Ich wachte auf, als die Sonne noch nicht einmal ins Zimmer schien. Es musste wahrscheinlich so fünf oder sechs Uhr sein.
Viel zu früh.
Ich stöhnte und rollte mich aus dem Bett. Die Haare wickelte ich in einen wirren Knoten auf meinen Kopf und zog mir den Morgenmantel enger um die Brust.
Ein leichter Wind ließ die seidenen Vorhänge vor der geöffneten Balkontür leicht umherwehen.
Als meine nackten Füße den noch kalten Stein auf meiner Dachterrasse berührten, fröstelte ich.
Schnell warf ich einen Blick zurück auf mein Bett, um sicherzugehen, dass Darian nicht doch noch dort lag, wo er mich vor Stunden im Arm gehalten hatte, bis ich eingeschlafen war.
Seine Nähe hatte mir gut getan. Wie eigentlich immer.
Und erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich vermisste, dass er nicht mehr den ganzen Tag an meiner Seite war.
Wahrscheinlich bildete ich mir daher gerade auch ein, seinen typischen Geruch wahrnehmen zu können.
"Ach Mama...", wisperte ich und setzte mich auf die Brüstung.
"Wenn du nur hier wärst, was würdest du von all dem hier halten? Was denkst du sollte ich tun?"
Natürlich bekam ich keine Antwort, während ich so zu den Sternen hinaufblickte.
Waren es die gleichen Sterne, wie in meiner Welt?
Mit Darian an meiner Seite, wusste ich in den letzten Wochen genau, was richtig war.
Doch jetzt? Alles war anders.
Alles war neu.
Meine Stirn fühlte sich an bereits jetzt schon wieder an, als würde sie explodieren.
Ein leises "Hey..." drang an meine Ohren und als ich mich zu meinem Zimmer drehte und niemanden sah, dachte ich erst, ich würde jetzt total durchdrehen.
Aber dann wieder:
"Bell..."
Vorsichtig spähte ich über die Brüstung und sah Darian seitlich unter mir an einem Fenster stehen.
"Was machst du da?", fragte ich wütend, aber leise.
Warum balancierte er um diese Uhrzeit auf seinem Fensterbrett.
"Geh zur Seite.", formte er und deutete mir nach rechts zu rutschen.
Noch bevor ich fragen konnte warum, war er bereits losgesprungen.
Seine Hände wickelten sich um die Brüstung meines Balkons und keine Sekunde später stand er grinsend neben mir.
"Du bist verrückt.", keuchte ich.
"Ach? Und das fällt dir jetzt erst auf?"
Bei dem Grinsen konnte ich jedoch nicht lange böse sein.
„Warum nimmst du nicht die Tür? Wie jeder andere normale Mensch auch?", fragte ich leise.„Weil ich erstens, kein Mensch bin und zweitens, Eure Hoheit, Ihr mir den Kopf verdreht habt. Ich bin jede Nacht hier. Passe auf, dass du wirklich ruhig schläfst. Nur kann ich nicht über den offiziellen Weg gehen."
Bei dem was er gerade sagte, wurde mir warm in der Brust und ich merkte, wie mein Herz begann sich zu beschleunigen.
„Wirklich?" Ich überwand die letzten Zentimeter zwischen uns und kuschelte mich an ihn. So schön warm war er.
„Ja, wirklich. Du denkst doch nicht echt, dass ich dich in die Hände dieser unfähigen Palastdiener übergebe? Die sind ein Witz im Vergleich zu mir." Er prustete ungläubig.
„Ich weiß. Ich will ja auch nur dich.", wisperte ich und drückte ihm frech einen Kuss auf die Wange.
Jetzt war er es, der verlegen grinste.
Unruhig fuhr er sich durch die Haare und setzte sich dann auf das Geländer. Es dauerte keine drei Sekunden, ehe ich mich neben ihm niederließ.
Gemeinsam saßen wir also dort in der Nacht und schwiegen.
Wir mussten nicht reden. Es war die Nähe des anderen die zählte.
Von mir aus hätte jetzt auch die Welt untergehen können. Hauptsache Darian war bei mir.
Auch wenn das, was wir hier taten verboten war.
Als der Himmel irgendwann heller wurde und wir langsam die Sonne entdeckten, verabschiedete Darian sich und ich musste mit ansehen, wie er wieder über die Brüstung zurückkletterte.
Nachdem er mir ein letztes Mal zugezwinkert hatte, wandte ich mich ab und verschwand im Badezimmer.
Eine heiße Dusche würde wahre Wunder auf meinen müden Knochen wirken.

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Teufelsherz
FantasyDies ist die Legende über eine verschwundene Prinzessin und eine längst vergessene Welt. Eine Welt, die unter der unseren existiert. Eine Welt in der Blut Macht bedeutet. Elizabell hat alles was sich eine junge Frau wünschen kann: Einen Fre...