Stexpert-Wenn aus Freundschaft Liebe wird

Kapitel 6

Pov Stegi

Ich dachte noch ein ganze Weile über Tim und mich nach, jedoch vergaß ich dabei völlig die Zeit. Als ich das nächste Mal auf mein Handy schaute, war es schon 18:38 Uhr. Mist. Ich hatte Tim doch versprochen, dass ich in spätestens einer Stunde wieder zurück sei. Ich legte die 2€ auf den Tisch und verschwand danach gleich aus dem Café. Ich rannte nach Hause und kam völlig aus der Puste vor meiner Haustür an. Da ich keinen Schlüssel dabei hatte, musste ich wohl klingeln. Ein paar Sekunden später hörte ich schon ein "Stegi?!" durch die Lautsprecher ertönen. "Ja,ich bins." sagte ich leise aber dennoch verständlich. Ich hörte ein Summen und öffnete die Tür. So langsam ich konnte ging ich die Treppen hinauf. Ich hatte schon wieder das Bedürfnis, mich einfach zu verpissen. Aber das konnte ich nicht. Ich musste mich der Situation stellen, ob ich wollte oder nicht. Ich ging die letzten Treppenstufen hoch und blickte sogleich in die Augen von Tim, welcher auf mich zu gerannt kam. Ich blieb einfach auf der Stelle stehen, da ich mal wieder nicht wusste, was ich tun sollte. Was Tim dann tat, verwirrte mich. Er nahm mich einfach in den Arm. Ich hatte damit gerechnet, dass er sauer auf mich sei oder zumindest enttäuscht, weil ich ihm nicht sagen wollte, warum ich abgehauen war. Doch anscheinend war nichts dergleichen der Fall. Ich reagierte erst nach ein paar Sekunden, schloss ihn dann jedoch auch in meine Arme. "Mach das nie wieder." nuschelte Tim in meine Haare. Als Antwort drückte ich ihn einfach noch fester an mich. Wir standen ein paar Minuten einfach so da. Keiner von uns beiden machte irgendwelche anstalten sich zu bewegen. Irgendwann jedoch löste Tim sich mit den Worten "Und jetzt komm rein. Ich hab vor 'ner Ewigkeit Pizza bestellt die wahrscheinlich jetzt arschkalt ist, und das nur, weil der Herr nicht pünktlich sein konnte." "'Tschuldigung, ich hab die Zeit völlig vergessen." Antwortete ich ihm ehrlich darauf und ging im hinterher in meine Wohnung. Als ich kaum 3 Schritte in die Wohnung gesetzt hatte, stieg mir schon der süße Duft von Pizza in die Nase. Wenn ich es nicht schon längst gewusst hätte, wäre ich jetzt vollkommen davon überzeugt, dass ich diesen Jungen liebte. Ich gesellte mich zu Tim aufs Sofa und begann, genauso wie er, meine Pizza zu essen. Nachdem wir mit unseren Pizzen fertig waren, schlug Tim vor, dass wir noch einen Film gucken könnten, da es noch ziemlich früh war. Es war zwar irgendwie ziemlich klischeehaft, allerdings hatte ich selbst keine bessere Idee. Tim schnappte sich also meinen Laptop und suchte im Internet nach einem Film während ich die leeren Pizzakartons wegbrachte und stattdessen Chips und anderes ungesundes Zeug mitbrachte. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, war Tim gerade damit beschäftigt den Laptop an den Fernseher anzuschließen. Als er es endlich geschafft hatte, bemerkte ich erst mal welchen Film er sich ausgesucht hatte. Wrong Turn. Ich hatte den Film zwar noch nie gesehen, wusste aber von Freunden worum es geht. Ich war eher Fan von Filmen, die wenigstens ansatzweise eine Story hatten und eher weniger von Horrorfilmen, in denen es nur ums Gemetzel geht, aber da es in dem Film um Kanibalen geht, konnte man wohl kaum etwas anderes erwarten. Man könnte meinen, ich würde mich jetzt den ganzen Film über wie ein Teenagermädchen aus irgendwelche amerikanischen Liebesfilmen an Tim herankuscheln, weil ich ja so viel Angst vor dem Film hatte. Dass würde ich jedoch definitiv nicht tun. Den Gefallen wollte ich ihm auf Teufel komm raus nicht tun, denn ich hatte das Gefühl, dass er genau darauf aus war. Ich lehnte mich also zurück und stopfte mir die ersten Chips in den Mund. Tim setzte sich wieder neben mich und tat es mir gleich. "Hab gehört, der Film soll gut sein." grinste ich ihn provokant an. Er grinste zurück, allerdings konnte man erkennen, dass es ein aufgesetztes Grinsen war. Aber warum? Warum sollte er das ganze hier tun? Bevor ich mir irgendwelche aussichtslose Hoffnungen machte, versuchte ich mich wenigstens ein bisschen auf den Film zu konzentrieren. Nach den ersten 10 Minuten hatte ich allerdings schon genug davon und konzentrierte mich wieder auf Tim. Er war anscheinend sehr fasziniert vom Film, denn er bemerkte gar nicht wie ich ihn die ganze Zeit anstarrte, hoffte ich. Ich suchte die ganze Zeit nach Möglichkeiten, warum er das hier alles machen sollte. Ich war mit ziemlich sicher, dass das ganze hier einen Grund hatte, der mit Tims Verhalten zusammen hing. Die einzige Möglichkeit, die mir dazu einfiel, war das Tim auch etwas von mir wollte. Aber das konnte doch nicht sein. Tim war nicht schwul und schon gar nicht stand er auf mich. Oder doch? Das wäre zu schön um wahr zu sein. Na toll. Jetzt hatte ich mir wieder Hoffnungen gemacht. Doch genau deswegen wollte ich es jetzt wissen. Ich konnte ihn doch aber nich nicht einfach so fragen. "Ey Tim, kann es sein, dass du auf mich stehst?" würde mehr als komisch rüber kommen. Ich musste er irgendwie anders anstellen. Vielleicht sollte ich es genauso wie Tim anstellen. Ihn in irgendwelche Situationen locken und dann schauen wie er reagiert. Aber war das so eine gute Idee? Ich war hin und her gerissen. Einerseits wollte ich unbedingt wissen, ob Tim etwas für mich empfand, anderseits wollte ich mich nicht in falsche Hoffnungen verrennen. Ich beschloss, die Sache erstmal auf sich beruhen zu lassen und abzuwarten, wie Tim sich in den nächsten Tagen verhalten würde. Spätestens am Ende der Woche würde ich ja sowieso erfahren, ob und was er für mich empfand. Da mein Kopf vor lauter Gedanken schon zu platzen drohte, versuchte ich mich noch ein bisschen auf den Film zu konzentrieren. Das war allerdings nicht mehr möglich, denn gerade als ich meine Aufmerksamkeit für 2 Minuten dem Fernseher gewidmet hatte, lief der Abspann. Irgendwie war ich auch ein Stück weit froh darüber. "Der Film war nicht so deins, nh?" kam es von Tim. "Woher willst du das denn jetzt wissen?" "Sonst hättest du mich wohl kaum die ganze Zeit angestarrt." da war es wieder, dieses Grinsen. Ich gab nur noch ein "Pff" von mir und brachte dann die leeren Chipsschüsseln in die Küche. Aus dem Wohnzimmer vernahm ich noch ein lautes Lachen. Ich wusste wirklich nicht, was ich darauf antworten sollte. Wieso hatte er die ganze Zeit über nichts gesagt? Mir war das ganze mal wieder peinlich, aber noch schlimmer war es, dass ich gleich mit Tim in einem Bett schlafen müsste. Und das nach der Altion eben.

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