Kapitel 18:

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Mit meiner linken Hand zog ich die sauberste Rasierklinge aus der kleinen, schwarzen Schachtel. Mit zittrigen Fingern ließ ich sie durch meine Hand gleiten. Es schimmerte immer noch der leichte Ton von Blut an der scharfen Klinge. Ich warf einen Blick auf die anderen vier. Alle hatten noch dunkelrote, fast schwarze Flecken. Wieder schossen mir die Bilder in den Kopf, wie ich selbstverständlich die Klinge einer meiner Haut angesetzt und diese einfach mit geschlossenen Augen zerschnitten hatte. Das Blut lief. Es hatte mich nur noch aggressiver und trauriger gemacht, ich ritze immer und immer tiefer, bis ich schließlich das Bewusstsein verloren hatte. Das war mir einmal passiert. Meine Eltern waren zu dem Zeitpunkt beide nicht zu Hause und niemand hatte mich bemerkt. Ich hätte Tod sein können. Dieses Gefühl, mich selbst verletzen zu müssen, war unbeschreiblich schrecklich. Man zwang sich selber dazu. Und genau dieses Gefühl hatte ich nun wieder.

Mir lief es kalt den Rücken runter. Ich hatte Tod sein können, wiederholte ich es in meinen Gedanken. Die Rasierklinge immer noch in der Hand fragte ich mich, warum ich es ausgerechnet jetzt tun wollte. Ich hatte nun schon lange durchgehalten, es nicht mehr zu tun. Ich wollte nicht jetzt schon schwach werden.

Vielleicht hat Harry mich auch einfach nicht gesehen, redete ich mir ein. Es beruhigte mich ein bisschen. Langsam wippte ich hin und her, die Augen fest geschlossen. Aber ich hatte es genau gesehen, dieses kleine, fast unbemerkbare Lächeln. Ich war mir sicher, das hatte ich mir nicht eingebildet. Wahrscheinlich hatte Zayn ihm eingeredet mich zu ignorieren. Ich verstand ihn einfach nicht, was war sein Problem? Er hatte absolut keinen Grund, mir zu sagen, was ich zu tun habe. Und schon gar nicht würde ich Harry in Ruhe lassen, nicht nach dem Ereignis vor zwei Tagen. Zayn war unberechenbar. Obwohl ich ihn kaum kannte, wusste ich, dass er auch ganz anders kann. Wie Harry. Er war nicht nur der Bad-Boy, auch wenn er mir bis jetzt nur so begegnet war. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Doch es machte mich einfach nur Sauer, dass er nicht wollte, dass Harry und ich Kontakt hatten. Was war daran so falsch?

Leicht ballte ich meine Hände zu Fäusten. Tränen stiegen in mir auf. Wollte er mir mein Glück erneut zerstören, auch wenn er nichts von meiner Vergangenheit wusste? Wollte er, dass Harry so bleibt wie er? Mit den wenigen Worten hatte er eine kleine Welt in mir zerstört, ohne es überhaupt zu wissen.

Ein leichter Schmerz durchfuhr meine Handfläche. »Shit. « murmelte ich. Vorsichtig öffnete ich meine Hand. Der Anblick von dem Blut ließ mich zusammen zucken. Ich hatte vor lauter Aufregung das Folterinstrument vergessen. Eine 4 Zentimeter breite Wunde zeichnete nun meine Handfläche. Und sie war nicht gerade Harmlos. Der Schmerz wurde stärker und meine Hand begann zu pochen. War es das, was ich wollte? Nein. Das Blut lief weiter aus der Wunde, es schein gar nicht mehr aufzuhören. Mit einem kleinen Ruck entfernte ich die Klinge und warf sie in die kleine Schachtel. Dann machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer. Das Blut tropfte bereits an den Seiten hinunter, der Boden war nun von kleinen Tropfen geprägt.

»Hoffentlich sieht Mama das nicht. « flüchte ich, während mir die erste Träne über die Wange lief. Die Türe aufgestoßen hielt ich meine Hand über das Becken. Das Blut tropfte schnell den komplett weißen Bereich zu. Immer mehr Tränen schossen aus meinen Augen. »Verdammt. « murmelte ich. Wenn Harry das sieht, kam es mir in Kopf. Nein er durfte mein Geheimnis nicht erfahren. Es würde ihn kaputt machen, mich so zu sehen. Er würde mir versuchen zu helfen, doch dabei kann mir keiner helfen, ich bin völlig auf mich alleine gestellt.

Ich nahm ein Kosmetiktuch und tupfte leicht über meine Hand. Es schmerzte. Deutlich schlimmer, als an meinen Armen oder Beinen. Es lag wahrscheinlich daran, dass es eine viel reizvollere Stelle war. Doch trotzdem breitete sich in mir das Gefühl aus, dass es gut tat. Wie jedes Mal, nachdem die Klingen ihre Spuren auf mir hinterlassen hatten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte es endlich auf zu bluten, sodass ich ein bisschen Wasser laufen ließ und meine Hand säuberte. Mein Gesicht verzog sich, aber da musste ich jetzt durch. Nach Minuten schlimmster Qualen trocknete ich meine Hand ab, lief in die Küche und kramte einen Verband und Pflaster aus dem Erste-Hilfe Schränkchen. Etwas unordentlich verarztete ich mich. Wie sollte ich das nur den anderen erklären, vor allem meiner Mutter? Während ich darüber grübelte, befeuchtete ich noch ein Tuch, um die Blutspuren im Flur zu beseitigen. Es waren nicht so viele, wie ich erwartet hatte. Schnell war der Boden sauber und das Tuch dreckig. Ich spülte es im Klo herunter, keiner sollte davon erfahren. Ich würde einfach behaupten, dass ich mich geschnitten hatte.

Ein Blick auf die Uhr. In einer halben Stunde kam meine Mutter nach Hause, das heißt, dass ich noch Zeit hab, um meinen Arbeitsunfall vorzubereiten. Sofort plagte mich ein schlechtes Gewissen. Mir tat es so leid, ich wollte sie nicht belügen. Ich wollte niemanden mehr belügen, ich hatte damals schon immer meine Narben geleugnet. Und auch vor Harry würde ich es verheimlichen, falls es nicht schon vorbei ist.

Zurück in der Küche nahm ich etwas Gemüse aus dem Kühlschrank und schnitt es in kleine Stücke. Dann holte ich eine Pfanne, etwas Butter und Gewürze. Ich hatte vor, eine Gemüsepfanne zu machen. Total in meinen Gedanken vertieft machte ich mich an die Arbeit. Immer wieder viel mein Blick auf den Verband und meine Gedanken zu Harry. Ich wurde einfach nicht schlau aus Zayns Handeln und Harrys Abwesenheit. Doch es brachte nichts mir noch länger den Kopf darüber zu verbrechen.

In diesem Moment drehte sich ein Schlüssel im Schloss und meine Mutter trat herein. Ein überraschter Blick traf mich. »Hey mein Schatz. Du hast gekocht? « sagte sie und lächelte geschafft. »Hey, Mum. Ja, ich wollte dir eine Freude machen. Nur es ist nicht… ehm… so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. « Verlegen hob ich meinen Arm. »Oh Gott. « rief sie und begutachtete meine Hand. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. « beteuerte ich. »Sicher? « hakte sie nach. »Jaa! « stöhnte ich und verdrehte meine Augen. »Nagut. Dann lass uns mal Essen. «

Ich nickte stumm, als mir plötzlich etwas einfiel. »Bin sofort wieder da. « murmelte ich hektisch und stürmte in mein Zimmer. Die Schachtel mit den Rasierklingen lag noch unverändert und offen auf dem Boden. Ich atmete tief durch, warf sie zurück in die Schublade und ging zurück in die Küche.

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neues Kapitel! :) also ich finds ehrlich gesagt was langweilig :o trotzdem hoffe ich, dass es euch gefällt! Bei 6Kommi's und 12Votes geht's weiter :) ♥

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