Kapitel 39:

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Mein Atem wurde unregelmäßig und ich suchte nach den passenden Worten. Ich saß immer noch auf seinem Bett, ich wusste nicht, was ich machen sollte. Meine Beine waren zu schwer, um wegzulaufen und ich hatte keine Kraft dafür. Dabei war es gerade das Einzige, was ich wollte. Ich konnte keine einzige Träne mehr zurück halten, mit einem Arm versuchte ich mein Gesicht abzudecken. Ich schaute ihn nicht an, ich saß einfach nur da und versuchte mich zu sammeln.

Er stand am Fenster. Er bewegte sich keinen Zentimeter, nur ab und zu gab er seltsame Geräusche von sich. Es hatte inzwischen angefangen zu regnen, natürlich passierte es, wenn etwas dramatisches passierte. War das nicht immer so? Ich schüttelte den Kopf. Es war Alles zu viel für mich. Am liebsten wäre ich raus gerannt, einfach in eine Richtung quer durch Köln. Wie damals, als Zayn mich gefunden hatte. Aber ich konnte mich nicht bewegen. Es fühlte sich an, als wäre ich an dieses Bett gefesselt.

Ich hatte keine Ahnung, was ich nun denken sollte. Ich wusste nicht, was ich ihm noch glauben sollte. Wie konnte sich ein Mensch in so kurzer Zeit ändern und dann auch noch so dreist lügen? Meine Gedanken spielten total verrückt. Und warum stand er jetzt nur darum? Ich konnte es nicht begreifen. Ich fuhr mir noch einmal durch meine Haare, wischte die Tränen weg, bevor ich all meine Kraft zusammen nahm und aufstand. Das Bett knarrte leicht.

So schwer war es doch nicht gewesen. Ich musterte Harry von hinten, doch dann konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Mit wackeligen Beinen ging ich aus dem Zimmer, den Flur entlang bis zur Türe, wo ich tief durch atmete. Ich drehte mich noch ein letztes Mal um, vielleicht war Harry noch hinterher gekommen. Nichts. Ich riss die Tür auf und rannte los. Die Treppen fiel ich beinahe runter und draußen im Regen wurde ich sofort durchnässt. Ich schaute mich um, doch nichts kam mir bekannt vor. Ich wollte weg, weg von hier. Ich rannte los, rechts die Straße entlang. Wenn mir nun jemand begegnen würde, würde ihm nicht auffallen, dass ich weinte. Es könnte genauso gut der Regen sein, der inzwischen meine ganze Kleidung eingeweicht hatte.

Ich rannte nicht sehr weit, wenn ich brach einfach zusammen. Ich setze mich an die Bordsteinkannte und warf meinen Kopf in meinen Schoß. Bevor ich überhaupt nachdenken konnte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

»Verschwinde! « schrie ich mit letzter Kraft und rüttelte meine Schulter.

»Julia.. « flüsterte er und hatte die Selbe, unerklärliche Wirkung auf mich wie eben. »Ich wollte das nicht… « wisperte er. Ich konnte mich nicht mehr halten. Ich stand auf, drehte mich um und sah ihm in sein Gesicht. Es war völlig verheult. Seine Augen trieften und waren rot angeschwollen und er hatte starke Augenringe bekommen.

»Es tut dir leid? Verdammt nochmal, was ist mit dem Harry passiert, den ich kennen gelernt habe? « schrie ich noch lauter. Er sagte nichts.

»Weißt du eigentlich, wie sehr du mich verletzt? Aber warum erzähle ich dir das überhaupt? Dich interessiert es doch eh nicht. Wie konnte ich nur auf dich reinfallen? « ich schluchzte laut.

»Julia, du übertreibst jetzt aber… «

»Ich übertreibe nicht! Was kann ich dafür, wenn du so ein Arsch bist und dich nur bei mir entschuldigt hast und diesen verdammt lächerlichen Song geschrieben hast, um mich am Ende doch nur ins Bett zu kriegen. Das ist so arm, wie konnte ich dir das nur alles glauben! « erneut brach ich in Tränen aus. Es war dieses Gefühl, was ich nie wieder haben wollte. Und nun ist es wieder da stärker denn je.

»Können wir bitte vernünftig miteinander reden? Ich weiß nicht, wie du auf so einen Quatsch kommst. « seine Stimme war nun auch lauter geworden.

»Hör auf mich zu verarschen. «

»Was ist nur los mit dir? « fragte er ruhig, doch ich schrie in weiter an.

