Kapitel 61

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Pov Stegi

Tim ließ die Hand, mit der er gerade die Tür aufschließen wollte, wieder sinken und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen, damit ich ruhig bin. Er trat vorsichtig näher an die Tür heran und hielt seinen Kopf dagegen. Es sah schon ziemlich komisch aus, wie er krampfhaft versuchte irgendetwas zu hören. Warum wir das ganze gerade taten, weiß ich nicht. Vielleicht hatte Tim ja Angst, dass da drinnen irgendwelche Einbrecher sind oder so, aber es war viel wahrscheinlicher, dass Lisa einfach wieder zurück war. Ich schaute Tim belustigt dabei zu, wie er sein Ohr immer wieder gegen die Tür presste. Doch plötzlich versteinerte sich sein Gesichtsausdruck. Langsam wurde ich auch neugierig, weshalb ich ebenfalls auf die Tür zuging und meinen Kopf gegen diese hielt. Ich erkannte die Stimme natürlich sofort; Lisa. "...Ja, ich weiß, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, aber sonst hätte er seinen Eltern gesagt, dass wir eigentlich gar nicht mehr richtig zusammen sind und er schwul ist. Das konnte ich beim besten Willen nicht zu lassen. Ich stand unter Druck und die erst beste Idee, die mir eingefallen ist, war nunmal eine Schwangerschaft. Ich werde schon dafür sorgen, dass er sich von diesem Stegi trennt. Neulich hatte ich Stegi schon fast soweit, aber dann hat er doch gekniffen. Wenn ich das erstmal geschafft habe, muss ich Tim nur noch abfüllen und ihn dazu bringen, mich wirklich zu schwängern, dann wird er schon nicht mitbekommen, dass bisher aller gelogen war. Und in spätestens neun Monaten werden wir dann eine kleine glückliche Familie sein."  Wir schreckten beide von der Tür weg und schauten uns ungläubig an. War das ihr Ernst? Hatte Lisa gelogen und war gar nicht schwanger? Hatte sie sich das alles nur ausgedacht, um mich und Tim auseinander zu bringen? Man konnte die Wut in Tims Augen aufblitzen sehen. Er schloss die Tür innerhalb von einer paar Sekunden auf und stürmte in die Wohnung. Lisa riss erschrocken ihre Handy herunter und legte schnell auf. "Oh Tim. Da bist du ja endlich. Ich hab schon auf dich gewartet. Ich dachte, dass wie heute vielleicht ein bisschen shoppen gehen könnte und und ein paar Sachen für das Baby aussuchen könnten." Erzählte sie vor sich hin. Bei dem Wort 'Baby' strich sie sich leicht über den Bauch, was in mir noch größere Wut auslöste. Wir konnte man nur so dreist sein und die Sache ohne eine schlechtes Gewissen durchziehen? Als Antwort lachte Tim nur sarkastisch, was in Lisas Gesichtsausdruck Verwirrung auslöste. "Ich wusste ja, dass du hinterhältig bist, aber dass du so etwas durchziehen würdest, hätte ich nicht gedacht." Er hatte seine Augen zu Schlitzen zusammen gekniffen und spuckte ihr die Wörter schon fast ins Gesicht. Sie sah ihn nur irritiert an, da sie wahrscheinlich nicht damit gerechnet hatte, dass Tim und ich ihr Gespräch eben mitgehört hatten. "Ich versteh nicht. Was meinst du?" Fragte sie scheinheilig, doch langsam konnte man die Unsicherheit aus ihrer Stimme heraushören. "Tu doch nicht so. Du weißt genau so gut wie wir, dass du nicht schwanger bist." Sagte Tim mit leicht aggressivem Unterton in der Stimme. Lisas Augen wurden groß und sie guckte abwechselnd zwischen mir und Tim hin und her. "Ich...nein...aber wie...woher weißt du..." Sie brachte keinen anständigen Satz heraus, da sie wahrscheinlich nicht wusste, wie sie wieder aus dieser Situation heraus kommen sollte. Plötzlich trat sie ein paar Schritte auf Tim zu und legte ihre Hände auf Tims Brust ab. "Tim, du weiß doch, dass WIR zusammen gehören. Ja, vielleicht bin ich jetzt gerade nicht schwanger, aber das kann man doch ändern. Lass uns die ganze Sache einfach vergessen und von vorne anfangen." Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie das gerade wirklich getan hatte. Ich wollte gerade dazwischen gehen und Lisa von Tim wegreißen, als Tim das schon erledigt hatte. Er nahm ihre Hände unsanft von seiner Brust und schubste sie danach zurück. Man sah die Enttäuschung in ihrem Blick, doch das hatte sie mehr als verdient. "Lisa, ganz ehrlich, glaubst du wirklich, dass ich jetzt darauf eingehen würde? So dumm kannst nichtmal du sein. Pass auf: Ich gebe dir bis Montag Zeit, dann bist du aus dieser Wohnung mit all deinen Sachen verschwunden und kannst jedem irgendeine Geschichte erzählen, warum wir nicht mehr zusammen sind. Wenn du allerdings weiterhin versuchtest, in irgendeiner Weise Kontakt mit mir aufzunehmen, werde ich jedem den du kennst erzählen, dass ich mit dir Schluss gemacht habe, weil ich schwul bin und du nur ein Ersatz warst. Ich glaube, wir wissen beide, dass du das nicht willst. Also, es ist deine Entscheidung. Entweder du bist bis Montag weg, oder jeder wird es erfahren. Ich würde dir raten, sofort mit dem packen anzufangen." Mit diesen Worten schnappte er sich mein Handgelenk und zog mich aus der Wohnung. Ich lief ihm einfach stumm hinterher, bis wir unten an der Haustür ankamen. Ich blieb stehen, wodurch auch Tim ausgebremst wurde. "Tim, was hast du denn jetzt vor?" Ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, was mir allerdings nicht sonderlich gut gelang, da mir das Szenario von eben nicht aus dem Kopf ging. "Wir fahren jetzt zu dir und bleiben dort bis Montag." Sagte er bestimmend. Da war sie wieder, diese Kälte in seiner Stimme. Er wollte sich gerade wieder umdrehen und weiter zum Bahnhof rennen, doch ich zog ihn wieder zurück. Er sah mich fragend an, doch ich trat einfach ein paar Schritte auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Bauch. Er tat einfach gar nichts. Er stand wie angewurzelt da und regte sich nicht. Ich ließ mich davon jedoch nicht aufhalten und drückte ihn noch fester an mich. Tim seufzte laut hörbar und legte letztendlich auch seine Arme um meinen Rücken. Er drückte mich so fest an sich, dass ich befürchtete, dass ich bald ersticken würde. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und schnaufte. So standen wir eine Weile da, bis ich etwas nasses auf meinen Kopf tropfen spürte.

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Stexpert-Wenn aus Freundschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt