Kapitel 36 - Der Fluch in mir

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Allyssa

Ich blieb noch drei Tage im Krankenflügel, dann entließ ich mich selbst und verschwand in höchster Eile, begleitet von Pomfreys Geschrei.

Ich war froh wieder in meinem eigenen Bett zu liegen. Der einzige Nachteil war, dass ich jetzt kein Schmerzmittel mehr bekam. Ich hatte dieses Mittel in den letzten Tagen lieb gewonnen, es ließ mich traumlos schlafen und den Schmerz vergessen. Jeden Schmerz außer den in meiner Brust. Er war manchmal schlimm, manchmal fast nicht zu spüren. Trotzdem wollte ich ihn loswerden. Aber bis jetzt hatte ich noch nichts von Snape gehört, der für mich herausfinden wollte, was genau es war.

Abends legte ich mich kerzengerade in mein Bett weil jede andere Position zu schmerzhaft war, und versuchte zu schlafen.

Das Beste was ich zustande brachte, war eine Art Halbschlaf. Der war allerdings eher ein Fluch als ein Segen, denn ich träumte.

Ich träumte von Feuer. Ich spürte es noch immer, wie die Flammen sich in meine Haut gefressen hatten und ich einfach nicht schnell genug gewesen war, um sie zu retten. Daran werde ich mich dank der Narbe ein Leben lang erinnern. Ob das noch lange sein würde wusste ich nicht, aber ich bezweifelte es stark.

Das Feuer schloss mich ein, der Rauch schnürte mir die Luft ab. Ich hörte das kleine Mädchen schreien, war aber dieses Mal nicht in der Lage zu ihr zu gelangen. Sie schrie lange, aber irgendwann hörte ich es nicht mehr und ich wusste, dass sie tot war. Ich spürte die Hitze, ich roch den Rauch, es war alles so real.

Erst als ich zusammenklappt, weil ich keine Luft mehr bekam, fuhr ich mit einem gellenden Schrei hoch.

Es dauerte, bis ich realisierte dass ich nicht inmitten einer Feuerbrunst stand und in dieser Zeit war Daphne aufgesprungen und hatte sich über mich gebeugt.

Ich schwitzte am ganzen Körper und war nicht in der Lage mich zu beruhigen. Der Schmerz in meiner Brust überwältigte mich, er raubte mir den Atem. Wahrscheinlich war der Traum darum so real. Ich drückte mir die flache Hand auf die Brust und schnappte verzweifelt nach Luft.

Daphne sagte gar nichts, sie schaute mich nur kurz an, dann sprintete sie aus dem Schlafsaal und kam kurze Zeit später mit Draco wieder herein.

„Komm schon, sie muss zu ihm", flüsterte sie.

Draco legte einen Arm um meinen Rücken, den anderen in meine Kniekehlen und hob mich hoch. Noch immer bekam ich keine Luft, ich drückte meine Stirn an seine Brust und hoffte, nicht so sterben zu müssen.

Ich wollte nicht wegen eines blöden Fluchs von Voldemort sterben. Wenn dann in einem fairen Kampf, für einen Menschen den ich liebte. Obwohl... Ich trug diesen Fluch wegen Draco in mir, ich hatte die Qualen auf mich genommen. Für ihn.

Und hatte Voldemort nicht gesagt er würde mich umbringen? Also vielleicht war es dann doch mein Todesurteil. Er hatte sich für mich einen schleichenden, schmerzhaften Tod ausgesucht.

Natürlich.








*









Der dunkle Lord saß auf einem prunkvollen Stuhl, der fast schon als Thron durchging. Neben ihm auf dem Boden lag seine Schlange Nagini, die ihren Kopf auf der Lehne abgelegt hatte. Gedankenverloren streichelte Voldemort mit seinen langen weißen Fingern immer wieder darüber und starrte in das grüne Feuer, dass vor ihm im Kamin brannte und die einzige Lichtquelle im Zimmer war.

„H.. Herr. Er ist d.. da." Wurmschwanz hatte die Tür leise geöffnet und stand jetzt gekrümmt im Türrahmen.

„Bring ihn her", antwortete Voldemort mit eiskalter Stimme, ohne sich umzudrehen.

The Slytherin Girl - Kalte AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt