Tu mir das nicht an

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(Edwards Sicht)

Hier stand ich nun. Direkt neben Aro, direkt neben seinem Tron. Und hier stand ich auch die letzten Monate.
Das hier war nun mein Platz. Mein Gesicht war ausdruckslos. Ich sprach nur das Nötigste. Fliehen war nutzlos, ich hatte es schon versucht. Meine Zeit totzuschlagen versuchte ich, indem ich an Bella dachte. Was sie wohl gerade machte, wie es ihr ging, mit wem sie unterwegs war. Ich fragte mich, ob es ihr so schlecht ging, wie beim letzten Mal, als ich sie verlassen hatte.
Ich hörte Felix näher kommen. Er gehörte zu Aros Wache und hatte anscheinend Neuigkeiten für ihn. Es interessierte mich nicht wirklich, mir war alles egal geworden. Doch als ich ihren Namen in seinen Gedanken hörte, wurde ich aufmerksam.
Ich durchsuchte seine Gedanken nach irgendwelchen Anhaltspunkten, doch fand nichts. Er hielt seine Gedanken gut versteckte, wie fast alle, wenn ich in der Nähe war.
Als er durch die große Tür kam, richteten sich alle Augen auf ihn.
Er schritt auf Aro zu und blieb direkt vor ihm stehen, dann strecke er seine Hand aus. In dem Moment in dem Aro sie ergriff und sich alle Gedanken von Felix für uns beide offenbarten, schnappte ich erschrocken nach Luft. Das war doch unmöglich. So dumm war sie doch nicht!
Sie war doch nicht wirklich hierher gekommen!
Aro nickte nur einmal: ,,Bringt sie rein!"
Dann wendete er seinen Blick mir zu. Auch ohne seine Gedanken zu lesen wusste ich, was er mir mit diesem Blick sagen wollte. Dieser Blick sollte mich ermahnen und mich daran erinnern, was meine Aufgabe war und wem ich zu gehorchen hatte.
Dann blickten wir beide wieder nach vorne. Und da war sie, sie kam gerade zur Tür rein.
Sie war noch schöner, als ich sie in Erinnerung hatte. Ihre Kleidung war in dunklen Grautönen gehalten, was ihre blasse und makellose Haut nur noch schöner wirken ließ.
Ihre Hände waren zu Fäusten geballt, um das Zittern zu verbergen.
Mit ihren Zähnen biss sie nervös auf ihrer Unterlippe herum und ich betete, dass sie nicht anfing zu bluten.
Ihre Augen suchten hektisch den Raum ab, bis sie an mir hängen blieben und ich den Funken der Erleichterung darin lesen konnte.
Sie wollte auf mich zugehen, doch Jasper und Emmett, die kurz nach ihr zur Tür herein gekommen waren, hielten sie zurück.
Es herrschte nur ein paar Sekunden schweigen, bis Aro das Wort ergriff.
,,Isabella" hauchte er mit seiner Stimme, der man ihr alter deutlich anhörte.
Er schritt langsam auf sie zu und ich folgte ihm. Nie würde ich zulassen, dass er meiner Bella so nahe kommt, ohne, dass ich dabei wäre.
,,Wir hatten dich schon erwartet" sprach er weiter und es stimmte. Aro rechnete schon lange mit ihrem Besuch, doch ich hätte nicht gedacht, dass sie wirklich kommen würde.
Er stand nun direkt vor ihr, ich neben ihm. Seine Augen fixierten Bella, doch sie sah nur mich an. Unverwand blickte sie mir in die Augen. In meine rot glühenden Augen.
Ich sah den Schrecken in ihrem Blick. Die Verwirrung und die Angst.
Ich senkte meinen Blick. Ich konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen.
Doch als ich ihre Stimme hörte, sah ich wieder auf.
,,Aro, lass ihn gehen!"
Ihre Stimme klang fest, doch wenn man genau hinhörte, war eine Spur Unsicherheit und ein leichtes Zittern zu hören.
,,Tut mir leid, doch er ist uns sehr nützlich. Doch du darfst dich verabschieden, so wie es sich gehört, wenn man sich nie wieder sieht."
Ich sah, wie Bella bei Aros Worten zusammen zuckte, auch wenn sie versuchte es zu verbergen.
Und ich sah ihr an, wie sehr sie das Gesagte verletzte.
Aro winkte seine Wachen wieder zurück und ging dann selber zu seinem Tron, er wollte Bella und mir wenigstens ein bisschen Privatsphäre geben. Ich spürte die Blicke von allen Anwesenden auf uns, als ich langsam auf Bella zuging und direkt vor ihr stehen blieb.
Sie sah mich an, blickte mir unverwand in die Augen.
Dann hob sie ihre kleine, zarte Hand und legte sie mir vorsichtig an die Wange, als hätte sie Angst, ich könnte unter ihrer Berührung zerbrechen.
Ich hörte ihren gleichmäßigen Herzschlag, warum hatte sie keine Angst vor mir? Meine Augen waren rot, das bedeutete, ich hatte Menschenblut getrunken.
Doch sie nahm es stillschweigend hin, oder ignorierte es einfach.
Wir sagten nicht, sahen uns einfach nur in die Augen.
Und irgendwann traf ich eine Entscheidung. Ich drehte mich zu Aro um, nahm davor aber ihre Hand, die von meiner Wange fiel, sobald ich meinen Körper von ihr weg drehte um Aro anzusehen.
,,Nimm ihr ihre Erinnerungen!"
Ich sagte nur diesen Satz zu ihm, doch ich war mir sicher, dass er mich verstand. Dass er verstand, dass ich nur wollte, dass Bella ein glückliches Leben hatte, ohne die Erinnerung an mich.
Er hatte jemanden in seiner Wache, dessen Fähigkeit die Manipulation der Gedanken war und darüber war ich im Moment ausgesprochen froh.
Ich drehte mich zurück zu Bella, die fassungslos ihren Kopf schüttelte: ,,Das kannst du nicht machen, Edward! Bitte, das geht nicht!"
Ich unterbrach sie: ,,Bella, du weißt, ich will nur das Beste für dich!"
Auch wenn es mir unglaublich Leid tat es auszusprechen, wusste ich, dass es das Beste für sie war. Und sie wusste das auch.
Ich sah die Tränen in ihren Augen, die anfingen unaufhaltsam über ihre Wangen zu fließen.
,,Das kannst du nicht machen .. tu mir das nicht an, Edward .."
Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, doch ich verstand sie natürlich trotzdem.
Sie legte ihre dünnen, zarten Arme um mich, sie hatte abgenommen seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte.
Ich schlang meine Arme um ihre Taille und drückte sie fest an mich. Ich hörte ihr beinahe lautlose Weinen, sie wusste, dass sie mich nie wieder sehen würde.
Sie hielt mich fest, als wäre ich ihr letzter Halt, bevor sie in den Abgrund stürzen würde.
Doch ich wusste, sie wird glücklicher sein, wenn sie sich nicht mehr an mich erinnerte. Wenn sie sich nicht mehr an uns erinnerte. Und das machte es wenigstens ein bisschen besser für mich, zu wissen, dass sie gleich nicht mehr so leiden müsste.
Ich löste mich etwas von ihr, nur um ihr wieder in die Augen zu sehen.
Und dann küsste ich sie.
Es war ein Abschiedskuss, das wussten wir beide.
Dieser Kuss drückte unsere Verzweiflung unsere Angst und unsere Trauer aus. Und ich wünschte mir, dass dieser Moment ewig dauern würde.
Sie versuchte mich zu halten, als ich mich von ihr löste, doch natürlich war ich immer noch viel stärker als sie. Ihre Augen waren voller Tränen und als ich meine Lippen auf ihre Stirn presste, schloss sie sie.
Ich liebe dich Bella! Ich werde dich immer lieben!
Das dachte ich mir, als ich mich umdrehte und ging.
Sie versuchte mir zu folgen, doch Jasper und Emmett hielten sie fest, sodass sie keine andere Wahl hatte, als mir nur nachzusehen.
An der Tür drehte ich mich noch einmal um und sah sie an.
Wie sie so verloren und klein wirkte, wir ihre traurigen Augen mich ansahen.
Und in dem Moment schwor ich mir, irgendwann zu ihr zurück zu kommen.

Alsooo, wie ihr wahrscheinlich schon bemerkt habt, ist dies ein Kapitel aus der Zeit in der Edward bei den Volturi war. Ich hoffe, das ist klar geworden.
Das Ende rückt immer näher ..
Ich hoffe ihr genießt dieses Kapitel :)
Gute Nacht!.

Bis(s) du mich erkennstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt