Kapitel 33 - Weihnachten

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Allyssa

Ich war gerade noch rechtzeitig für Weihnachten aufgewacht. Einen Tag konnte ich mich noch in meinem Bett auskurieren, aber am nächsten Abend humpelte ich, von meinem Vater gestützt, die Treppe nach unten ins Wohnzimmer.

Draco war hier geblieben, seine Eltern feierten Weihnachten nicht, Daphne war zu ihrer Familie nach Hause.

„Frohe Weihnachten", flüsterte ich, als wir zu viert im Wohnzimmer saßen und ein paar Plätzchen aßen.

„Frohe Weihnachten", antworteten die anderen lächelnd.

Dracos Blick ruhte auf mir und als ich ihm in die Augen sah, verstand ich was er dachte. 'Schön das du noch da bist.'

Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln, das er sofort erwiderte. Dann ging es an die Geschenke. Zum Glück hatte ich die schon vor dem Besuch bei Voldemort besorgt.

Wir verteilten sie lachend untereinander. Das erste was ich in der Hand hatte, war von Draco. Neugierig machte ich es auf, und ließ es fast fallen.

„Draco... Das... Das ist wundervoll", flüsterte ich andächtig.

„Ich dachte mir, es könnte dir vielleicht gefallen." Er wurde leicht rot und lächelte schüchtern.

„Es ist perfekt!"

Ich zog mein Geschenk aus der Schatulle. Es war ein Ring. Ein einfacher silberner Ring, vorne umfassten zwei Glitzersteine einen grünen Smaragden. Er war wunderschön! Draco hatte ihn an eine silberne, ziemlich zierliche Kette gehängt.

„Machst du sie mir um?", fragte ich ihn, drehte mich um und nahm meine Haare nach vorne. Ganz vorsichtig nahm er sie, machte den Verschluss zu und drehte mich an den Schultern herum. „Schön, dass du sie magst."

Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich. Meine Schmerzen in der Brust wurden dadurch leider wieder schlimmer, aber ich ließ mir von Voldemort nicht das Weihnachtsfest versauen. Nicht das Weihnachtsfest, und auch nicht diesen Moment. Denn er war besonders!

~*~

Die restlichen eineinhalb Wochen wurden ziemlich entspannt. Zwei Mal kam Snape vorbei, schaute wie es mir ging und sagte beide Male, er wüsste immer noch nicht, welchen Fluch ich da mit mir herum trug.

Es enttäuschte mich, natürlich, aber ich konnte nichts daran ändern.

Daphne und Draco kamen oft bei mir vorbei. Ich hätte die beiden zu Hause auch gern mal besucht, aber meine Eltern ließen mich nicht apparieren.

In der zweiten Ferienwoche, 3 Tage bevor wir wieder nach Hogwarts fuhren, sprach Draco das Thema an, vor dem ich mich fürchtete.

„Eins versteh ich nicht, Lyssa. Warum hast du gesagt du nimmst alles auf dich, was Voldemort sonst mit mir getan hätte. Warum wollte er mich überhaupt umbringen, ich versteh das nicht. Er hat zu mir gesagt, dass ich so dumm bin und an die Freundschaft zwischen uns glaube, aber du zu so etwas nicht fähig bist. Ich versteh das alles einfach nicht!"

„Ich... Ich versteh das auch nicht. Wahrscheinlich wollte er eben die Wut die er gegenüber mir hatte, weil ich den Auftrag nicht erledigt hatte, an dir auslassen. Er ist verrückt, das weißt du doch auch. Bei Voldemort weiß man nie, was als Nächstes kommt." Ich starrte beschämt auf meine Finger. Es fühlte sich so unendlich falsch an, ihn zu belügen, aber ich hatte keine Wahl.

„Da kannst du Recht haben. Aber warum hast du das für mich getan?" Dracos Stimme war eindringlich, ich spürte, dass ihn diese Frage schon länger beschäftigte.

Lieber ich als du, weißt du nicht mehr?" Ich lächelte ihn schwach an.

Kurz sah ich Verwirrung auf seinem Gesicht, dann verstand er mich und sah mich überrascht an.

„Sag nichts", flüsterte ich ihm zu. „Ich hab mich dafür entschieden. Eigentlich weiß ich es schon, seit wir bei Jace waren, aber ich hab es dir eben nicht gesagt. Das muss ich auch nicht, es reicht, wenn ich es weiß und es umsetzte."

Draco rutschte näher und legte seinen Arm um mich. Ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter fallen und schloss die Augen.

„Danke, Lyssa."

~*~

Nach den Weihnachtsferien war nichts mehr so wie vorher. Die Lehrer übertrieben es mit den Hausaufgaben extrem, Draco und ich bekamen kaum Schlaf, weil wir nachts an dem Kabinett arbeiteten, und der Fluch der mir in der Brust saß raubte mir jegliche Nerven.

Meine Haut wurde immer blasser und die dunklen Ringe unter den Augen immer schwärzer. Daphne machte sich große Sorge um mich, aber ich redete ihr ständig ein, es würde alles bald besser werden.

Natürlich wurde es nicht besser. Im Gegenteil.

Der Januar verging indem ich so dahin vegetierte und das machte, was ich machen musste. Mitte Februar brachte Ginger mir einen Brief mit schwarzem Sigel. Ich hätte am liebsten laut aufgeschrien.

Mit zittrigen Fingern öffnete ich ihn und las die paar Wörter, die auf das Pergament gekritzelt waren.


Morgen Abend, 8 Uhr, Hogsmeade

Rowle


Scheiße.

Insgeheim hatte ich gehofft, ich müsste keine Aufträge mehr machen. In mir war noch irgendwo ein Hoffnungsschimmer gewesen, aber der war jetzt komplett weg.

„Was ist los?", fragte Daphne mich leise, als sie das Zimmer betrat. Ich stand an dem offenen Fenster und starrte nach draußen.

Ich drehte mich um, setzte mich auf mein Bett und hielt Daphne den Brief hin. Nachdem sie ihn gelesen hatte, blitzten ihre Augen wütend. Sie schwang ihren Zauberstab und ließ das Ding in Feuer aufgehen.

Leider zündete sie nicht nur das Pergament, sondern auch ihren Vorhang an.

Geschockt sprangen wir auf. Ich fühlte mich extrem unwohl in der Nähe von Feuer. Es war so unendlich gefährlich. Ich hasste die Hitze, die Farbe und die Flammen. Einfach alles.

Mit einem Zauberspruch brachten wir den kleinen Zimmerbrand unter Kontrolle, mussten allerdings das Fenster weiterhin offen lassen, wegen dem Rauch.

Als Draco uns besuchte fing er sofort an zu husten und und fragte uns entgeistert was wir denn schon wieder angestellt hätten.

Es war das erste Mal seit einem Monat, dass Daphne und ich zu lachen anfingen.

Den restlichen Tag verbrachten wir im Gemeinschaftsraum, da es uns im Schlafsaal bald zu kalt wurde. Das Fenster wollten wir nicht schließen, um die Anderen zu ärgern.

Beim Abendessen kam Pansy dann tatsächlich zu uns und hielt uns einen Vortrag wie dumm wir waren, im Winter das Fenster sperrangelweit offen zu lassen. Wir ließen sie reden, bis sie total genervt wieder davon zischte und auf unseren Gesichtern ein leichtes Lächeln hinterließ.

In der Nacht konnte ich nicht schlafen. Die Schmerzen in meiner Brust und der Gedanke an den morgigen Abend machten mir zu schaffen. Irgendwann stand ich auf, schlich mich auf die Korridore und arbeitete alleine an dem Verschwindekabinett.

Ich schlief die ganze Nacht nicht, ging am Morgen wie immer in den Unterricht, machte Nachmittags so schnell wie möglich meine Hausaufgaben und legte mich dann in mein Bett.

Schlafen konnte ich nicht.

Wach sein wollte ich nicht.

Und als ich nach Hogsmeade ging hatte ich nur einen Gedanken im Kopf. Wäre es nicht besser gewesen, ich wäre gestorben?


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Diesmal kürzer und ganz zufrieden bin ich auch nicht... Hoffe es gefällt euch trotzdem! :)

Das hinzugefügte Bild zeigt den Ring, den Lyssa bekommen hat! So ähnlich stelle ich ihn mir vor. Kleiner Tipp, er wird noch wichtig! ;)

Danke für eure Reads, Votes und Kommis, ich freu mich immer soo arg! :*


The Slytherin Girl - Kalte AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt