Kapitel 30:

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»Das darf doch nicht wahr sein. « winselte ich und verdrehte dabei meine Augen. Das Gelächter wurde lauter und die Stimmen drangen tiefer in meinen Kopf. Ich war nicht mal ein paar Tage hier und schon fing es wieder an. Noch eine Begegnung wie vorhin konnte ich nicht durchstehen und jetzt war noch mein Bruder dabei. Er würde die Situation sofort verstehen. Er kannte mich schließlich und er war ja nicht blöd. Ich biss auf meiner Lippe herum und lief nervös zu meinen Bruder, der gerade das Klettergerüst hochgeklettert war, um die rote, etwas verdreckte Rutsche herunter zu rutschen.

»J-Jan? « rief ich mit zittriger Stimme. Mein Blick schaute zurück. 3 Gestalten gingen gerade an dem grünen Gitterzaun vorbei, der den Spielplatz von der Straße abschirmte. Ich drehte ihnen schnell den Rücken zu. Ich hatte sie sofort erkannt. Es waren wieder Sie. Ich huschte hinter einen Holzpfahl. Es war unmöglich, dass sie mich sehen konnten.

»Ja Julia? « schrie mein Bruder, sehr verspätet. Mein Körper zuckte zusammen. Augengeschlossen hoffte ich, dass es niemand gehört hatte. »Julia wo bist du? « fragte mein Jan noch lauter. Die Schritte stoppten, ich konnte es genau hören. »Ich bin hier. « flüsterte ich. »Warum versteckst du dich denn? « er kletterte zu mir herunter. Seine brauen Kulleraugen trafen meine. »Weinst du? « In seinem Gesicht war völlige Leere. »Nein. « antwortete ich und wischte mir unauffällig das Wasser aus den Augen. »Doch tust du. « schmollte er und umarmte mich. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Deshalb war mir mein Bruder so wichtig. Auch wenn er deutlich jünger war, er verstand mich immer. »Warum weinst du denn? « seine Stimme war laut, zu laut.

»Ja genau Julia, warum weinst du? « Füße überquerten den Kiesboden. »Was ist los? Hast du Heimweh zu deiner Mama? Ohhhh! « daraufhin war ein tiefes, gemeines Lachen zu hören. Mein Bruder schaute verwirrt auf die auf uns zukommenden Personen. Ich presste ihn mit meiner rechten Hand fester an mich. Sie hatten es gehört, sie hatten mich gesehen. Warum konnten sie mich nicht einfach in Ruhe lassen. Ich habe ihnen nie etwas getan.

»Lasst mich doch einfach in Ruhe! « schrie ich, doch meine Stimme brach weg. Sie kommentierten es nur mit einem »Ohhhh. « Es zerriss mich Innerlich, dass sie mich kein bisschen achteten.

»Hast du etwa Angst? « Ich antwortete nicht. Ich hatte Angst, ja. Und zwar vor dem, was passieren würde. »Hallo, ich habe dich etwas gefragt! « ich spürte, wie mich Jemand am Handgelenk festhielt und wegzog. »Red mit mir. Oder wurde dir als kleines Kind nicht beigebracht, dass man antworten soll, wenn man etwas gefragt wird? « Ich rüttelte an meinen Arm, doch er griff nur noch fester zu. Das hier konnte nicht gut ausgehen. Ich hatte nicht die Kraft mich zu wehren und gleichzeitig wollte ich nicht, dass Jan das mit ansehen musste. »Was wollt ihr von meiner Schwester? « fragte er nett. »Jan! « flüsterte ich und boxte seine Schulter. Er wollte nur wissen, was Sache ist, aber das macht es natürlich nicht viel besser.

»Och Gott ist das süß, du musst dich jetzt schon von deinem kleinen Bruder verteidigen lassen? Du bist so armselig Julia. « er lachte mehr und mehr.

»Du bist armselig. « antwortete ich, presste meine Augen zusammen und wartete darauf, dass ich eine verpasst bekommen würde. Doch es geschah nichts. Es blieb einige Sekunden still. Dann spürte ich seinen Atem direkt vor meinem Gesicht. Ich kannte den Jungen nicht, ich kannte nur seine zwei Begleiterinnen. Zwei meiner besten Freunde – Ironie pur. »Ich glaube, ich habe mich verhört. « wisperte er, sein Gestank war nicht auszuhalten. Eindeutig hatte er ein paar Bier getrunken. Meine Hände suchten seine Schulter und ich drückte ihn weg. Ohne Probleme entfernte er sich ein, zwei Schritte. Ich atmete tief durch, es war vorbei. Ich fokussierte meinen Blick auf ihn, er schaute desinteressiert zu den Mädchen. Das war meine Chance, ich drehte mich um und wollte mir meinen Bruder schnappen. »Jan renn! « schrie ich, doch im selben Moment fiel ich durch einen Stoß zu Boden und verlor durch wehrlose Tritte mein Bewusstsein.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war und wo genau ich war, aber als ich aufwachte hatte ich tierische Schmerzen. Meine Hand fuhr zu meiner Stirn und ich rieb mir über die Augen, hoch zu meinen Harren, die ich mir aus dem Gesicht streifte. Ich versuchte mich aufzurichten, doch ich hatte keine Kraft. »Wo bin ich? « murmelte ich, in der Hoffnung eine Antwort zu bekommen. Stille. Ich drehte meinen Kopf leicht nach links. Dort war ein Regal mit Bildern, Bildern von mir, meinem Bruder und meinem Vater. Mein Kopf drehte sich nach rechts. Dort saß mein Vater mit meinem Bruder im Arm. Sie hatten die Augen geschlossen. Ich war zu Hause.

»Papa? Jan? « flüsterte ich. Keine Reaktion. Sie saßen so friedlich da und schliefen.

»Papa, Jan? « rief ich etwas lauter. Mein Vater bewegte seinen Kopf und blinzelte in meine Richtung. »Julia, du bist wach! «  er sah sehr erleichtert aus. Vorsichtig setze er meinen Bruder ab und legte ihn auf den freien Sessel.

»W-Was ist pa-passiert? « stotterte ich. Er hockte sich neben mich und ergriff meine Hand. »Julia, du bist vom Klettergerüst gefallen. « sagte er und schmunzelte leicht. »Ich bin was? « fragte ich verwirrt, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass das so schlimme Auswirkungen hat. »Bist du dir sicher? Ich kann mich an nichts mehr erinnern. « Sein Kopf nickte. »Dein Bruder hat mir das erzählt, du bist hochgeklettert und abgerutscht. Ganz komisch bist du aufgekommen. Geht’s dir gut? Wo hast du denn Schmerzen? « Er drehte sich um und griff nach einer Flasche Wasser. »Danke. « murmelte ich und trank ein paar Schlucke. »Alles Super, nur ein paar Schmerzen hier und da.. « versicherte ich ihm. »Kann ich mal kurz mit Jan alleine sprechen? Bitte! «

Er nickte stumm und weckte ihn. »Ich lass euch dann mal alleine. « Nachdem er die Türe geschlossen hatte, sah ich meinem Bruder direkt ins Gesicht. »Jan, was ist passiert? « fragte ich ihn, sein Blick fiel zu Boden. »Ich sollte es sagen, sie haben mich gezwungen. « schluchtze er. »Wer hat dich zu was gezwungen? « »Na der Junge, der dir das angetan hat. Kannst du dich nicht erinnern? Er war so gemein! « Langsam kam mein Erinnerungsvermögen zurück. »E-Er war das? Oh mein… « Ich schaute geschockt zu Boden. Wie konnten Menschen nur so grausam sein, jetzt hatten erreicht, was sie wollten. »Es tut mir leid Jan, dass du das alles mit ansehen musstest. Es tut mir so leid. « wimmerte ich und umarmte ihn fest. »Ist schon ok. Aber warum haben die das gemacht? « Das war eine gute Frage, doch die genaue Antwort wusste ich selber nicht. »Ich weiß es nicht… Aber ich hätte jetzt gerne meine Ruhe. Morgen fahr ich ja wieder und ich würde gerne fit sein bis dahin. Schlaf gut, gute Nacht. « Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor auch er verschwand.

Meine Tränen konnte ich nicht zurück halten. Harry, ich wollte nur zu Harry.

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Endlich nochmal ein neues Kapitel :) Ich hoffe, dass es gut ist. Bitte voted und kommentiert, morgen kommt dann das nächste Kapitel. Danke! :*

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