28. Kapitel

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"Wann hast du damit angefangen?", fragte ich neugierig. Jake saß neben mir und musterte mich eingehend. Einen kurzen Moment überlegte er.
"Vor fünf Jahren.", sagte er ruhig.
Wie alt war er überhaupt? Hatte ich ihn das jemals gefragt? Er begegnete meinem fragenden Blick und seine Mundwinkel zuckten."Ich bin 25 Jahre alt."
Er war drei Jahre älter als ich? Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich das nicht gewusst hatte und nickte.
"Warum tust du das?"
Einen Moment verdunkelten sich seine Augen."Ich mag es Menschen leiden zu sehen. Es macht mir Spaß sie aus ihrer natürlichen Umgebung zu reissen."
Ich musste schlucken. Das war ein starkes Argument. Eigentlich hätte ich eine Antwort wie 'wegen dem Geld' oder 'ich werde gezwungen' erwartet, aber er hatte mich ja schon gewarnt, dass die Wahrheit ziemlich hart sein würde.
"Dich werde ich nie wieder verletzen Engelchen. Das weißt du auch.", fügte er beruhigenden hinzu.
Ja, das wusste ich. Und ich zweifelte auch nicht daran. Wie er mich anschaute sprach Bände. Da war keine Aggressivität oder Wut. Eher eine Mischung aus Liebe und manchmal Belustigung.
Sanft hob er mein Kinn an und streifte meine Lippen mit seinen. "Ich habe dich gewarnt. Du wolltest ja nicht hören."
Ich lächelte mutig."Ist schon okay. Mir geht es gut."
Er zog prüfend eine Augenbraue hoch. Bevor er etwas erwidern konnte, fragte ich ihn weiter aus.
"Wie lange beobachtest du diese Mädchen?"
"Kommt drauf an, um wen es sich handelt.", sagte er und zwinkerte mir zu. Ich gab mich mit der Antwort zufrieden.
"Wie bekommst du sie soweit, dass sie freiwillig mit dir kommen?"
Grinsend beugte er sich vor und küsste mich gierig. Ich stöhnte, ließ ihn machen und vergaß , was ich hier eigentlich tat.
Er löste seinen Mund von meinem."So."
Ich verstand ,auf was er hinaus wollte. Er benutzte also sein Aussehen um die Mädchen zu entführen.
Das bedeutete aber,dass er Jill geküsst hatte und Holly und all die anderen! Mein Blick schoss zu seinem. Er schaute bedauernd zu mir runter."Das ist die einzige Möglichkeit."
Eifersucht keimte in mir auf."Ist es ganz bestimmt nicht!"
Zärtlich hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn."Engelchen, du bist die einzige, die ich gerne Küsse. Ich küsse dich so, weil ich dich wirklich liebe. Die anderen sind mir dabei egal."
Seine Worte besänftigten mich auf der Stelle. Trotzdem brauchte ich für die nächste Frage eine Menge Mut. Ich hatte schreckliche Angst vor seiner Antwort."Hast du mit einer von ihnen geschlafen?"
Er schüttelte lachend den Kopf."Ob du es glaubst oder nicht, Vergewaltigung ist noch nie mein Ding gewesen."
Erleichtert atmete ich auf. Wenn die Antwort anders ausgefallen wäre, hätte ich meine Reaktion nicht vorhersehen können.
"Wann gehen wir das nächste Mädchen...kidnappen?", fragte ich voller Elan.
Jake grinste."Mal sehen."
Ich war ein wenig enttäuscht, aber andererseits auch froh. Ich hatte keine Ahnung, ob ich darauf vorbereitet war.
"Du musst nicht mit. Ich nehme dich mit, wenn du es unbedingt willst, aber wenn du angst hast...", sagte er sanftmütig.
Ich schüttelte den Kopf."Ich komme mit."
"Okay. Ich habe dich gewarnt."
Wie würde es überhaupt ablaufen? Wo entführt man Mädchen? Wahrscheinlich konnte ich mir diese Fragen nicht beantworten, weil ich nicht wie Jake dachte. Oder generell ein Mann.
"Wie wird das ablaufen? Was werde ich machen?"
Er zog mich zu sich auf den Schoß, sodass ich ihn anschauen konnte. Nachdenklich strich er mir über die Wange."Du machst nichts außer zusehen. Aus sicherer Entfernung."
"Aber-"
"Hör mir zu. Ich bringe dich zu deiner Wohnung, du nimmst dein Auto und fährst mir hinterher. Wenn du siehst, dass ich anhalte, halte auch an. Ich hole das Mädchen, überwältige sie und nehme sie mit. Du bleibst in deinem Auto sitzen und schaust zu. Dann fährst du mir wieder hinterher zu unserm Haus.
Ich will unter keinen Umständen, dass du dich einmischst und dich in Gefahr bringst. Hast du mich verstanden Engelchen?", sein Tonfall war nicht mehr liebevoll. Er klang streng und besorgt.
Das war ein Plan. Ein sehr konkreter Plan. Hatte er ihn sich gerade eben erst ausgedacht?
Jake hob mein Kinn an und schaute mich unentwegt mit seinen schwarzen Augen an."Hast du verstanden?"
Ich nickte schnell. Eigentlich wollte ich ihm helfen. Mir war klar, dass er das niemals zulassen würde. Trotzdem machte es mich ein bisschen wütend, dass ich nicht helfen durfte.
Jake grinste wissend."Nicht traurig sein Engelchen."
"Ich bin nicht traurig.", entgegnete ich zickig. Kapitulierend hob er die Hände."Ruhig Blut. Du musst erstmal wissen, wie man das macht. Ich lasse dich nicht unvorbereitet so etwas tun."
Da hatte er auch wieder recht."Wie macht man es denn?"
Lächelnd hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn."Siehst du ja dann."
Mist. Ich war zu durchschaubar. Oder er zu gut. Seufzend schmiegte ich mein Gesicht in seine Halsbeuge. Ich war aufgeregt und ängstlich zugleich. Wer war das Mädchen? Wäre sie wütend oder verzweifelt? Eine Frage plagte mich schrecklich. Würde Jake sie küssen?
"Was hast du für Sorgen Engelchen?", fragte er mich und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. Ich wich seinem prüfenden Blick aus, da ich angst hatte, dass er Wut und Eifersucht darin erkennen würde. Er beugte sich so weit zu mir runter, dass sich unsere Nasenspitzen berührten. "Antworte mir."
Wieder wich ich seinem Blick aus. Sanft presste er seinen Mund auf meinen. Ich ließ mich von ihm halten, bis ich merkte, dass ich es komisch fand, dass er mich küsste und Jill und Holly auch. Ein Schauer durchfuhr mich, aber es war kein angenehmer. Ich versuchte ihn weg zu drücken, aber er zog mich noch enger zu sich. War das okay? Ich meine, dass er diese Mädchen küsste. Das war kein Betrug. Er küsste sie ja nicht zum Spaß, oder?
Unbehagen machte sich in mir breit. Es fühlte sich falsch an.
"Lass mich Jake.", rief ich, sprang von seinem Schoß auf und ging rückwärts aus dem Wohnzimmer. Jake musterte mich irritiert."Geht es dir nicht gut Engelchen?"
Ich schüttelte schnell den Kopf. Mir kamen die Tränen. Er küsste diese Mädchen, das war der letzte Gedanke bevor mir die Tränen über die Wangen liefen. Ich wollte hier raus. Es wurde mit zuviel. Er stand auf und wollte mich zu sich ziehen, ich hob abwehrend die Hände drehte mich um und ließ einen verwirrten Jake zurück.

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