Ich weiß, dass du lügst

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Müde und völlig erschöpft verließ ich das Krankenhaus mitten in der Nacht. Eric und ich hatten lange geredet. Ich hatte ihm ein wenig von und erzählt. Doch ich hatte kein Wort darüber verloren, was er mir alles angetan hatte. Ich musste damit abschließen und neu mit ihm beginnen. Er erinnerte sich wirklich nicht mehr an mich, doch er war bereit dazu, unsere Beziehung fortzuführen. Er war nett und wirklich witzig gewesen an diesem Abend. Das war der Eric in den ich mich damals verliebt hatte. Der Eric, den ich all die Monate vermisst hatte. Der Eric, zu dem er anscheinend nun wieder geworden war. Ich hoffte es so sehr. Doch wenn ich ganz ehrlich zu mir wäre, müsste ich mir eingestehen, dass ich nie wieder zu Eric zurück gegangen wäre, würde Edwards Zukunft nicht auf dem Spiel stehen. Ich durfte Edward nicht mehr treffen und ich gab zu, dass mir das das Herz brach. Ich konnte Edward auch nicht erzählen, was der wahre Grund ist, dass ich mich nicht mehr mit ihm treffen konnte. Würde sein Vater ihm die Wahrheit erzählen? Oder würde er sich an die ärztliche Schweigepflicht halten? Ich kramte nach meinem Handy in der Handtasche, Erich würde morgen schon entlassen werden und ich musste noch meine Sachen irgendwie von Edward holen und die Wohnung aufräumen. Als ich mein Handy einschaltete und der Display aufleuchtet e, zog ich überrascht meine Augenbrauen nach oben. Edward hatte versucht mich zu erreichen. Sogar mehrmals. Um genau zu sein hatte er 48 Mal angerufen. Mein Mund verzog sich zu einem Lächeln. Er machte sich Sorgen um mich, ich war ihm wichtig! Und das machte mich gerade unglaublich glücklich. Völlig in Gedanken rief ich mir ein Taxi, wartete, bis es hielt und stieg dann ein. Ich lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe und schloss erschöpft die Augen, während der Fahrer mich zu der, von mir genannten, Adresse fuhr. Ich musste wohl auf der Fahrt eingeschlafen sein, denn als ich die Augen gefühlte zwei Sekunden später aufschlug, hielten wir gerade vor unserem Appartement und der Fahrer drehte sich zu mir um: ,,Wir sind da, Miss". Ich nickte, gab dem Fahrer sein Geld und stieg dann aus. Ich war todmüde und wollte einfach nur noch ins Bett. Ich drückte die Haustür auf und lief die vielen Stufen nach oben. Irgendwie kam mir die Treppe heute noch länger vor. Als ich gerade die Wohnungstür aufschließen wollte, klingelte mein Handy erneut. Seufzend holte ich es aus der Tasche und sah Edwards Nummer auf dem Bildschirm. Ich zögerte, doch dann drückte ich den Anruf weg. Ich schloss die Tür auf und wollte gerade eintreten, als mich eine bekannte Stimme in der Bewegung inne halten ließ: ,,Du drückst mich weg?" fragte Edward mich und seine Stimme hörte sich eher belustigt, als verletzt an. Ich schloss die Augen. Einerseits war es verdammt scheiße, dass er hier war, denn wir durften uns nicht mehr sehen. Andererseits spüret ich, wie mein Herz schneller schlug und mein Atmen flacher wurde, als ich seine Stimme vernahm. Mit noch geschlossen Augen drehte ich mich zu ihm um, doch als ich meine Augen aufschlug um ihn anzusehen, war sein Gesicht näher als erwartet. ,,Ich hab mir Sorgen gemacht, Bella, was ist passiert?" hauchte er und ich musste mich zusammen reißen um nicht zu vergessen, was ich tun musste. Also wich ich vor ihm zurück und sah ihn mit festem Blick an: ,,Wir dürfen uns nicht mehr sehen, Edward!" Gebannt beobachtete ich sein wechselndes Mienenspiel. Von Überrascht zu ungläubig, von ungläubig zu traurig und von traurig zu verwirrt. ,,Warum?" fragte er schließlich, als er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Ich schüttelte leicht den Kopf, doch antwortete ihm schließlich mit einer Lüge: ,,Ich habe eingesehen, dass Eric derjenige ist, zu dem ich gehöre. Ich bin mit ihm zusammen und er liebt mich, ich kann ihn nicht verlassen! Und wenn ich mich weiterhin mit dir treffe, dann würde ich mich eventuell in dich verlieben und das darf ich nicht riskieren!" Es war nicht alles eine Lüge, doch ich hatte auch nicht die vollständige Wahrheit gesagt. Er kam einen Schritt auf mich zu und nahm mein Gesicht fest in seine Hände und zwang mich somit ihn anzusehen. Als er sprach klang seine Stimme rau und heißer, doch immer noch samtweich: ,,Ich weiß, dass du lügst, Bella!"


Bis(s) du mich erkennstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt