Kapitel 30 - Folter und Tod

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Allyssa

Ich saß lange dort. Die Bäume hatten verhindert, dass Schnee auf dem Boden lag, aber die Kälte drang trotzdem durch meinen schwarzen Kapuzenpulli und ließ mich zittern.

Irgendwann brach die Sonne durch die dunklen Wolken und schien mir ins Gesicht. Ich fand es unpassend. Heute war ein schwarzer Tag, heute müsste es regnen oder schneien oder einfach kalt und dunkel sein. Aber nein, heute kam die Sonne heraus. Ich schrie kurz genervt auf und lehnte mich dann an einen Baum. Meine Augen schweiften über die Landschaft. Über den Wald, und das Haus der Malfoys, das so nah war, aber trotzdem unerreichbar für mich. Ein Geräusch über mir ließ mich herumfahren, aber es war nur Ginger, die sich auf meine Schulter setzte und ihren Kopf an meine Wange drückte. Ich spürte die ausgehende Wärme von ihr wie Nadelstiche auf meiner Haut. So ausgekühlt war ich also? Abwesend streichelte ich ihren Kopf. Vielleicht sollte ich nach Hause gehen. Ich würde hier noch erfrieren.

Genau in diesem Moment sah ich einen Mann, der mit wallendem schwarzen Umhang auf das Eisentor zuging.

Blitzschnell sprang ich auf, was mir Protestgeschrei von Ginger einbrachte, und hetzte auf den Mann zu.

Als er meine Schritte hörte drehte er sich misstrauisch um und sah mir ins Gesicht. Schlitternd kam ich in dem knöchelhohen Schnee zum Stehen und starrte ihn an. Mit ihm hatte ich ja mal gar nicht gerechnet.

„Snape?!", rutschte es mir verdattert heraus. Klar, ich kannte Snape, er war mein Lehrer und auch vor Hogwarts war er öfter bei uns zuhause gewesen und hatte mit meinen Eltern wichtige Dinge besprochen, aber ich hatte nicht den blassesten Schimmer, dass er Todesser war.

„Was tust du hier?", zischte er mir zu und zog mich weg von dem Tor wieder Richtung Wald.

Ein bisschen verwirrt das er mich mit 'du' anspricht antwortete ich stotternd: „Ich äh... wollte zu Draco aber ich komm nicht rein."

„Natürlich nicht, die Schutzzauber wurden verstärkt. Man kann jetzt auf dem Gelände hinter dem Tor nicht mehr apparieren oder dissapparieren."

Ich nickte nur.

„Wieso gehst du nicht durch das Tor?"

„Hab ich ja versucht aber es ist mit Zaubern versiegelt, ich komm nicht rein."

„Du hast das dunkle Mal, richtig?" Snape schnappte sich meinen linken Arm und zog den Ärmel nach oben. Kurz starrte er auf das dunkle Mal, dann ließ er mich los. „Mit dem kommst du rein." Seine raue Stimme hatte sich verändert. Ich wusste nicht inwiefern, aber sie war jetzt anders.

Er drehte sich wieder um und zeigte mir an, ihm zu folgen, was ich auch tat. Am Eisentor angekommen zog er seinen Ärmel nach oben und drückte seinen linken Unterarm an die Eisenstäbe. Sofort lösten sie sich auf und er trat auf das Gelände dahinter.

„Versuchs", forderte er mich auf, also tat ich das Gleiche wie er. Das Eisen war eiskalt, die Gänsehaut, die ich sowieso seit ein paar Stunden hatte, wurde noch schlimmer. So kam es mir zumindest vor.

Auch bei mir verschwanden die Eisenstäbe und ich trat hindurch.

„Vielen vielen Dank, Professor!", rief ich, dann sprintete ich auf die große Eingangstür zu. Sie war offen, also rannte ich den Flur entlang und kam in der großen Halle heraus, in der ich Draco das erste Mal gesehen hatte.

Narzissa saß in einem der Sessel, die dort umher standen und sah mit leeren Augen ins Nichts.

„Narzissa! Was ist los?" Ich hechtete zu ihr und kniete mich vor sie. Ich sah deutlich die Tränenspuren auf ihren Wangen. Mit verweinten Augen blickte sie mir ins Gesicht. „Der dunkle Lord ist hier. Er wollte Draco sprechen", flüsterte sie.

The Slytherin Girl - Kalte AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt