Es war ein warmer August-Tag. Das Mädchen mit den dunkelbraunen langen Locken und ihren blau-grauen Augen zog ihren kleinen Bruder schnell mit sich. Er kam gewaltig ins Straucheln, weil seine Beine noch zu kurz waren, um mit seiner Schwester mitzuhalten. Seine hellbraunen Haare standen chaotisch vom Kopf ab, seine Wangen glühten rot.
Ich lächelte und sah zu Draco.
Das blonde Mädchen krallte sich auf seinem Rücken fest, aber er würde sie nicht fallen lassen. Sie, Daphne, war sein ein und alles. Genauso wie ihre Schwester Rosalie und ihr BruderJace.
Draco und ich liebten unsere Kinder.
Unsere Kinder, die ihre Namen zu Ehren meiner toten Familie und unserer ermordeten besten Freunde trugen.
Weil sie alle jetzt nicht mit uns im Garten sitzen und den Sonnenuntergang genießen konnten. Weil unsere Kinder nicht mit ihren Kindern spielen konnten. Weil sie eine große Lücke in unser Leben gerissen hatten.
„Mama", quietschte Rosie und ich sah zu ihr. „Dürfen wir?" Sie zeigte mit ihrem kleinen Finger nach oben, zum Klettergerüst.
Lächelnd nickte ich und ließ mich neben Draco auf der Bank nieder.
Sanft schob sich seine Hand in meine und drückte sie. Als ich ihn von der Seite anblickte lächelte er, seine grauen Augen leuchteten vor Stolz.
Mir wurde warm ums Herz, auch meine Mundwinkel gingen nach oben und ich blickte wieder zu unseren Kindern.
Ich beobachtete Rosalie wie sie sich flink die Kletterwand hinauf zog. Ich sah zu Daphne, die immer wieder die rote Rutsche hinunterrutschte und dabei kicherte, als wäre es das Lustigste auf der Welt. Ich sah Jace, der auf dem Boden kniete und anfing, Sand in seinen Eimer zu schaufeln.
Dann spürte ich Dracos Arm um meine Schultern, wie er mich zärtlich zu sich zog. Mein Körper berührte seinen. Wir saßen jetzt ganz nah beieinander.
Es fühlte sich an wie vor fast 15 Jahren. Ich spürte immer noch das Kribbeln in meinem Bauch, wenn wir uns ansahen. Ich spürte immer noch die feurige Spur auf meiner Haut die seine Hände und Küsse hinterließen. Ich spürte immer noch mein Blut kochen, wenn er mir sagte, er liebe mich.
Ohne ihn wäre ich nichts.
„Papa", sagte Jace traurig, als sein zweiter Sandturm einstürzte.
Draco sah ihn mit Liebe in seinen Augen an. „Na komm, ich helf dir." Er drückte mir einen Kuss auf die Schläfe und ließ sich neben Jace nieder.
Zusammen saßen meine beiden Jungs im Sand, lachten und bauten eine Sandburg.
Ich konnte nicht anders, Tränen stiegen mir in die Augen.
Denn es war ein Moment, in dem ich unendlich glücklich und gleichzeitig traurig war.
Ich war glücklich, dass ich so wundervolle Kinder hatte.
Dass ich Draco hatte, den tollsten Mann auf Erden.
Denn Draco kannte mich.
Draco kannte jede meiner Narben.
Draco kannte jeden meiner Albträume.
Draco kannte mich wie niemand sonst.
Und Draco liebte mich. So wie ich ihn liebte. Mit ganzem Herzen, ehrlich und aufrichtig.
Aber dann überkam mich immer diese Traurigkeit, weil ich in solchen Augenblicken besonders spürte, dass bestimmte Menschen nicht mehr hier waren und das alles mit mir teilen konnten.
Daphne rannte zu Draco und Jace, ließ sich neben sie fallen und baute ihren eigenen Turm. Hochkonzentriert schaufelte sie im braunen Sand und knabberte dabei an ihrer Unterlippe.
Ich lachte auf, gleichzeitig lief mir eine Tränen über die Wange. Denn es war wie ein Messerstich in mein Herz.
Wie gerne ich sie jetzt bei mir hätte. Sie alle! Und wie leid mir alles tat.
Ich fing Dracos besorgten Blick auf. Schwach lächelte ich ihn an um ihm zu zeigen, dass alles gut war. Dann wischte ich mir schnell die Tränen von den Wangen und wandte meine Augen vom Spielplatz ab.
Ruhig saß ich dort und sah der orangenen Sonne zu, wie sie hinter den Bäumen verschwand, genoss die letzten Strahlen dieses Sommertages.
Leicht zuckte ich zusammen, als eine kleine Hand meine Finger umschlossen. Erstaunt sah ich in Jaces große Augen.
Vorsichtig zog er mich von der Bank weg, auf den riesigen Sandkasten zu. Lächelnd ließ ich mich auf die Erde gleiten und strich meinem Sohn zärtlich über die Haare.
Dann grub ich meine Hände tief in den Sand und fing an, mit meiner ganzen Familie eine Sandburg zu bauen.
Ich würde immer diese Schuldgefühle in mir tragen.
Ich würde immer diese Träume haben.
Ich würde immer diese gewisse Leere in mir spüren, weil meine Eltern Gabriella und Michael nicht hier waren. Weil meine Schwester Rosalie nicht hier war, oder meine beste Freundin Daphne, mit der mir damals nur drei Jahre blieben.
Aber ich würde niemanden von ihnen je vergessen.
Versprochen ist versprochen. Und Versprechen muss man halten.
- The End -
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The Slytherin Girl - Kalte Augen
Fanfic„Ich glaube an Hass auf den ersten Blick!" ~*~ Allyssa Lane ist eine Einzelgängerin. Egoistisch. Kalt. Böse. Unfreundlich. Verschlossen. Fies. Sie hasst die Anwesenheit anderer Menschen. Umso schlimmer, dass sie nach den Sommerferien die Hogwarts S...