30. Kapitel

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Ich meinte die Sachen die ich vorhin zu Jake gesagt hatte ernst. Nur bei ihm fühlte ich mich wirklich wohl. Eigentlich wollte ich bei ihm liegen bleiben, aber irgendwas ließ mich aufstehen. Ich wollte diese Kidnapping Sache hinter mich bringen. Zwar wollte ich das unbedingt mal miterleben, nur war ich wirklich bereit? Das war die große Frage.
"Warum ziehst du dich wieder an?", fragte mich Jake vom Bett aus. Wir waren irgendwie in das Schlafzimmer gekommen. Er hatte mich wahrscheinlich getragen, oder so.
"Ich kann nicht still bleiben. Ich will die Sache hinter mich bringen.", erklärte ich, während ich meine wild verstreuten Klamotten zusammensuchte.
Er seufzte."Kannst du nicht noch ein bisschen Ruhe geben? Gerade war es angenehm Engelchen."
"Gott, ich bin so aufgeregt."
"Komm wieder zu mir.", befahl er. Auf Streit hatte ich jetzt keine Lust deswegen legte mich wieder zu ihm. Lächelnd legte er einen Arm um mich."Schon viel besser."
Ich lächelte auch. Trotzdem ließ mich die Sache nicht los. Hoffentlich wusste ich was ich gleich tun würde. Es war gewagt, aber ich wollte es probieren.
"Jake, können wir das heute machen? Ich will es unbedingt heute sehen. Bitte."
"Wegen mir können wir immer. Es liegt an dir, ob du es tatsächlich mit ansehen willst Engelchen."
Das war die entscheidende Frage. Wollte ich? Ich wusste ja, was er machen würde. Höchstwahrscheinlich das Mädchen küssen. Das war meine größte Sorge. Ja, das klang komisch, aber seit ich Jake kannte waren mir solche Sachen wichtiger, als die Gesundheit irgendeines Mädchens.
Ich wollte das jetzt hinter mich gebracht haben."Ich will das sehen Jake."
Er grinste und strich mir über die Wange."Einverstanden. Genieße die letzten unschuldigen Stunden deines Lebens Engelchen. Heute Abend kannst du dich alles andere außer unschuldig nennen."
Jetzt musste ich doch schlucken. In was hatte ich ich da wieder rein geritten?! Weil ich meine verdammte Klappe immer aufreißen musste.

Er hielt vor dem Mehrfamilienhaus, in dem ich einmal gewohnt hatte. Es war so weit. Meine Aufregung war unglaublich present.
Jake sah aus wie immer. Lässiger Look, seine schwarzen Haare verwuschelt, seine schwarzen Augen undurchschaubar und seine Mundwinkel deuteten ein Grinsen an. Er schaute mich ernst an."Alles, was in der nächsten Stunde passiert würde ich dir nie antun. Egal was ich machen werde, hab keine Angst vor mir. Ich bin immernoch derselbe."
Ich konnte nicht anders als stumm zu nicken und diese Worte auf mich wirken zu lassen.
Er hob mein Kinn an."Und vergiss nicht, ich liebe dich. Nur dich."
Wieder nickte ich. Ich wollte ihm sagen, dass ich keine Angst vor ihm haben würde, dass ich ihn liebte, brachte es aber nicht hervor. Jake beugte sich zu mir rüber und gab mir einen kleinen zärtlichen Kuss."Jetzt geh Engelchen. Je schneller wir das hinter uns bringen desto schneller kann ich dich wieder im Arm halten."
Ich öffnete die Beifahrertür und setzte einen Fuß auf den Gehweg. Bevor ich ausstieg, drehte ich mich nochmal zu ihm um."Pass auf dich auf.", sagte ich mit leicht zitternder Stimme.
Er lächelte."Mach ich Engelchen."
Ich kramte in meiner Handtasche nach meinen Autoschlüsseln und als ich sie gefunden hatte, setzte ich mich in meinen Mini. Das Gefühl von Normalität durchzuckte mich. Ich startete den Motor. Jake hatte gewartet und fuhr jetzt ebenfalls los. Die Verfolgung aufnehmend beobachtete ich ihn in seinem Rückspiegel. Er sah nicht angespannt aus, eher konzentriert. Es war interessant ihn zu beobachten. Sein Blick glitt zum Rückspiegel und zwinkerte mir zu. Peinlich berührt wandte ich den Blick ab. Im Kopf hörte ich sein belustigtes Lachen.
Wir fuhren tiefer in die Innenstadt Londons. Nach ungefähr zehn Minuten Fahrt parkte er seinen Porsche vor einem luxuriös wirkenden Nachtclub. Ich tat es ihm gleich, parkte aber weiter weg, wie er mir befohlen hatte. Jake stieg aus und ging ruhig zum Hintereingang. Er hielt eine Karte an den Scanner und öffnete somit die Tür. Dann war er auch schon verschwunden und ich saß allein in meinem Auto. Wie lange brauchte er um ein Mädchen zu finden? Bestimmt nicht lange. Er war wahrscheinlich darin erprobt, leichte Opfer ausfindig zu machen. Würde sie mit ihm kommen? Natürlich würde sie. Jake war attraktiv. Sehr attraktiv. Ich musste es schließlich wissen.
Und was meinte er vorhin, als ich ihm gesagt hatte, dass ich das Mädchen nicht verletzen konnte mit 'Wart's ab'? Fragen über Fragen und bis jetzt noch keine Antworten in Sicht.
Ganze zehn Minuten war ich mit meinen Gedanken weg, bis ich zwei Gestalten zu dem Porsche gehen sah. Augenblicklich wischte ich meine Gedanken beiseite, setzte mich aufrecht hin und richtete gebannt meine Augen auf Jake und das Mädchen.
Das Mädchen war ungefähr so groß wie ich und ebenfalls so alt wie ich. Sie war dünn. Dünner als ich. Das war sehr dünn. Ihre braunen Haare waren lockig und fielen bis zu ihrer Hüfte.
Jake drückte sie gegen das Auto und strich ihre Wange entlang bis zu ihrem Mund. Sie schmolz förmlich dahin. Eifersucht flammte in mir auf. Jake beugte sich zu ihr runter und tat genau das, wovor ich am meisten Angst hatte. Er küsste dieses Miststück. Direkt vor meinen Augen. Ich zwang mich ihn und sie weiter zu beobachten. Ihre Hände lagen auf seiner Brust und seine auf ihren Hüften. Wut machte sich bemerkbar. Diese Schlampe küsste ihn. Ich verstand plötzlich, was er vorhin gemeint hatte. Jetzt konnte ich ihr definitiv weh tun. Beinahe in der Luft zerrissen. Und ich würde.
Sie drückte sich enger an ihn. Langsam wanderten seine Hände zu ihrem Hals. Sie merkte nicht, was er vorhatte. Er drückte brutal zu, ein böses Lächeln auf den Lippen. Sie öffnete den Mund für einen stummen Schrei. Ich schaute fassungslos zu. War das mein Jake? Nein, aber er hatte mich ja gewarnt.
Sie sackte in sich zusammen und Jake hob ihren leblosen Körper hoch. Im Mondlicht konnte ich das Grinsen auf seinen Lippen sehen. Angst war eine der Emotionen, die diese Situation beschrieben. Angst vor ihm. Allerdings war ich auch zufrieden. Darüber, dass diese Schlampe leblos in seinem Auto saß. Das hatte sie dafür verdient, dass sie meinen Freund geküsst hatte.
Er stieg ein, startete den Motor und ich fuhr ihm wieder hinterher nach Hause. Sein Blick blieb wieder an meinem im Rückspiegel hängen. Etwas wildes loderte darin. Ich lächelte, um ihm zu zeigen, dass es mir gut ging. Er erwiderte das Grinsen und zwinkerte mir zu.
Dann gab er Gas. Ich war trotzdem irgendwie noch unschuldig, deswegen hielt ich brav die Tempogrenze ein und verdrehte in Gedanken die Augen.
Obwohl, vielleicht war es besser wenn Jake das Mädchen schon in den Keller gebracht hatte wenn ich ankommen würde. Besser für sie.

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