Kapitel 39

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Pov Stegi


Als ich frisch geduscht und fertig angezogen aus dem Bad kam, lag Tim auf der Couch und schaute fern. "Ey du fauler Sack, beeil dich mal! Ich will endlich los!" Zu guter Letzt schmiss ich ihm noch ein Kissen an den Kopf. Er murrte irgendetwas, erhob sich dann jedoch von der Couch, um ins Bad zu gehen. Nach einer viertel Stunde kam er dann endlich wieder. Er drückte mir im Vorbeigehen einen Kuss auf den Kopf und schnappte sich dann seine Jacke. "Na dann, auf geht's." Ich sprang vom Sofa auf und lief ebenfalls zu meiner Jacke und zog mir danach meine Schuhe an. Wir checkten nochmal, ob wir alles hatten, und machten uns dann auf den Weg. Nachdem wir unten angekommen waren und ich, Dank der Treppen, fast an einem Asthmaanfall verreckt wäre, ging es raus in die Kälte. Unsere Hände fanden wie von selbst den Weg zu einander, weswegen wir, mal wieder, einige komisch Blicke ernteten. Mittlerweile gab ich darauf allerdings nichts mehr. Wir schlenderten also durch Essen und Tim zeigte mir ein paar Orte, die ich, angeblich, 'unbedingt mal gesehen haben müsste'. Als wir dann schon ein paar Stunden unterwegs waren, machten sich unsere Mägen langsam bemerkbar, weshalb wir uns ein kleines Restaurant suchten, in dem Tim anscheinend öfters war, denn so ziemlich jeder der Angestellten kannte ihn bei seinem Vornamen. Nachdem wir unser Essen bestellt hatten, redeten wir einfach nur über die vergangene Woche, wobei Tim die ganze Zeit mit meiner Hand spielte. Als jedoch plötzlich ein lautes "Tim!" durch den Raum gerufen wurde, zog er seine Hand sofort weg und drehte sich zu der Stimme. "Ben!" Rief Tim ebenso enthusiastisch zu einem schwarzhaarigen jungen Mann. Er kam grinsend auf uns beide zu und nahm Tim dann kurz in den Arm, was mich einen Ticken eifersüchtig machte, warum auch immer. Mir lächelte er nur kurz zu, bevor er sich wieder Tim widmete. "Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht gesehen. Wo warst du?" Fragte er ihn. Dieser sah kurz zu mir hinüber und lächelte dann leicht. "Ich war eine Woche bei Stegi", dabei zeigte er auch mich, "Und dann ging die Uni wieder los, weshalb ich einfach total Stress hatte, sonst hätte ich mich sicher gemeldet. Achso, Stegi, das ist Ben. Ben, Stegi." Er zeigte wischen uns hin und her. Ich warf Ben nun auch ein Lächeln zu, welches er erwiderte. "Na dann. Hey Stegi." Lachte er dann. "Und ihr beiden seid zusammen?" Fragte er dann. Tim und ich rissen fast zeitgleich unsere Augen auf. War das denn so offensichtlich? "Wa...Was? Wie kommst du denn da drauf?" Stotterte Tim herum und warf dann einen vorsichtigen Blick zu mir hinüber. Nun guckte auch Ben verwirrt zwischen uns beiden hin und her, schüttelte dann jedoch seinen Kopf. "Sorry, ich war nur der Meinung gesehen zu haben, wie ihr Händchen gehalten habt und son'Pärchengedöns." Erklärte er dann. Ich atmete erleichtert aus und Tim schien es da genauso zu gehen. Er setzte ein gezwungenes Lachen auf und begann dann zu reden. "Achso, da musst du dich wohl verguckt haben." Ben nickte. "Schade. Ich hatte gehofft, dass Til und ich endlich mal ein ebenfalls schwules Pärchen kennen lernen würden. Naja egal. Ich muss dann auch mal weiter. Til wartet bestimmt schon auf mich. Vielleicht sieht man sich demnächst ja mal wieder."  Und mit diesen Worten verlies er das Restaurant. Moment mal, Ben war auch schwul? Wieso hatte Tim es ihm dann nicht einfach gesagt, dass wir wirklich zusammen waren? Ich meine, ich kann es ja verstehen, wenn er es seinen Eltern, die wahrscheinlich homophob sind, nicht sagen will, aber ein ebenso Schwuler wird wohl kaum über ihn urteilen. Schon gar nicht, wenn sie gut befreundet sind. Wieso also wollte Tim es ihm nicht sagen? War ich ihm peinlich? Schämte er sich dafür, schwul zu sein? Schämte er sich für mich? So viele Fragen, auf die ich jedoch keine Antwort hatte. Ich beschloss jedoch, Tim nachher darauf an zusprechen, denn jetzt kam gerade unser Essen. 

Nachdem unsere Teller geleert und unsere Mägen gefüllt waren, bezahlten wir alles und verließen das Restaurant wieder. Die Situation mit Ben ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf, was Tim anscheint bemerkte. "Ey, alles okay?" Fragte er mich und blieb stehen. "Ja, klar." Ich setzte ein falschen Lächeln auf, was bei Tim allerdings nicht zog. Sein Mundwinkel hingen nach unten und er kam auf mich zu. "Ach erzähl mir doch nichts. Irgendetwas ist doch." Ich schaute einfach auf den Boden und sagte dazu nichts mehr. Doch plötzlich wurde mein Kinn hoch gedrückt, sodass ich Tim in die Augen schauen musste. "Sag es mir, bitte." Er sah mich schon fast flehend an. "Jetzt nicht. Ich erzähl es dir, wenn wir wieder zu Hause sind. Lass uns jetzt irgendetwas schönes machen." Redete ich mich dann heraus. Tim schien sich nichts weiter dabei zu denken, denn er lächelte wieder und zog mich dann weiter. Ihn schien die Situation von vorhin anscheinend gar nicht zu stören. Nachdem wir noch eine Weile durch die Gegend gelaufen waren, machten wir uns langsam auf den Weg zu Tims Wohnung. Ich konnte mich in den letzten Stunden ziemlich gut ablenken, doch jetzt bereitete ich mich innerlich schon auf das Gespräch mit Tim vor. Es war zwar eigentlich keine große Sache, aber trotzdem hatte ich dabei kein gutes Gefühl. In seiner Wohnung angekommen, schmiss Tim sich sofort aufs Sofa, typisch. Ich jedoch blieb einfach im Raum stehen, was Tim mit einem komischen Blick quittierte. "K-Können wir jetzt reden?" Fragte ich vorsichtig. Er setzte sich sofort auf, rutschte ein Stück zur Seite und klopfte danach auf den freien Platz neben sich, damit ich mich dort hinsetzte, was ich dann auch tat. "Also, worum gehts?" Fragte er dann. Er schien also wirklich gar nichts zu ahnen, na toll. Ich druckste noch ein bisschen herum, bis ich dann zu reden begann. "Vorhin im Restaurant, als wir diesen Ben getroffen haben, wieso hast du ihm nicht gesagt, dass wir zusammen sind?" Ihm wich langsam, aber sicher, die Farbe aus dem Gesicht. Nun schien es ihm doch unangenehm zu sein. "Ich dachte halt, dass wir das noch etwas geheim halten wollen..." Begann er zu erklären. "Ja, vor deinen Elter, weil die es wahrscheinlich nicht akzeptieren würden, aber doch nicht vor Freunden, die dabei sogar selbst noch schwul sind." Ich sprach etwas lauter, was allerdings unbeabsichtigt war. Ich war einfach in Rage. "Du weißt doch, dass ich noch nicht soweit bin!" Gab Tim nun etwas genervt von sich. Ich schaute ihn etwas geschockt an. "Wofür bist du noch nicht bereit? Zu deinem Freund zu stehen, oder was?! Sags mir lieber gleich, wenn ich dir zu peinlich bin!" Ich begann schon fast zu schreien. So kannte ich mich selbst nicht einmal. "Du weißt genau, was ich damit meine. Ich habe nun mal einen Ruf zu verlieren! Miene ganze Familie denkt, dass ich seit Jahren in einer glücklichen Beziehung mit einem Mädchen wäre. Da braucht es nun mal Überwindung ihnen so etwas beizubringen. Du bist mir nicht peinlich, aber ich will halt nicht, dass irgendjemand von uns weiß!" Mir knallten alle Sicherungen durch. "Na, wenn es keiner wissen soll und es ja so schlimm ist, mit mir zusammen zu sein, dann sollte ich vielleicht besser wieder nach Hause fahren, bevor mich hier noch irgendjemand sieht, nicht wahr?" Ich stand auf, schnappte mir meine Tasche und wollte gerade zur Tür rennen, als Tim mein Handgelenk griff. "Stegi warte! Das war doch alles nicht so gemeint! Du weißt doch, dass ich dich Liebe. Dafür müssen es doch nicht alle wissen!" Versuchte er mir hektisch zu erklären. Ich war jedoch so wütend, dass ich mich einfach von ihm los riss, meine Schuhe anzog und aus der Wohnung stürmte. Langsam bahnten sich die Tränen, die ich bis eben versucht hatte zurück zu halten, ihren Weg über mein Gesicht. Mit verschwommener Sicht stürmte ich die Treppen runter und raus auf die Straße.


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Heute mal etwas länger UND früher. Ich bin stolz auf mich.

Mein Zeugnis ist zwar besser ausgefallen, als ich dachte, ist aber trotzdem noch verdammt Scheiße. Wenigstens Ferien!

Stexpert-Wenn aus Freundschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt