Ich bin Dr. Cullen

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Völlig schockiert sah ich ihn an. Eric wollte sich umbringen? Das konnte ich einfach nicht glauben. Warum hätte er das tun sollen? Und warum war ich Schuld? Weil ich ihn verlassen hatte? das konnte nicht sein, er hatte mich doch nicht mal richtig geliebt. Ich war für ihn doch nichts. Er hätte jederzeit eine Neue haben können. Verdammt, er hatte mich sogar betrogen! Ich bedeutete ihm nichts und jetzt soll er sich umgebracht haben, weil ich ihn verlassen habe? Tränen sammelten sich in meinem Augen. Hatte er mich vielleicht doch geliebt? Auf eine andere Art? Hatte er einfach immer nur Angst gehabt, mich zu verlieren? Hatte ich ihm unrecht getan? Ich ging noch ein paar Schritte auf ihn zu und dieses Mal ließen seine Eltern mich zu ihm. Langsam setzte ich mich auf die Bettkannte und sah ihn an. Friedlich hatte er die Augen geschlossen und atmete ruhig und gleichmäßig. Ich streckte eine Hand aus und fuhr ihm sanft über die Wange. Erst als eine Träne auf sein Gesicht tropfte, merkte ich, dass ich weinte. Die Tränen liefen unaufhaltsam über mein Gesicht. Er hatte mich gebraucht, doch ich war nicht da gewesen. Ich war einfach weg gerannt, hatte mich dem Konflikt nicht gestellt. hab nur an mich gedacht und nicht daran, dass ich ihn damit verletzen könnte. Ich war egoistisch gewesen. Ich stand auf und verließ ohne ein Wort zu sagen, das Zimmer. Ich lief den langen Flur entlang, ohne nach rechts und nach links zu schauen und hielt erst am Ende des Ganges an. Dort ließ ich mich an der Wand auf den Boden sinken, zog meine Beine an und schlang meine Arme um sie. Meinen Gesicht vergrub ich zwischen meinen Knien. Ich hörte, wie sich jemand zögernd näherte und ich murmelte ohne aufzusehen: ,,Chuck, bitte geh Heim, ich will jetzt allein sein!" Ohne ein Wort zu sagen strich er mir kurz übers Haar und ging dann. Ich war ihm wirklich dankbar dafür, denn ich wollte wirklich allein sein. Ich wollte niemanden sehen und mich ganz einfach selbst bemitleiden. Ich hab mal gehört, man muss lernen auch im Regen zu tanzen. Doch was ist, wenn es nur noch regnet? Wenn man vor lauter Regen nichts sieht und langsam aber sicher darin ertrinkt? Wenn man kein Licht mehr erblickt, nur von Dunkelheit gefangen ist und keinen Ausweg mehr sieht. Soll man dann trotzdem weiter tanzen, nur um nicht als schwach dazustehen. Doch was, wenn die Musik leise wird und irgendwann ganz aufhört? Wenn man über seine eigenen Füße stolpert, fällt, doch trotzdem versucht aufzustehen. Aber was, wenn es nicht geht? Wenn du ganz unten auf dem Boden bist und es nicht mehr schaffst von alleine wieder auf die Beine zu kommen? Wenn du keine Kraft mehr hast und jämmerlich liegen bleibst. Wenn niemand deine versteckten Hilferufe hört, oder nicht hören will. Wenn du niemanden mehr hast und die Dunkelheit sich langsam einen Weg in dein Herz bahnt. Wenn der Regen deine Kleidung durchnässt und du anfängst zu frieren. Und wenn du ganz alleine bist und der Regen einfach nicht aufhört, was tust du dann? Weiter kämpfen? Auf Rettung hoffen? Oder einfach aufgeben und ertrinken? Also stimmt dieser Spruch nicht. Vielleicht kannst du dich noch eine Weile auf den Beinen halten, doch im endeffekt hast du gegen den Regen keine Chance. Früher oder später wird er immer siegen und dich zu Boden reißen.

Als meine Tränen versiegt waren, hob ich meinen Kopf und sah mich um. Mein Blick fiel auf einen Mann, der nicht unweit von mir entfernt auf einem Stuhl saß. Er hatte blonde Haare, war mittleren Alters, trug einen Arztkittel und sah mich an. Als ich nichts sagte und nur zurück starrte, stand er auf und kam auf mich zu. Er stellte sich vor mich und hielt mir eine Hand zum Aufstehen hin. Ich ergriff sie und mit einem Ruck zog er mich auf die Beine. ,,Sie müssen Isabella Swan sein, richtig?" Ich war noch völlig durch den Wind, also nickte ich nur. Der Arzt sprach weiter: ,,Ich bin Dr. Cullen und bin der zuständige Arzt für Eric Monroe. Er ist aufgewacht!" Sofort war ich hellwach: ,,Wirklich? Wo ist er? Darf ich ihn sehen?" Ich wollte gerade los laufen, doch er hielt mich zurück. Fragend sah ich ihn an und da fiel mir erst sein Nachname auf. Cullen. Edward hieß so mit Nachnamen. Und hatte er nicht erzählt, dass sein Vater in diesem Krankenhaus arbeiten würde? ,,Sie sind Edwards Vater, oder?" fragte ich direkt und er nickte lächelnd und bestätigte. Ich lächelte erfreut, doch seine nächsten Worte, ließen mich zusammen fahren. ,,Er ist aufgewacht, doch er hat die letzten neun Monate komplett vergessen. Das nennt man kurzzeitige Amnesie, doch es wäre auch möglich, dass die Erinnerungen für immer weg bleiben. Es tut mir leid, doch er erinnert sich nicht mehr an sie!"




Bis(s) du mich erkennstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt