Kapitel 29:

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»Ey Mädel ich red mit dir! Wohnst du jetzt wieder hier oder was?! « sagte ihre Stimme aggressiv und einschüchternd. Ich fand es ziemlich lächerlich von ihr, da es nicht leicht zu erraten war, dass sie sich darüber gefreut hätte um wieder ein Mobbingopfer in der Klasse zu haben. Ich wusste nicht was ich sagen soll, schaute nervös hin und her und biss auf meiner Unterlippe herum. »Ne, tu ich nicht. « antwortete ich schnippisch, da mir ihr intensiver Blick unangenehm war. Ich war nie gut darin gewesen mich gegen solche Leute zu wehren und auch in dieser Situation bekam ich einen trockenen Hals und hätte am liebsten auf der Stelle angefangen zu weinen, nicht unbedingt nur wegen dem was sie sagten, sondern auch einfach wegen diesem Gefühl, da zu sitzen, alles über sich hingehen zu lassen und sich dabei hilflos wie ein Kind zu fühlen.

»Dann ist ja gut, deinen Gestank kann man nämlich schon auf zehn Meter Entfernung riechen und von deinem Gesicht will ich gar nicht erst anfangen. « Die ganze Truppe brach in Gelächter aus. Ich hatte genug, ich war traurig und wütend wie lange nicht mehr. Ich stand auf, irrte über die Straße und suchte verzweifelt Jan und meinen Vater während ich gegen meine Tränen ankämpfte. Ich musste es mir wirklich nicht gefallen lassen, mich von denen so beleidigen zu lassen, ich war nicht verpflichtet dort zu bleiben, so wie es in der Schule gewesen war. Trotzdem taten die Worte genauso weh wie früher. Was hatte ich ihnen getan, dass sie mich so hassten und beleidigten? Was war falsch an mir?

Nun konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten und sie strömten über meine Wangen. Als ich tief einatmete, entwich mir ein lautes Schluchzen. Ein paar Leute schauten mich mitfühlend an, aber ich senkte meinen Kopf und drängelte mich schnell an ihnen vorbei. Plötzlich zupfte jemand an meinem Shirt. Ich drehte mich um es war mein Bruder, dessen Miene sich abrupt änderte, als er mein verweintes Gesicht sah. »Julia, was ist los? « auch mein Vater kam dazu, »Ist was passiert? « Ich wollte nicht schon wieder mit dem alten Thema anfangen, also dachte ich mir schnell eine Notlüge aus, um das Drama zu umgehen. »Alles in Ordnung, ich habe nur etwas ins Auge bekommen. « sagte ich mit einer überraschend überzeugenden Stimme, dann setzte ich ein schiefes Lächeln aus, woraufhin sie sich zufrieden gaben. Den Rest des Tages versuchte ich mir meine schlechte Laune nicht anmerken zu lassen und glücklich zu wirken, was mir ziemlich schwer viel, weil ich alles andere als das war. Ich hatte jedoch viele Jahre Übung darin gehabt, meine Gefühle zu unterdrücken und es war daher nichts Neues für mich.

Als wir am frühen Abend wieder zu Hause waren, zog ich mich schnell zurück und lief in mein Zimmer. Ich legte mich auf mein Bett, zog die Beine an meinen Körper und schloss die Augen. In Gedanken ging ich das Gespräch vom Nachmittag noch einmal durch. Doch mit ihm kamen so viel mehr Erinnerungen und Emotionen als ich gedacht hätte. Ich drückte mein Gesicht fest auf mein Kissen um mein Schluchzen nicht zu hören. Manchmal hasste ich mein Leben einfach. Ich konnte es nicht fassen, in wie kurzer Zeit man so tief am Boden sein konnte .

Es waren nur ein paar Worte, die einen in eine komplett andere Welt versetzten. Diese kurze Begegnung machte mich wieder völlig kaputt. Ich machte mir so viele Gedanken darüber, genau wie sie es wollten. Ich schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, dass er frei von Schlechtem wird. Doch es nützte natürlich nichts. Eine Zeit lang lag ich einfach nur reglos da, dann ich ging unbemerkt ins Bad und erfrischte mein Gesicht mit kühlem Wasser. Ich schaute in den Spiegel, ich sah mich mit anderen Augen als sonst, nämlich mit den Augen von früher. Ich sah wieder das hilflose verweinte Mobbingopfer und es machte mich krank. Würde ich meine Vergangenheit jemals vergessen können? Dabei spukten all die Worte und Beleidigungen meiner Mitschüler im Kopf herum, und ich war kurz davor schon wieder zu heulen, aber diesen Gefallen wollte ich ihnen nicht tun. Ich atmete tief ein während ich mich am Waschbecken abstützte.

Dann lief ich zurück in mein Zimmer, im Flur wurde ich jedoch von meinem Bruder abgefangen, der wie immer voller Energie war. »Julia warte mal, Papa hat mir Erlaubt noch auf den Spielplatz zu gehen, ich wollte dir noch meine neuen Tricks zeigen, bitte komm mit! « Ich war nicht sonderlich begeistert, wollte mir aber das Quengeln meines Bruders und das Nachfragen meines Vaters ersparen. »Ja klar, von mir aus. « sagte ich gespielt nett. Jan ignorierte die Gleichgültigkeit in meinen Worten und rannte die Treppenstufen herunter. Ich zog meine Ballerinas an und er seine zerfetzten Fußballschuhe, dann schnappte er sich einen Ball und rief unserem Vater zu »Wir sind mal weg, bis nachher! « »Jaaa, tschüs! « hallte die Stimme meines Vaters aus dem Wohnzimmer. Wir schlenderten die Straße entlang, während mein Bruder mit dem Ball titschte und mir wieder alles Mögliche erzählte. Zwischen seinen Sätzen warf ich ein »Echt? « oder »Cool! « ein, um ihm das Gefühl zu geben dass ich ihm zuhörte, meine Gedanken schweiften jedoch immer ab.

Doch plötzlich stockte mein Atem, als ich ein Gelächter war nahm und mein Blick auf eine Gruppe Jugendliche viel, die einige Meter von uns entfernt waren.

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