Dieses Mädchen war ich

1.5K 87 3
                                    

Ich sah ihm in die Augen und meine Gedanken rasten. Hatten diese Worte etwas mit dem Gespräch zu tun, das ich neulichs zwischen ihm und Rosalie belauscht hatte? Irgendwoher kannte er mich, doch woher? Und warum erzählte er es mir nicht?
Ich hob langsam eine Hand und legte sie ihm zögernd an die Wange.
,,Bitte, erzähl mir alles!"
Ich wollte endlich die Wahrheit wissen. Ich wollte nicht, dass er Geheimnisse vor mir hatte, vor allem nicht welche, die mich betrafen.
Er sah mich eine Weile schweigend an und nickte dann zögernd. Mit einer Hand deutete er aufs Bett: ,,Setz dich, ich werde dir alles erzählen!"
Mit wackeligen Beinen ging ich zum Bett und setze mich. Meine Beine zog ich an meinen Körper und lehnte mich an die Wand. Etwas nervös spielte ich mit meinen Fingern und sah ihn abwartend an. Edward saß in der Zwischenzeit auf einem Sesseln, ein Stücke weiter weg vom Bett. Ich glaube, er hielt so viel Abstand um mich nicht zu ängstigen, doch ich hatte komischerweise keine Angst.
Also ich hatte keine Angst vor ihm, denn irgendwie war er für mich immer noch der Edward, mit dem ich die letzten Monate meine Zeit verbracht hatte. Er war der Edward, den ich immer noch liebte.
Im Moment hatte ich eher Angst davor, was ich nun von ihm erfahren würde. Angst vor der Wahrheit.
Er holte tief Luft und fing dann an zu sprechen.
,,Ich wohnte früher in Forks, in einer kleinen Stadt bei Washington. Eines Tages kam ein neues Mädchen in unsere Schule. Sie saß neben mir in Bio und ihr Blut roch unglaublich. Ich war kurz davor die ganze Klasse umzubringen, nur um einen kleinen Schluck ihres Blutes zu kosten. Es machte mich fast wahnsinnig neben ihr zu sitzen und ständig ihren unglaublichen Duft aushalten zu müssen, ohne sie zu töten!"
Fast unmerklich zuckte ich zusammen. Er wollte sie töten? Natürlich, wie konnte ich das vergessen. Vampir tranken Blut! Vampire töteten Menschen. Edward tötete Menschen.
Er musterte mich kurz und fuhr dann nach einer kurzen Pause fort.
,,Sie fand heraus, was ich war, doch sie hatte keine vor mir. Wir verliebten uns ineinander. Ich erzählte ihr viel von mir. Von meiner Vergangenheit und meiner Gegenwart. Ich erzählte ihr, dass ich kein Menschenblut trank, sondern nur Tierblut .."
Er trank nur Tierblut? Er tötete keine Menschen? Dann war er ja gar kein Monster.
Edward stoppte kurz mit seiner Erzählung und wartete, bis ich meine Gedanken geordnet hatte. Als ich es begriff, nickte ich nur kurz mit dem Kopf und er fuhr fort.
,,Eines abends nahm ich sie zum Baseball spielen mit meiner Familie. Dort wurde ein anderer Vampir auf sie aufmerksam und jagte sie bis in ihre alte Heimatstadt. Dort hätte er sie beinahe getötet, doch meine Familie und ich waren gerade noch rechtzeitig dort und konnten das schlimmste verhindern."
Wieder unterbrach er sich, diesmal um tief Luft zu holen, dann erzählte er weiter.
,,Wir lebten eine Weile glücklich zusammen, doch sie zog Unglücke beinahe magisch an, also war es nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas passieren würde. Dann kam ihr 18. Geburtstag. Wir feierten mit meiner Familie zusammen. Sie schnitt sich an einem Papier und .."
Er zögerte, suchte nach den Richtigen Worten um es mir zu erklären.
Ich unterbrach ihn in seinen Gedanken: ,,Ich kann mir denken, was passiert ist" murmelte ich leise und vermied dabei ihn anzusehen.
Er nickte leicht und nahm dann den Faden seiner Geschichte wieder auf.
,,Ich verließ sie. Durch meine bloße Anwesenheit brachte ich sie in Gefahr und ich konnte mir nicht verzeihen,  was ihr durch mich alles zugestoßen war.
Eines Tages bekam ich einen Anruf meiner Schwester, die mir erzählte, dass sie gestorben sei. Ich überprüfte es und ihre Behauptung stellte sich als Richtig heraus. Ich beschloss mich umzubringen. Ohne sie wollte ich nicht weiterleben. Mein Leben war leer ohne sie und ich konnte nicht in einer Welt leben, in der sie nicht exestierte."
Wieder eine Pause seinerseits in der er sich räusperte und mich kurz prüfend musterte um meine Reaktion abzuschätzen. Ich blieb völlig ruhig.
Ich wollte, dass er weiter erzählte.
,,Na ja, sie erfuhr es und hielt mich gerade noch davon ab. Wir kehrten nach Hause zurück und wieder schien es, als wäre alles perfekt.
Doch es war uns anscheinend nicht vorbestimmt glücklich miteinander zu leben. Es folgten noch ein Problem, doch ich will dich damit jetzt nicht langweilen. Jedenfalls kam der Tag an dem uns die Volturi, die ältesten Vampire und Hüter des Gesetzes, besuchen kamen. Sie nahmen mich mit aufgrund meiner besonderen Fähigkeiten.
Und wieder waren meine Liebste und ich getrennt.
Sie kam zu mir. Nach Italien, zu den Volturi. Sie brachte sich selbst in Gefahr, nur um mich zu retten.
Doch sie ließen mich nicht gehen.
Sie löschten ihr Gedächtnis und sie vergaß mich. Sie vergaß einfach alles, was uns betraf und kehrte zurück in ihr Leben. Soweit ich weiß, ist sie direkt danach nach New York gezogen, studierte und lernte dann einen Mann kennen, der sich allerdings als totales Arschloch entpuppte."
Er endete mit seiner Geschichte und sah mich schweigend an. Er musste es nicht sagen, ich hatte schon längst begriffen. Dieses Mädchen, das er so sehr liebte und so sehr vermisste, war ich.

Und ich bin wieder da :)
Es folgen jetzt noch 2 Kapitel und ein Epilog, dann ist das Buch leider schon zu Ende.
Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel! <3

Bis(s) du mich erkennstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt