Ich gähnte. Gestern war ich wohl wirklich in Jake's Armen eingeschlafen. Ein wenig überraschte es mich schon, weil er trotzdem mein Entführer war. Im Moment verhielt er sich nicht so.Es war als ob er verstanden hätte, wie er mich für sich gewinnen kann.
Hatte er auch irgendwie.
Jake schlief noch. Er sah so ruhig aus. Wenn man ihn schlafend sah, dachte man gar nicht daran, dass er unschuldige Mädchen entführte. Seine Mundwinkel umspielte ein Lächeln. Das ließ ihn ungefähr drei Jahre jünger wirken. Ich seufzte verträumt.
Einen Moment beobachtete ich ihn noch, stand dann aber auf. Ich wollte unbedingt nach dem Mädchen sehen. Sie war bestimmt schrecklich verängstigt. Wahrscheinlich konnte ich ihr nicht helfen. Höchstens die Angst nehmen.
Leise schlich ich im Pyjama zum Keller. Die Tür war zugeschlossen.
"Fuck!",fluchte ich leise. Wo waren seine Schlüssel? Denk nach, denk nach! Natürlich! Sie lagen auf der Anrichte in der Eingangshalle. Schnell schnappte ich sie mir und eilte zurück zu der Kellertür.
"Hallo?", flüsterte ich den langen, dunklen Gang entlang. Ich errinerte mich, dass Jake das Mädchen in das erste Zimmer gebracht hatte. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Das Zimmer war in einem hellen gelb gehalten und ich blieb einen Moment beeindruckt stehen.
"Wer bist du?", fragte eine verängstigte Stimme. Das Mädchen saß zusammengekauert auf dem Bett und musterte mich.
Abwehrend hob ich die Hände."Ich bin Ally. Wer bist du?"
"Jill.", sagte sie. Jill klang ein wenig sicherer.
"Geht es dir gut Jill?", erkundigte ich mich besorgt.
Ihre Hand wanderte zu ihrem Kopf und sie nickte."Hat er dich auch entführt?"
Auf diese Frage war ich nicht wirklich vorbereitet gewesen. Ja, er hatte mich entführt, aber jetzt? Waren wir ein paar oder was war das was wir hatten?
"Hat er,aber er tut dir nichts solange du seinen Anweisungen folgst."
"Was wenn nicht?"
"Tu einfach was er sagt."
Sie schaute mich ängstlich an. Beruhigend griff ich nach ihrer Hand.
"Vertrau mir. Ich bekomme ihn in den Griff.", versicherte ich ihr nochmal. Sie zögerte kurz, nickte dann aber einverstanden.
"Warum bin ich hier?" Ich merkte sofort, dass ihr diese Frage schon die ganze Zeit unter den Nägeln brannte. Es war unglaublich schwer ihr zu erklären wo sie hin käme. Jill tat mir unbeschreiblich leid. Jedes dieser Mädchen tat mir leid. Sie hatten ein normales Leben verdient, nicht das einer Sklavin unter unmenschlichen Bedingungen.
"Ich werde verkauft, stimmts?", fragte sie konzentriert. Ich schaute Jill mit Tränen in den Augen an.
"Ja.", schniefte ich. Jill schien das relativ kalt zu lassen. Naja, geschockt war sie schon, aber im Gegensatz zu mir ging Jill damit gut um. Sie zog mich zu sich und murmelte mir ins Ohr, dass es nicht meine Schuld wäre, dass sie es schaffen würde. Ich konnte einfach nicht mehr.
Er hatte mir meine Rechte, meine Freiheit und meine beste Freundin genommen! Ich liebte ihn, aber ich wollte unter keinen Umständen, dass dieses entführen weiter ginge. Es war genug. Er hatte meine Grenze überschritten als er Jill gestern her gebracht hat und mir förmlich meine Meinung darüber verboten hatte.
"Ich hol dich hier raus. Versprochen.", sagte ich entschlossen und wischte mir die Tränen weg.
"Nein! Auf gar keinen Fall bringst du dich wegen mir in Gefahr Ally."
"Das ist das mindeste was ich für dich tun kann Jill."
Sie lächelte dankbar und drückte meine Hand."Ist schon gut. Ich komme auch alleine klar."
Energisch schüttelte ich den Kopf."Dann sorge ich wenigstens dafür, dass du an einen angenehmen Ort kommst."
Jill seufzte und nickte ergeben. Einige Minuten herrschte Stille zwischen uns.
"Ist Jake dein...dein Freund?",erkundigte sich Jill schließlich. Sie beobachtete meine Reaktion. Ich war auf diese Frage nicht gefasst gewesen. Was war die Antwort?
"Ich...ja. Ist er." Irgendwie fühlte es sich richtig an das zu sagen auch wenn Jake ein Monster für Jill war. Für mich bedeutete er viel. Ich liebte seine Art mich belustigt zu mustern und wie er mich küsste und hielt.....
Jill lächelte."Dachte ich mir schon."
"Hast du nichts dagegen zu sagen?", fragte ich erstaunt.
Sie schüttelte den Kopf."Ich akzeptiere es. Er ist dein Freund. Das ist okay für mich. Wenn er mich nicht entführt hätte wäre ich vielleicht auch hinter ihm her."
Ich lächelte dankbar.
"Engelchen?", hörte ich Jake nach mir rufen.
Eilig stand ich auf. Er dürfte mich nicht hier unten erwischen. Seine Reaktion wäre fragwürdig.
"Denk dran..."
"Mach was er sagt.", ergänzte sie und winkte mir zu. Ich tat es ihr gleich.
"Engelchen wo bist du?",rief er nochmal.
Als ich unmittelbar hinter ihm stand antwortete ich."Hier bin ich."
Jake lachte und drehte sich zu mir um. Seine Hände legte er auf meine Hüften.
"Ich habe dich überall gesucht. Wo warst du?"
"Ich ähm...habe nach Weihnachtsdeko gesucht.", log ich.
Jake musterte mich mit seinen schwarzen Augen."Du lügst. Warst du bei Jill?"
Mist! "Nein. Jill? Wer ist Jill?"
Er hakte einen Finger in meinen Hosenbund und zog mich zu sich. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast. "Sag die Warheit Engelchen. Ich hasse Lügen."
Ich schluckte.
"Antworte.", drängte er mich. In seinen Augen konnte ich mein verängstigten Gesichtsausdruck sehen.
"Lass Jill gehen.", brachte ich hervor. Jake stöhnte und ließ mich los.
"Werde ich nicht."
"Dann sorg dafür, dass sie an einen angenehmen Ort kommt.", bat ich ihn sanft. Ich musste jetzt liebevoll vorgehen, nicht aggressiv, sonst raßtete er aus.
Seine Gesichtszüge glätteten sich."Was liegt dir an ihr?"
Ich schaute ihn mit einem das-ist-nicht-dein-ernst Blick an. Kapitulierend hob er die Hände."Ich hab verstanden. Ich tue was in meiner Macht steht, wenn es mein Engelchen glücklich macht."
Erleichtert umarmte ich ihn."Danke, das liegt mir sehr am Herzen."
"Was machst du nur aus mir? Früher hätte ich so etwas nicht gemacht.", murmelte er vor sich hin.
Ich lächelte und zog ihn zu mir runter. Jake öffnete seinen Mund der auf meinem lag.
Er grinste als ich mich von ihm löste."Komm Engelchen, wir dekorieren das Haus weihnachtlich."
Ich jubelte, klatschte in die Hände und ließ mich von ihm mitziehen.

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His Sacrifice
Misteri / ThrillerIch habe schwarze Haare, große graue Augen, bin durschnittlich groß und lebe in London. Wie du siehst bin ich normal. Unauffällig. Nun gut. Eine kleine Berühmtheit war ich, aber das änderte nichts daran, dass mein Leben langweilig war. Ich hätte ni...