Seine Sicht

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Das Feuer malte unheimlich tanzende Schatten auf die Gesichter meiner Freunde. Neben mir lag die Prinzessin und schlief unruhig.
Ich beobachtete sie. Ihre Atemzüge. Ihre Bewegungen. Sie war wunderschön.
„Warum tut man mir das an?", fragte ich leise und strich ihr sanft eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Gefühle sind schon ein seltsames Spiel. Sie bringen selbst den stärksten Mann zum Weinen.", meinte Adam über das Feuer hinweg zu mir.
„Du redest wirres Zeug alter Mann.", tat ich seine Worte ab. Aber meine Begleiter dachten gar nicht daran es dabei zu belassen.
„Darian bei allem Respekt. Aber selbst ein Blinder sieht, dass du mehr für sie empfindest als du solltest.", sprach John stimmlos.
„Genau das ist der Punkt. Selbst wenn ich etwas für sie empfinden sollte, dürfte ich es nicht. Sie ist dem Prinzen aus dem Nord-Westlichen Reich versprochen. Nicht mir."
Bei diesen Worten verspürte ich einen tiefen Stich in meinem Herzen. In all den Jahrzehnten in denen ich schon auf dieser Erde wandelte, hatte ich noch nie etwas so gewaltiges verspürt.
Es war unbeschreiblich und beängstigend zugleich.
„Ach bitte Darian. Du nimmst dir doch sonst auch was dir gefällt.", lachte John. Aber es stimmte ja irgendwie. Doch selbst, wenn ich sie wollte, konnte ich sie mir nicht nehmen. Auf ihr prangte das königliche Wappen und außerdem war ihr Vater der König. DER KÖNIG!! Was hatte jemand wie ich ihr schon zu bieten. Einen Adelstitel? Ein bisschen Geld? Meine Liebe?
Nein, das war zu wenig. Jemand wie sie verdiente mehr. Viel mehr.
„Ihr habt diese Seelenverwandtschaft.", wisperte Lucas ehrfürchtig und in seinen Augen glänzte es.
„Unsinn!", entgegnete ich und blickte wieder zu ihr. Sofort krampfte mein Herz sich zusammen. Und zum ersten Mal verspürte ich so etwas wie Angst. Es war ein komisches unbekanntes Gefühl. Aber genau weil sie diese Emotionen in mir wachrief durfte ich sie nicht weiter an mich heran lassen.
Lieber brach ich uns beiden einmal kurz das Herz, als später wenn wir zu einander gefunden hatten. Denn dann würde ich nicht drüber hinweg kommen.
Ich beschloss also lieber weiterhin den gefühlslosen Soldaten zu spielen und ihr Angst einzujagen, als ihr entgegenzukommen. Wenn sie Angst vor mir hatte oder mich hasste, würden wir beide unsere anderen Gefühle verdrängen.
Früher oder später würde sie mich hassen und ich konnte mir sicher sein, dass sie über mich hinweg war. Aber sie war so unschuldig. So verdammt unschuldig. Und so wunderschön.
Das Leben war nicht fair. Aber das war es nie. Das hatte ich in meiner Zeit als Krieger gelernt.
An Happy Ends glaubte ich schon lange nicht mehr.
„Lassen wir das Thema. Wir wissen worauf dieses Gespräch hinauslaufen wird.", meinte ich dann grimmig.
„Du bist der Boss.", sagte John, stand auf und verschwand. Ich wusste, dass er wütend war. Er hatte Elizabell schon viel zu sehr in sein Herz geschlossen. Lucas ebenso. Und es war nur noch einen Frage der Zeit bis sie Adam auch verzaubert hatte. Mich hatte sie schon vom ersten Augenblick an.

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