Kapitel 66

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Pov Stegi


Tim und ich kuschelten uns noch zusammen aufs Sofa und schauten irgendeinen Film, der gerade im Fernweh lief. Ich konnte mich jedoch nicht wirklich auf diesen konzentrieren, da ich die ganze Zeit an die Situation mit meinem Vater denken musste. Irgendwann war der Film dann auch mal zu Ende und Tim und ich gingen gemeinsam ins Bad, um uns bettfertig zu machen. "Willst du morgen eigentlich zur Uni gehen?" Fragte Tim mich mit einer Zahnbürste im Mund. Ich schüttelte meinen Kopf. "Ich verbring lieber Zeit mit dir, anstatt den ganzen Tag in diesem Gebäude zu hocken. Wer weiß, wie lange wir uns nicht mehr sehen, wenn du erstmal wieder in Essen bist." Ich lehnte mich gegen ihn und betrachtete uns im Spiegel. Verschiedener hätten wir echt nicht sein können. Aber vielleicht waren wir gerade deswegen perfekt für einander. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen und zum ersten mal, seit dem Treffen mit meinem Vater, verdrängte ich alle negativen Gedanken und war, wenn auch nur für einen kurzen Moment, einfach nur glücklich. Tim schaute mich leiht verwirrt an, begann dann jedoch ebenfalls zu lächeln. 

Nachdem wir uns fertig gemacht hatten schlüpften wir zusammen unter meine Bettdecke. Ich erinnerte mich wieder an den Tag, als Tim mich zum ersten Mal besuchen kam und wir gemeinsam in einem Bett geschlafen hatten. Damals war noch alles anders. Jetzt ist es besser. Es dauerte auch nicht lange bis wir beide aneinander gekuschelt einschliefen, jedoch fasste ich vorher noch einen Entschluss; Ich würde definitiv noch einmal mit meinem Vater reden. Ich konnte und wollte es nicht auf mir sitzen lassen, dass er so mit mir umging und schon gar nicht, dass er Tim damit auch noch beleidigte. Vielleicht würde ein Gespräch mit ihm ja wirklich helfen und er würde einsehen, dass ich trotzdem noch ein ganz normaler Mensch bin. Anderseits könnte es darf hinauslaufen, dass er mich wieder schlägt. Zutrauen würde ich es ihm, keine Frage. Ich musste das Risiko eingehen. 

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein leises Schnarchen von Tims Seite aus geweckt. Seit wann hatte ich so einen leichten Schlaf? Eventuell lag es auch daran, dass ich einfach total aufgeregt war, da ich das Gespräch mit meinem Vater so schnell wie möglich hinter mich bringen wollte. Da Tim mit meiner Idee wahrscheinlich e nicht einverstanden wäre, schlich ich mich so leise wie möglich aus dem Schlafzimmer und ging kurz duschen. Danach zog ich mich schnell um. Auf Frühstück verzichtete ich, da ich eh keinen Bisschen herunter bekommen würde. Ich schrieb Tim noch einen Zettel, dass ich noch etwas zu tun hätte und er sich keine Sorgen machen sollte. Danach schnappte ich mir meinen Schlüssel und verließ die Wohnung. Ich lief zur Bushaltestelle und wartete auf den Bus, der schon wenige Minuten später kam. Ich bezahlte mein Ticket und ließ mich auf einem Platz relativ weit hinten nieder. In meinen Gedanken ging ich schon etliche Möglichkeiten durch, wie das Gespräch verlaufen könnte. Jedoch ging es so gut wie immer negativ aus. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass mein Vater seine Meinung nicht ändern würde, aber ich wollte es wenigstens versucht haben. Da ich mal wieder zu sehr in meinen Gedanken versunken war, verpasst ich meine Haltestelle fast. Ich sprintete auf den Türen des Buses hinaus und setzte dann meinen Weg zum Haus meiner Eltern fort. Dort angekommen betrachtete ich es erst einmal. Als ich selbst noch hier wohnte hatte ich dieses Haus über alles geliebt. Es sieht aus wie ein typischen Haus aus irgendwelche amerikanischen Filmen die auf einer Farm spielen. Seitdem ich jedoch vor ein paar Jahren ausgezogen war, war ich nicht mehr sehr oft hier. Entweder darf ich mich an irgendeinem öffentlich Ort mit meiner Mutter oder sie kam zu mir. Ich mied es, mit meinem Vater in einem Raum zu sein. Komisch, dass ich dieses Mal gerade wegen ihm hier war. Ich ging weiter zu rTür und hob meine Hand, um zu klingeln. Kurz davor stoppte ich jedoch. War es wirklich eine gute Idee hier her zukommen? Plötzlich war ich mir dessen gar nicht mehr so sicher. Ich konnte meinen Gedankengang jedoch nicht fortsetzen, da die Tür plötzlich geöffnet wurde. Vor mir stand meine Mutter mit einem Lächeln im Gesicht. "Woher wusstest du, dass ich da vor der Tür stehe?" Fragte ich perplex. "Erstmal Hallo. Ich war gerade in der Küche und hab dich durchs Fenster gesehen. Da du ewig nicht geklingelt hast dachte ich, dass ich einfach mal schauen, wo du bleibst." Erklärte sie mir. Nun lächelte auch ich. Sie öffnete die Tür nun ganz und trat einen Schritt zu Seite, damit ich hineinkommen konnte. Ich zog meine Schuhe aus und hängte meine Jacken an die Garderobe. Meine Mutter ging wieder in die Küche und ich folgte ihr. "Gibt es einen bestimmten Grund, weswegen du hier bist?" Fragte sie scheinheilig. "Das ist ja wohl ziemlich offensichtlich, nach dem, was gestern alles passiert ist." Sagte ich ruhig. Meine Mutter schaut nur hinunter auf ihren Tee. "Möchtest du auch einen?" Fragte sie und deute auf die dampfende Tasse vor ihr. Ich schüttelte nur den Kopf. "Ich bin nur gekommen, um mit Papa zu reden." Es nervte mich, dass sie so tat, als ob gestern rein gar nichts passiert war. Sie sagte dazu gar nichts mehr, weshalb ich einfach aus dem Raum ging und ins Wohnzimmer lief. Dort saß, wie erwartet, mein Vater auf dem Sofa und schaute Fernseh. Er blickte mich nur kurz desinteressiert an und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Fernseher. Ich setzte mich einfach in den Sessel, welcher neben dem Sofa stand und sah ihn an. Ganze 10 Minuten lang ignorierte er mich einfach, bis er den Fernseher ausschaltete und sich wieder zu mir drehte. "Was willst du hier?" Fragte er mich kalt. "Mit dir reden. Über gestern." Erwiderte ich genauso kalt. Er schnaubte nur. "Ich wüsste nicht, worüber man da noch reden muss." Er wollte sich gerade nach vorne lehnen, um das Gerät wieder einzuschalten, doch ich war schneller und nahm die Fernbedienung an mich. "Warum? Warum bist du so? Warum hast du, als mein Vater, mir immer das Gefühl gegeben, dass ich weniger wert war, als andere? Warum konntest du mich nicht einfach so akzeptieren, wie ich war bzw. bin?" Ich hatte mich in Rage geredet und war dabei recht lauf worden. Mein Vater blickte mich einfach nur an und sagte nichts. Trotzdem war ich der Meinung, einen winzigen Schein von Reue zu erkennen. Hatte es gerecht, ihm einfach alle Fragen, die ich mir gestellt hatte, an den Kopf zu schmeißen? Mittlerweile stand meine Mutter im Türrahmen und schaute sich das Geschehen mit an. Ich blickte abwartend zu meinem Vater, der währenddessen seinen Kopf gesenkt hatte und auf den Boden starrte. "Stegi, ich wusste nicht, dass du die ganze Zeit so über mich gedacht hast. Ich wollte doch nur das Beste für dich. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich dich damit so fertig mache und die das Gefühl gegeben habe, dass du nichts wert bist. Du bist doch mein Sohn. Es tut mir Leid." Ich schaue ihn unglaubwürdig an. Einerseits war ich erleichtert, dass er es einsah und sich sogar entschuldigt hatte, andererseits konnte ich es ihm irgendwie nicht glauben, dass ihm das nicht bewusst war. Vor allem gestern klang es sehr danach, dass ich schon vorher eine Enttäuschung für ihn war. Ich sah ihm wieder tief in die Augen. Dort lag wieder dieser Blick voller Reue, welcher mich letztendlich dazu verleitete, ihm zu glauben. "Ich verzeihe dir, unter einer Bedingung. Naja, es ist mehr eine Frage." Sprach ich meine Gedanken aus. Mein Gegenüber nickte leicht. "Akzeptierst du die Beziehung zwischen mir und Tim?" Meine Stimme war monoton, obwohl in mir ein totales Gefühlschaos herrschte. Ich hatte Angst vor seiner Antwort. Angst davor, dass er jetzt doch wieder alles ruinieren würde. Die Sekunden der Stille brachten mich fast um. Ich wollte endlich ein Antworte hören. "Ja." Kam es schließlich von ihm. Dieses Wort schallte immer wieder durch meinen Kopf. Er würde es wirklich akzeptieren, dass Tim und ich ein Paar sind? Ungläubig sah ich ihn an. Langsam bildete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht, welches ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. "So lange du mit ihm glücklich bist, bin ich es auch. Ich weiß nicht, was gestern mit mir los war. Wahrscheinlich war ich einfach mit der Situation überfordert und habe voreilig und dumm gehandelt. Es tut mir wirklich leid, Stegi. Wenn ich es rückgängig machen könnte, dann würde ich unter allen Umständen tun. Ich hoffe, du kannst mir diese dumme Reaktion verzeihen." Als Antwort grinste ich nur und erhob mich aus dem Sessel. Ich ließ mich jedoch gleich wieder neben ihm auf der Couch nieder und schlang meine Arme um ihn. Nach ein paar Sekunden tat er es mir gleich. Es war ein verdammt schönes Gefühl, was ich schon viel zu lange nicht mehr gespürt hatte. Ich konnte mich schon gar nicht mehr an das letzte Mal erinnern, als wir uns so nah waren. Plötzlich merkte ich einen weiteren Arm, der sich um mich schlang. Sofort stieg mir der Geruch des Pafürms in die Nase, welches nur meiner Mutter gehören konnte. Auch für sie muss es eine Erleichterung sein, dass mein Vater und ich uns nun nach Jahren vertragen hatten. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns wieder voneinander. Mein Vater lächelte erneut und begann zu reden. "Ich glaube, du solltest mir deinen Tim nochmal in Ruhe vorstellen." 

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Heute ma extra lang. 1568 Wörter ohne Nachwort. Ich hatte einfach mal wieder Lust :D.

Die Idee mit Stegis Vater, aus dem letzten Kapitel, kam übrigens, zumindest so ähnlich, von Maddi__13. Ich wollte das eigentlich schon im letzten Kapitel erwähnen, hab es allerdings vergessen xD. 

Ich dneke, dass morgen nichts kommen wird, da ich den ganzen Tag mit ner' Freundin weg bin und vielleicht noch bei ihr übernachte. Wenn Ichs schaffe, dann schreib ich war vor. Wie ich mich allerdings kenne, wird das wieder nix. 

Falls Rechtschreiben- oder Grammatikfehler drinnen sind, dann dürft ihr sie behalten. Ich hab nicht nochmal drüber gelesen, da ich gerade fast einschlafe ^^

Stexpert-Wenn aus Freundschaft Liebe wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt