Pov StegiTim wischte sich noch die letzten Tränen aus den Augen und begann dann, etwas stotternd, mir alle zu erklären. "Also. Das Mädchen mit dem du gesprochen hast, Lisa, ist wirklich meine Freundin." Allein dieser Satz zerriss mein Herz völlig. "Tim, ich glaube nicht, dass ich mir das hier anhören will." sagte ich mit brüchiger Stimme und war schon dabei, mich vom Sofa zu erheben. Doch Tim griff nach meinem Handgelenk und zog mich wieder zurück. "Bitte, lass es mich fertig erklären." Sagte er mit flehendem Blick. Ich konnte ihn so einfach nicht sehen und nickte deswegen leicht. "Sie ist meine Freundin, aber eher nur so eine 'Alibifreundin'." Ich verstand gar nichts mehr, weswegen Tim sofort weiter erzählte. "Ich weiß schon länger, dass ich eher auf Männer als auf Frauen stehe, konnte mich aber nie dazu überwinden es irgendjemandem zu erzählen. Noch nicht einmal dir. Meine Eltern wurden nach einer Weile misstrauisch, da ich nur männliche Freunde hatte und nie ein Mädchen mit nach Hause brachte, obwohl ich doch ein 'ach so großer Mädchenschwarm' war. Deswegen hab ich mich irgendwann geschlagen gegeben und etwas mit Lisa angefangen. Wir kannten uns schon lange aus der Schule und ich wusste, dass sie seitdem was von mir wollte. Es dauerte also nicht lange und wir wurden 'ein Paar'. Für mich war das ganze nur Schauspielerei, da ich wirklich gar nichts für sie empfand und sie mich eigentlich nur nervte. Meine Eltern hingegen mochten sie total und betonten immer wieder, wie erleichtert sie doch waren, dass ich nun endlich eine Freundin gefunden hatte. Das ganze läuft jetzt mittlerweile seit 2 Jahren, und ich der letzten Zeit erfinde ich nur noch Ausreden, um keine Zeit mit ihr verbringen zu müssen. Wir sehen uns eigentlich nur, wenn es irgendwelche wichtigen Veranstaltungen gibt, bei denen ich mich in weiblicher Begleichung sehen lassen muss. Ich glaube, langsam schöpft sie echt Verdacht, aber mir wäre es ganz Recht, wenn sie einfach Schluss machen würde. Dann wäre ich wenigstens nicht der Arsch. Ich kann ihr die Wahrheit einfach nicht sagen, weil sie wahrscheinlich die erste wäre, die zu meinen Eltern rennen würde um ihnen die tolle Nachricht, dass ihr Sohn schwul sei, zu überbringen." Danach machte er eine kurze Pause und sah mir in die Augen. Sowohl bei ihm, als auch bei mir hatten sich Tränen gebildet, die sich langsam den Weg über meine Wangen bahnten. Es schien, als erwartete Tim, dass ich etwas dazu sagte, aber das tat ich nicht. Also sprach er einfach weiter. "Stegi, bitte glaub mir. Die Gefühle für dich waren nicht vorgespielt. Im Gegenteil. Du bist der erste Junge, die erste Person überhaupt, für die ich wirklich etwas richtiges empfinde. Ich will dich nicht wegen so einer blöden Aktion verlieren. Ich weiß, ich hätte dir von Lisa erzählen sollen, aber ich habe gedacht, dass du mir dann nicht glauben würdest, dass ich nichts für sie empfinde. Das ist alle verdammt kompliziert, aber glaub mir." Er vergrub sein Gesicht wieder in seinen Händen und schluchzte ein paar mal. Zögerlich legte ich meinen Arm um ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er schaute vorsichtig zu mir hinüber und ich lächelte ihn leicht an. Ich glaubte ihm. Natürlich hätte er mich gerade auch angelogen haben können, aber wieso sollte er? "Ich glaube dir." Seine Augen weiteten sich und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Wirklich?" Ich nickte leicht und er schloss mich blitzschnell in seine Arme. Ich erwiderte die Umarmung, konnte mich aber trotzdem nicht so sehr freuen, wie er es anscheinend tat. Wir lösten uns langsam wieder von einander und Tim sah mich auffordernd an. Ich jedoch schaut einfach auf den Boden. "Ich liebe dich." hörte ich Tim leise sagen und sofort schnellten meine Augen wieder zu seinen. Er lächelte etwas unsicher. Ich konnte mir ein Lächeln auch nicht verkneifen. "Ich dich auch Tim, aber..." Sofort verfinsterte sich sein Blick wieder und seine Augen wurden schon wieder leicht glasig. "Aber...?" gab er wispernd von sich. Er wusste genau so gut wie ich, das ein 'aber' nichts gutes bedeuten konnte. "Ach Tim. Sieh mal. Du bist gerade mal seit ein paar Tagen hier, und es ist schon verdammt viel negatives passiert..." "Ja, ich weiß. Aber es ist auch mindestens genau so viel positives passiert." sagte er optimistisch und griff nach meiner Hand um sie mit seiner zu verkreuzen. Mir schlich sich erneut ein kleines Lächeln auf die Lippen, als ich jedoch über meine nächsten Sätze nachdachte, verschwand es wieder. "Natürlich ist auch viel positives passiert, aber vielleicht sollten wir erst mal ein bisschen Abstand von einander bekommen. Die Uni geht eh bald wieder los und dann sind wir verdammt weit von einander entfernt. So hat aber jeder von uns erstmal ein bisschen Zeit für sich, um nach zudenken." Mir taten die diese Worte selbst weh und meine Stimme brach auch mehrmals ab, aber ich war mir sicher, dass es das Richtige war. Auch, wenn es sich gerade mehr als falsch anfühlte. Mir ging es damit gerade verdammt schlecht und bei Tim sah es nicht anders aus. Wir starrten den Boden um die Wette an und es herrschte eine verdammt unangenehme Stille, bis Tim das Wort ergriff. "Vielleicht hast du Recht. Aber versprich mir, dass das hier eine Zukunft hat." Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln und nickte dann kräftig. Danach zog er mich wieder in eine lange Umarmung und bereute es schon fast, diesen Vorschlag gemacht zu haben, aber nur fast. In den letzten Tagen war einfach zu viel passiert, um einfach weiter zu machen als ob nichts gewesen wäre. Nach einer halben Ewigkeit lösten wir uns von einander und schauten uns tief in die Augen. Sollte ich ihn jetzt küssen? Vielleicht war das meine letzte Möglichkeit. Aber bevor ich mich für irgendwas entscheiden konnte, klingelte Tims Handy. Ich sah auf den Tisch und las auf dem Display 'Lisa'. Mein Magen drehte sich um und ich musste mich beherrschen, um Tim nicht in den Schoß zu kotzen. Er sah mich an und man konnte seine Mundwinkel nach oben zucken sehen. Ich wusste nicht, was es da zu lachen gab. Er schnappte sich sein Handy und ging ran. "Hey...Ja, ich bin bei Stegi... Ich weiß... Hör zu, ich erklär dir das alles, wenn ich wieder zurück bin, aber eins solltest du jetzt schon wissen, das mit uns ist vorbei." Dann legte er, ohne auf eine Reaktion von Lisa zu warten, auf. Mein Bauch begann zu kribbeln, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass er meinetwegen so schnell mit ihr Schluss machte, da ihm nun wohl mehrere unangenehme Gespräche bevor standen. Zum einen mit Lisa, zum anderen wahrscheinlich mit seinen Eltern. Kurz nach dem er sein Handy wieder auf dem Tisch abgelegt hatte und seinen Blick wieder mit widmete, klingelte es erneut. Und wer hätte es gedacht, es war wieder Lisa. Ich konnte es ja verstehen, dass sie sich nicht einfach so damit zufrieden geben wollte, aber gerade nervte sie mich wieder tierisch. Tim drückte sie weg und schaltete sein Handy aus. Irgendwie tat sie mir ja schon leid, immerhin wusste sie ja nicht einmal, warum Tim Schluss gemacht hatte, für sie war wahrscheinlich alles in Ordnung in ihrer 'Beziehung' gewesen. "Danke" sagte ich leise zu Tim. Er fing leicht an zu lachen. "Dafür musst du dich doch nicht bedanken." Ich zuckte nur mit den Schultern und starrte Time einfach an. "Also, ich such mir dann mal eine Zugverbindung raus." Ich erwachte aus meinem Starren und schüttelte heftig meinen Kopf. "Nein! Du musst doch nicht heute noch fahren. Morgen reicht auch vollkommen. Immerhin ist ja jetzt soweit alles zwischen uns geklärt, oder?" Ich schaute ihn mit einem fragenden Blick an. "Ja, ja ich denke schon. Es sei denn, du hast auch eine heimliche Freundin." Grinste er. "Oh nein! Davon wüsste ich." Lachte ich zurück. Morgen würde also der letzte Tag sein, an dem ich Tim sah, bevor er wieder zurück nach Essen fuhr und wir uns für wer weiß wie lange nicht sehen würden. Jetzt verfluchte ich mich für meine Idee doch.
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1341 Wörter. Yeah!
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Stexpert-Wenn aus Freundschaft Liebe wird
FanfictionEine von vielen Stexpert Fanfictions. Da Stegi glaubt, dass er Gefühle für Tim entwickelt hat, die mehr als Freundschaft bedeuten, schlägt er ein Treffen vor, zu dem Tim zustimmt. Am Anfang läuft alles gut, doch mit der Zeit treten immer wieder Pro...