Kapitel 7

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Pov Stegi

Ich atmete noch einmal tief durch und ging dann wieder zurück ins Wohnzimmer. Tim klappte gerade den Laptop zu und legte ihn beiseite. Ich versuchte Augenkontakt so gut es ging zu vermeiden, da es mir immer noch total peinlich war, dass Tim wusste, dass ich ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte. "Ich glaube, ich geh ins Bett. Du kannst ja noch wach bleiben, wenn du willst." sagte ich auf dem Weg ins Bad. "Ne ne. Ich bin auch ziemlich müde von der ganzen Fahrt und außerdem, was soll ich denn alleine noch großartig machen." Oh man. Ich hatte gehofft, dass ich wenigstens früher ins Bett könnt, um zumindest so zu tun, als ob ich schon schlafen würde. Daraus wurde dann wohl nichts. Ich zog mich schnell um und putze mir die Zähne. Als ich die Tür auf machte um ins Schlafzimmer zu gehen, rannte ich geradewegs in Tim hinein. "Sorry" murmelte ich und drängte mich so schnell wie möglich an ihm vorbei. Ich holte noch schnell eine zweite Bettdecke und ein zweites Kissen für Tim und legte mich dann auf meine Seite des Bettes. Als ich gerade mein Handy an ans Ladekabel geschlossen hatte, ging die Tür auch schon auf und Tim kam herein. Ich schluckte. Ich hatte nur eine Boxershorts an. Wie sollte ich denn jemals einschlafen können, wenn Tim halbnackt neben mir liegen würde?! Bevor ich wieder anfangen würde zu starren, lenkte ich meinen Blick schnell wieder auf mein Handy. Ein paar Sekunden später merkte ich, wie sich die Matratze auf der anderen Seite senkte. Mein Herzschlag verschnellerte sich und ich musste aufpassen, dass ich keine Schnappatmungen bekam. Für ein paar Minuten herrschte Stille, da ich einfach gelangweilt durch Twitter scrollte und Tim, naja, Tim machte einfach gar nichts. Doch plötzlich fing er an zu sprechen "Stegi?" Ich zuckte ein wenig zusammen, da Tims Stimme recht laut war. "Hmm?" machte ich und drehte meinen Kopf zu ihm. Ich erschrak, unsere Gesichter waren sich näher, als ich dachte. Kurz huschte mein Blick runter zu Tims Lippen, doch bevor ich auf dumme Gedanken kommen konnte, setzte ich mich richtig auf und entfernte mich so ein Stück von ihm. Tim schaute mir durchgehend in die Augen, was mich etwas nervös machte. "Was ist heute los mit dir?" fragte er. "Was meinst du? Mit mir ist nichts. Alles bestens, wie immer." ich glaubte mir ja selbst nicht, was ich da gerade sagte. Man sah Tim an, dass er mir das genauso wenig abnahm. "Ach komm. Du bist den ganzen Tag in Gedanken, dann haust du einfach ab und reagierst auf alles total gereizt. So bist du doch sonst nicht." Er hatte ja recht, aber ich konnte ihm nun mal nicht sagen, warum ich so war. So leid es mich tat, ich musste ihn wohl einfach anlügen. Und diesmal etwas glaubwürdiger. "Ich weiß auch nicht. Ich find es selbst scheiße, wie ich reagiere und handle. Vielleicht werde ich krank oder sowas. Ich werd versuchen, mich in den nächsten Tagen 'normal' zu benehmen." Das Wort 'normal' setzte ich mit meinen Fingern in Anführungszeichen, da wir beide wussten, dass ich nie normal war. Stegi-normal halt. Ich war mit meiner 'Lüge' zufrieden, da ja etwas wahren an ihr dran war. Tim jedoch schien ich noch nicht ganz überzeugt zu haben. "Stegi, wenn irgendetwas ist, du kannst über alles mit mir reden. Ich hoffe, dass weißt du." "Klar weiß ich das, Timbo." grinste ich ihn an. Nun schien auch er überzeugt zu sein und grinste zurück. "Nenn mich noch einmal Timbo und du..." "Und ich was, Timbo?" Ich begann zu lachen, allerdings nicht lange, da ein Kissen in meinem Gesicht landete. Das hatte er nicht getan. Etwas ungläubig sah ich in das Gesicht eines lachenden Tims. Als er mein verwundertes Gesicht sah, hörte er jedoch auf zu lachen. Nun sah sein Blick eher verunsichert aus. Das war mein Chance. Ich griff gleich zwei Kissen, eins links, eins rechts, und schlug mit beiden Gleichzeit zu. Tim konnte sich nicht mehr retten und bekam so von beiden Seiten jeweils ein Kissen ab. Das ganze endete in einer Kissenschlacht wie man sie auf Teeniefilmen kannte. Völlig außer Atem ließen wir uns beide zurück in Bett fallen. "Frieden?" "Frieden!" Würde jetzt jemand ins Zimmer kommen, und diese Situation sehen, könnte man wahrscheinlich meinen, Tim und ich hatten gerade Sex. Schön wärs. Bevor ich mir noch irgendwelche Szenen in meinem Kopf ausmalte, stand ich auf und sammelte die ganzen Kissen ein. Ich hatte echt mehr Kissen als ich dachte. Ich warf Tim ein paar zu und schmiss die restlichen auf meine Seite des Bettes. Ich schmiss mich wieder auf meine Decke und kroch danach drunter. Mir war ziemlich kalt und hatte das Bedürfnis, mich an Tim zu kuscheln. Aber das durfte ich nicht, leider. "Mir ist langweilig." riss Tim mich, wie so oft an diesem Tag, aus meinen Gedanken. "Dann schlaf!" kicherte ich zurück. "Hmm, nö." "Und wieso nicht?" "Bin noch nicht müde genug." Das war doch nicht sein Ernst. "Und was soll ich da jetzt machen?" "Lies mir was vor" nun grinste er wieder. Diese Idee war so bescheuert, dass sie schon wieder witzig war. Ich nahm mein Handy also wieder in die Hand und googelte nach lustigen Geschichten. Ich las Tim ein paar Titel vor und fragte ihn, welche er denn hören wollte. Er rückte ein Stück näher um auf mein Display schauen zu können und entschied sich dann für eine Geschichte. Also begann ich meinem erwachsenen besten Freund eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen. Völlig normal. Komischerweise schlief Tim jedoch schon nach 10 Minuten ein. Nicht müde genug, jaja. Als ich mein Handy gerade ausgeschalten hatte und mich gemütlich hinlegen wollte, fiel mir erstmal auf, wie Tim eingeschlafen war. Er lag auf meiner Brust und schlummerte wie ein Baby. Obwohl ich mir dieses Szenario immer andersrum vorgestellt hatte, war es doch ganz süß. Ich schnappte mir also erneut mein Handy und machte ein Foto von Tim. Konnte ja nie schaden. Danach machte ich das letzte Licht aus und versuchte mich so bequem wie möglich hinzulegen, ohne Tim dabei zu wecken. Nachdem ich es irgendwie geschafft hatte, war ich hell wach, da ich mir die Situation erstmal klar machte. Der Typ, auf den ich seit Monaten stand, schlief gerade auf meiner Brust, in meinem Bett. Und das die ganze nächste Woche. Ich wurde wieder total nervös, und wusste beim besten Willen nicht warum. Ich lag noch einige Stunden wach und dachte über mich und Tim nach, bis mir meine Augen vor lauter Müdigkeit einfach zufielen.

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Guten Rutsch ✌️

Stexpert-Wenn aus Freundschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt