Kapitel 22 - What makes you different makes you dangerous.

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Allyssa

Ich öffnete die Tür zum Slytherin Gemeinschaftsraum so leise wie möglich, aber Daphne sprang sofort auf, kam auf mich zugerannt und umarmte mich stürmisch. Es wunderte mich nicht, dass meine besten Freunde noch wach waren und auf mich gewartet hatten.

„Ich dachte echt dir ist was passiert... Zum Glück geht's dir gut", keuchte sie aufgelöst in meine Haare.

„Es ist alles ok", sagte ich mit tonloser Stimme.

Daphne riss sich von mir los und starrte mir unglaubwürdig in die Augen und auch Draco stand jetzt vor mir und musterte mich äußerst misstrauisch.

„Es war einer dieser Aufträge, die der dunkle Lord dir gegeben hat, stimmt's?", fragte mich Draco.

Einen Augenblick bewegte ich mich gar nicht, dann nickte ich leicht.

Daphne zog mich auf meine Lieblingscouch vor dem Feuer und setzte sich dann neben mich. Draco nahm im Sessel daneben Platz und beide schauten mich erwartungsvoll an.

Ich seufzte einmal hörbar, dann fing ich mit gleichgültiger Stimme an zu erzählen. „Bei der letzten Versammlung kam Voldemort zu mir und sagte, er hätte Aufträge für mich. Er wolle mich mit seinen treuesten Anhängern mitschicken. Ich hab ihm gesagt, ich hätte keine Zeit für diese Drecksarbeit, ich geh ja noch in die Schule. Dann drohte er mir damit, mich und meine Eltern umzubringen. Ich hab keine Wahl... Ich muss das tun, auch wenn ich es nicht will."

Ich senkte meinen Blick und starrte auf meine Hände. Niemals würde ich den beiden erzählen, dass ich das alles für Draco tat. Wenn er es wissen würde, würde er sich opfern. Und das wollte ich auf keinen Fall verantworten. Lieber nahm ich all die Qualen auf mich, Hauptsache er überlebt.

Wie die beiden mich doch verändert hatten... Vor einem Jahr hätte ich für keinen Menschen solche Aufträge bestritten und jetzt? Jetzt wollte ich meine zwei besten Freunde vor allem beschützen. Aber wenn sie nicht bei mir waren, wurde ich zum Monster. Eigentlich hatte die Frau recht... und jetzt ist sie tot.

Daphne hatte aufgekeucht als ich geendet hatte und Draco starrte mich nur mit weit aufgerissenen Augen an.

„Und was musstest du heute machen?" Dracos Stimme zitterte. Wahrscheinlich wusste er nicht ob er die Geschichte hören wollte.

„Heute musste Avery mich mitnehmen. Wir waren in einem ziemlich edlen Londoner Stadtteil, das Haus in dem wir waren war teuer eingerichtet. Naja, ich sollte alles zerstören, Avery wollte sich um die Muggel kümmern, aber die Frau ist dann mir in die Arme gelaufen."

Weiter sprach ich nicht, ich wollte es nicht aussprechen. Ich hatte plötzlich Angst, Daphne und Draco würden sich von mir abwenden.

„Du hast sie getötet, nicht?" Daphnes Stimme war nur ganz leise zu hören.

„Ich hatte keine Wahl", antwortete ich ihr mit trockenem Mund.

Einen Moment sagte keiner etwas, dann umarmte Daphne mich stürmisch und weigerte sich, mich wieder loszulassen.

So saßen wir dort, bestimmt 10 Minuten. Daphne klammerte sich an meinen Umhang und Draco starrte in das Feuer.

„Ok... Lyssa, du packst das. Ich weiß, dass du das nicht für dich tust, du tust das für deine Eltern. Sie sind es wert zu kämpfen. Ich werd dich auf jeden Fall nicht im Stich lassen. Ich bin für dich da!" Daphnes Stimme war wieder stark, kräftig.

Ich rang mir ein Lächeln ab, dann ging Daphne ohne ein weiteres Wort hinauf in unseren Schlafsaal. Sie wusste, das ich mit Draco kurz allein sein wollte.

„Warum tut er das mit mir?" Diese Frage brannte mir seit geraumer Zeit auf der Zunge und ich war froh, sie Draco stellen zu können.

„Du bist anders, Lyssa."

„Inwiefern?"

„Du bist nicht so wie andere Menschen. Versteh das jetzt bitte nicht falsch, aber du hast kein Mitgefühl. Andere Menschen sind dir egal, das hast du gezeigt, als du gesagt hast du wirst Dumbledore töten. Voldemort weiß, dass du jeden umbringen würdest, wenn es nötig ist." Draco starrte in die Flammen, er sah mich kein einziges Mal an.

„Was willst du damit sagen?" Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen, meinen Blick auf seinen Hinterkopf gerichtet.

„Du bist anders. Und das macht dich gefährlich." Endlich drehte Draco seinen Kopf und sah mir direkt in die Augen.

„Du meinst, Voldemort hat Angst vor mir?" Meine Stimme war dünn und fast hätte ich aufgelacht, einfach weil es sich so absurd anhörte, aber Dracos Gesichtsausdruck hinderte mich daran. Er meinte das ernst.

„Vielleicht... Aber was ich auf jeden Fall weiß, Voldemort will dir mit den Aufträgen und den Drohungen zeigen, dass er am längeren Hebel sitzt. Er will dich einschüchtern. Und wahrscheinlich wartete er darauf, dass du bei einem der Aufträge stirbst. Du bist ihm zu außergewöhnlich. Er traut dir nicht."

Ich nickte nur, blieb noch einen Moment auf dem Sofa sitzen, sagte dann aber auch gute Nacht und verschwand nach oben.

Als ich dann in meinem Bett lag war natürlich nicht an Schlaf zu denken, also dachte ich über Dracos Worte nach. Ich erinnerte mich an den Gesichtsausdruck Voldemorts den ich damals nicht deuten konnte, der über sein Gesicht huschte als ich gleichgültig sagte, ich würde Dumbledore umbringen. Jetzt konnte ich es mir denken... Überraschung. Misstrauen. Vielleicht Angst.

Jetzt war ich seine Marionette.

Wut wallte in mir auf. Ich hasste es. Wieder einmal kam mir der Gedanke das ich vor Hogwarts frei war. Aber würde ich meine Freunde, die einzigen die ich habe und je haben werde, gegen eine solche Freiheit eintauschen?

Ich wusste die Antwort aber ich konnte sie nicht aussprechen. Immer wieder hatte ich das Gefühl sie würden mir weggenommen werden, wenn ich es aussprechen würde.

Es war schlimm genug das mir meine Träume meine schlimmsten Befürchtungen zeigten.

Aber ich wusste, dass mich meine Vergangenheit ewig verfolgen würde.

Und jetzt würde sie mich wahrscheinlich in ziemliche Probleme bringen.


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Jaa, ziemlich kurz, tschuldigung... Dafür kommt das Nächste ein bisschen schneller.

Noch ne kurze Info, ähm, meine Schulzeit ist leider vorbei, ab morgen mach ich eine Ausbildung. Also falls mal ein Kapitel länger auf sich warten lässt dann seid mir bitte nicht böse. Ich muss jetzt erst mal schauen wie das alles wird...


The Slytherin Girl - Kalte AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt