Kapitel 43:

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Ich ging zurück in mein Zimmer und reichte Harry die Flasche und das Glas. Schnell kippte er sich etwas ein und exte das Glas. Er atmete tief durch. Das Glas behielt er in seiner rechten Hand und spielte damit herum.

»Weiter? « fragte er emotionslos und ich nickte, während ich mich wieder setze.

»Ok, wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Also ich war dann also bei Zayn, mit meinem ganzen Kram. Seine Freunde verschwanden kurz danach und ich war nur noch mit ihm alleine. Er sah scheiße aus, verdammt scheiße. Sein ganzes Gesicht war voller Blut und er krümmte sich bei jedem Schritt. Es tat mir Leid, was ich getan habe, aber ich konnte mich nicht entschuldigen. Es hatte mir die Sprache verschlagen, was ich getan hatte. Ich war immer aggressiv und leicht reizbar gewesen, aber ich hatte mich vorher noch nie geprügelt, geschweige denn Jemanden geschlagen. Aber aus irgendeinem Grund war er mir überhaupt nicht böse. Er kannte mich nicht, er ließ mich in seine Wohnung, obwohl ich ihn fast Krankenhausreif geprügelt hatte und dann war er auch noch so freundlich. Ich kann mich noch genau an diesen Tag erinnern. « Er kippte sich noch etwas Wasser ein.

»Und wie ging es weiter? « fragte ich vorsichtig.

»Er bot mir an, erst mal eine Nacht bei ihm zu pennen. Ich nahm das Angebot an. Ehrlich gesagt hatte ich ein total mulmiges Gefühl. Aber es war besser, als wieder draußen in der Kälte zu pennen. Er räumte also seine Couch frei und ließ mich dort schlafen. Am nächsten Tag weckte er mich, als er Frühstück gemacht hatte. Er behandelte mich, als wäre ich ein alter Bekannter. Es war an einen Wochenende, denn Zayn ging noch zur Schule, wie er mir später mitteilte. Ich fragte ihn, warum er das alles tat und er sagte, dass er meine Reaktion cool fand und er meint, dass wir uns gut verstehen würden. Das war auch so, er ließ mich mehrere Wochen noch dort wohnen, bevor er mir meine jetzige Wohnung ganz billig besorgte. Wir wurden Freunde und verstanden uns von Tag zu Tag besser. Er besorgte mir auch einen Job, womit ich mit gut durchschlagen konnte. Ich habe ihm mega viel zu verdanken. Und dann fing das auch mit dem Feiern an. Jedes Wochenende ließen wir es richtig krachen, wir betranken uns immer bis zum geht nicht mehr. Ich hatte kurz darauf mein erstes Mal und danach habe ich aufgehört zu zählen. Jedes Mal haben wir eine mit nach Hause genommen, es war immer nur für eine Nacht. Ich fand Gefallen daran und deshalb habe ich mir hier auch einen nicht so guten Ruf verpasst. Doch es war mir egal, was andere über mich dachten. Zayn’s Schuljahr war fast zu Ende und er wollte, dass ich im neuen auch zur Schule ging. Er meinte, dass es gar nicht so schlimm wäre und er eh nur wegen seinen Freunden und den Weibern ging. Er schaffte es, mich ohne Zeugnisse anzumelden und ich konnte mit ihm in eine Klasse. Mir war Alles egal, mein Ruf, die Mädchen, die ich… du weißt schon, meine Noten. Ich wollte nur mein Leben genießen. Doch dann kamst du. «

Er ließ mir einem Moment, damit ich darüber nachdenken konnte, was er mir gerade erzählt hatte. Ich fasste mir an den Kopf und starrte ihn von hinten an. Ich wusste nicht, ob ich glücklich sein sollte, dass er das erzählt hatte, oder ob ich ihn rausschmeißen sollte. Wer verlässt schon seine Mutter, lässt sie ganz allein und beklaut sie dann noch? Ich konnte nicht glauben, dass er das getan hat. Dann das mit Zayn, ich hätte viel erwartet, aber nicht das. Das war einfach zu viel auf einmal.

Harry unterbrach meine Gedanken, indem er sich umdrehte und sich ebenfalls im Schneidersitz vor mich setzte. Wir konnten uns nun ins Gesicht schauen, doch ich hatte Angst, Angst vor dem, was er gesagt hatte. Erst jetzt hatte ich gemerkt, dass ich weinte. Die warmen Tränen befeuteten meine Wangenknochen.

»Hörst du mir weiter zu? « seine Stimme war rau und leise.  Ich versuchte ein »Ja. « herauszubringen, doch stattdessen nickte ich nur.

»Seitdem du da bist, ist es anders. Weißt du noch, als wir uns das erste Mal begegnet sind? Ich schon. Du trugst dieses lilane Shirt, ich fand es schrecklich. « er lachte ein wenig.

»Als ich dich gesehen habe, bist du mir sofort aufgefallen. Du hattest irgendwas, was mich anzog. Dann im Treppenhaus damals, ich habe auf dich gewartet mit den Jungs, aber nicht um dich dumm anzumachen, sondern weil ich dich sehen wollte. Es klingt komisch, aber es ist so. An dem Wochenende war ich wieder mit den Jungs feiern und ja, es waren auch wieder Mädchen im Spiel. Doch ob du es glaubst oder nicht, es war nicht das Selbe. Ich hatte überhaupt keine Lust, weil ich die ganz Zeit an dich denken musste. Ich habe mich Zayn anvertraut und er hat mich erst ausgelacht, und dann meinte er plötzlich, er findet dich auch toll. Das war der ausschlaggebende Grund, deshalb habe ich mich damals mit ihm geprügelt, weißt du noch? Das war alles wegen dir… «

Er biss sich auf seiner Unterlippe herum und wartete darauf, dass ich etwas sagte. Seine Augen waren ebenfalls wässrig, es war nun das dritte Mal, dass ich ihn so sah. Seine letzten Sätze brachten mich zu einem völligen emotionalen Zusammenbruch. Das war es, was ich hören wollte. Und er meinte es auch so, er meinte jedes Wort ernst. Sonst hätte er mir nicht die ganzen geschehenen Dinge anvertraut.

»Ich kann es nicht oft genug sagen, aber ich liebe dich. Ich liebe dich seitdem ich dich das erste Mal gesehen hab, seitdem wir das erste Mal mit einander geredet haben, seit unserem ersten Kuss kann ich nicht mehr klar denken. Ich habe mit dem Feiern aufgehört, ich habe mit keinem Mädchen mehr etwas gehabt. Ich habe nur Jessica geküsst. Und ich hätte es dir auch gesagt, wenn du es nicht gesehen hättest. Weil ich dich nicht belügen kann. Und über die Sache mit Jessica weißt du ja Bescheid. Ich weiß nicht, was du noch wissen willst, aber das war Alles, was mir auf den Herzen lag. Ich bin so erleichtert, dass du es nun weißt. Ich hoffe auch, dass es das war, was du hören wolltest… Julia, jetzt sag doch was. Das ist Vergangenheit. « wisperte er verzweifelt.

»Ich weiß, ich bin so froh, dass du mir Alles erzählst hast. « flüsterte ich und verlor noch ein paar Tränen. »Ich habe nur noch eine Frage. Wieso hattest du immer noch die Sachen in deiner Schublade? «

Er seufzte kurz. »Das hatte doch nichts mehr zu bedeuten. Vergess einfach, was du gesehen hast. Ich habe die Bilder schon vernichtet. «

Ich lächelte und schaute ihm in seine grünen Augen. »Danke. «

Er lächelte ebenfalls, bevor er mir meine Tränen wegwischte.

»Ist jetzt zwischen uns alles wieder gut? « fragte er vorsichtig.

»Ich denke schon. Und ich muss dir auch noch was sagen. « murmelte ich.

»Du musst mir noch ganz viel sagen, über dein Leben. Soviel weiß ich auch nicht. « warf er ein, doch ich ignorierte seine Aussage.

»Ich liebe dich. « flüsterte ich. Erleichterung machte sich über seinem Gesicht breit. Er beugte sich zu mir herüber. »Darf ich? « fragte er vorsichtig und als Antwort küsste ich ihn sanft. Es war nur ein kurzer Kuss, aber er war lang genug, dass ich sagen konnte, dass es das Richtige war.

»Und jetzt bist du dran. « sagte er. Mein Herz blieb stehen und ich wäre am liebsten einfach davon gelaufen.

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