»Das kann ich dich genauso gut fragen, du bist nicht mehr der, den ich kennen gelernt habe. Wie kann sich ein Mensch nur in so kurzer Zeit ändern. Oder eher gesagt, so gut schauspielern. «

»Ich bin immer noch der Selbe, wieso denkst du nur so von mir? Ich habe mich kein einziges Mal verstellt. Eben war alles wieder in Ordnung und jetzt schiebst du so eine Nummer. Wegen Nichts. « schrie er.

»Ach, jetzt bin ich es Schuld? Wie viele waren es, wie viele hast du in deinem Bett flach gelegt? « sein Kopf senkte sich. Keine Antwort.

»Es waren bestimmt so viele, dass du es gar nicht mehr zählen kannst. «

»Das ist Vergangenheit, Julia! Du weißt genau, dass du mir sehr viel bedeutest und ich weiß, dass es dir nicht anders geht. Also hör auf die so einen Müll zusammen zu reimen. « in seinen Augen spiegelte sich nichts, sie waren dunkel vor Zorn und er wurde von Minute zu Minute aggressiver.

»Wir müssen über Einiges reden. « wisperte er.

»Ich will aber nicht mit dir reden! Und jetzt verschwinde, ich will dich nicht mehr sehen. « Nichts vom dem, was ich gerade gesagt habe, stimme. Ich wollte doch nichts mehr als bei ihm sein, mit ihm reden wie beste Freunde und ich will mich nicht ihm streiten. Alles sollte in Ordnung sein.

»Bitte. Tu mir diesen Gefallen, du weißt doch überhaupt nicht, wie du nach Hause kommst. Vor allem in deinem Zustand. « er war wieder ruhiger geworden.

»Tu mir einfach den Gefallen und bring mich nach Hause. Ich - «

»Nur wenn wir reden. Ich will nicht, dass das mit uns so endet. « unterbrach er mich. Die Worte kamen aus ihm heraus geplatzt.

»Harry, nein. Ich kann nicht.. « Wenn er wüsste, warum mich das alles so fertig machte. Wenn er doch nur der wäre, für den ich ihn gehalten habe. Aber vielleicht hatte er Recht und ich übertrieb. Vielleicht war ich der Grund für das Alles, vielleicht war ich der Fehler. Ich sackte wieder zusammen.

»Du kannst. « flüsterte er und hockte sich vor mich. Er umfasste vorsichtig meinen Arm, genau auf den Verband. Erst jetzt fiel ihm es auf.

»Was hast du gemacht? « Ich schüttelte nur den Kopf. »Julia, jetzt red mit mir. Du kannst mir vertrauen. «

»Achja? « spottete ich.

»Jetzt denk mal scharf nach, würde ich sonst hier sitzen? Wenn du mir egal wärst, würde ich nicht hinter dir hinterher laufen. Ich erzähle dir Alles, was du willst, aber dafür müssen wir miteinander reden. Verstehst du das nicht? « in seiner Stimme war pure Verzweiflung zu hören. Er hatte so Recht.

»Ich brauche Zeit… « murmelte ich.

»Die bekommst du. Dann erzähle ich dir zuerst das, was du wissen willst. Ich werde dich nicht belügen. « seine Finger berührten meine Wangen. Er wollte meine Tränen weg wischen, doch durch den Regen brachte es nichts. Ich atmete tief durch und zuckte mit den Schultern.

»Bitte. « flehte er erneut, bevor ich mich an seine Brust schmiegte und er seine Arme schützend im mich legte.

»Bring mich einfach nach Hause, ich kann im Moment nicht klar denken. Gib mir bitte eine Nacht. « bat ich ihn und er akzeptierte meine Entscheidung nach kurzen Überlegen.

»Okay, du kannst so viel Zeit haben, wie du möchtest. So lange… « er stoppte.

»So lange? «

»… du und ich… du weißt schon… « ich nickte stumm.

»Komm, wir gehen. Sind nur 10 Minuten, wenn wir uns beeilen. « Vorsichtig rappelte ich mich auf und wir machten uns auf den Weg, ohne groß miteinander zu reden.

Ob wir je richtig zusammen waren, wusste ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich meine, es war noch so neu gewesen damals. Damals ist schon übertrieben, so lange war es gar nicht her. Doch eins wusste ich nun, Harry wollte mich mehr, als ich mir je hätte vorstellen können.

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neues Kapitel :) schaffen wir diesmal die 18 Likes & 10 Kommentare? Würde mir mega viel bedeuten! <3

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