitig ärgerten. Und das ging meistens nicht ohne blaue Flecken von dannen.

Als ich wieder aus dem Bad kam, diskutierten die beiden über Verwandlung, ich hörte nur mit einem Ohr zu und kicherte in mich hinein. Sie waren wie ein altes Ehepaar nur viel aufgedrehter. Manchmal kam ich mir vor wie die Mutter von den beiden.

„Hopp Hopp Lyssa! Es gibt gleich Mittagessen!", schrie Daphne dann und sprang wild um mich rum.

„Warte. Mittagessen?" Verdutzt sah ich sie an.

„Warum wundert dich das eigentlich noch, du verschläfst fast jedes Wochenende das Frühstück", lachte Draco während er an mir vorbei zur Tür ging.

Ich schnitt ihm eine Grimasse, trocknete meine Haare mit einem Zauberspruch (was ich eigentlich nicht gern machte, aber ich musste mich ja beeilen) und folgte den zwei Chaoten in die große Halle.


~*~


Abends im Gemeinschaftsraum saß ich mit Daphne an unserem Lieblingsplatz vor dem Feuer und starrte auf mein immer noch leeres Pergamentblatt.

„So, ich bin fertig", jauchzte Daphne und faltete ihr Blatt sorgfältig zusammen. „Wie siehts bei dir aus?" Ihre Kinnlade fiel nach unten als sie sah, dass ich noch nicht mal angefangen hatte.

„Herrgott nochmal Lys! Schreib einfach es findet ein Ball statt und da du gern dorthin willst soll sie dir ein Kleid besorgen."

Daphne sah mich streng an und begann dann eines ihrer Bücher weiterzulesen.

Ok... Dann musste ich mir jetzt mal was überlegen.



Hallo Mum,

vor ein paar Tagen hat Dumbledore uns verkündet, dass hier ein Weihnachtsball veranstaltet werden soll. Naja, Draco hat mich gefragt, ob wir zusammen hin wollen und ich hab 'ja' gesagt.

Da wir hier ziemlich viel zutun haben (sogar am Wochenende) und der Ball in genau einer Woche ist, müsstest du mir ein schönes Kleid besorgen. Du kennst mich, du weißt was mir gefällt und was nicht.

Und bitte übertreib es nur nicht. Nimm am Besten einfach etwas schlichtes.

Danke!

Liebe Grüße, Allyssa!



Ich las mir den Brief noch ein paar mal durch, nicht sicher, ob ich wirklich erwähnen sollte, dass ich mit Draco hinging, faltete ihn dann aber und ging mit Daphne in die Eulerei.

„Ginger ist nicht einmal da, wenn man sie braucht", schimpfte ich, während wir durch den Schnee stapften.

„Beschwer dich nicht, sie war da, als du nicht wusstest, wo der Raum der Wünsche ist. Weißt du noch?"

Ja, das wusste ich noch und da war ich wirklich heilfroh gewesen.

„Ok ich nehms zurück", brummte ich darum und Daphne klopfte mir stolz auf die Schulter, was mich wiederum zum Lachen brachte.


~*~


Die nächste Woche wurde ich komplett von Voldemorts Aufträgen verschont und da Draco und ich mit dem Kabinett gut vorankamen, wurde meine Laune immer besser.

Ich konnte nicht sagen, dass ich mich auf den Ball freute, aber ich hatte auch nichts dagegen, dass er bald statt fand.

Am Donnerstag Abend lagen plötzlich zwei Päckchen auf Daphnes und meinem Bett, Ginger und Daphnes Eule Lea hockten auf dem Fensterbrett und dösten.

„Lyssa! Oh das sind unsere Kleider!", schrie Daphne und stürzte sich entzückt auf ihr Paket.

Ich setzte mich auf mein Bett und betrachtete das Ding mit zusammengezogenen Augenbrauen. Wenn Mum mir irgendeinen Scheiß geschickt hatte, dann würde der Ball für mich ausfallen, ich würde mich nicht zum Affen machen.

„Jetzt mach es auf, lohoos!", drängte Daphne mich, während sie ihre Post aufriss wie ein wildes Tier.

Seufzend machte ich mich jetzt auch an dem Paket zu schaffen und als ich es offen hatte und ein kleines Bisschen von dem Kleid sah, das Mum mir geschickt hatte, dachte ich nur eins.

Das würde ich niemals anziehen!


The Slytherin Girl - Kalte AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt