„Anik lauf!", schrie Darian und wollte nach meiner Hand greifen, doch erneut flog etwas durch die kaputte Scheibe. Bevor ich mich abwenden konnte, ging es mit einem lauten Knall in Flammen auf.
Dunkler Rauch kroch in meine Lunge und brachte mich dazu, laut zu keuchen und nach Luft zu japsen.
„Darian?", rief ich und begann zu husten.
Doch ich bekam keine Antwort, oder ich hörte sie einfach nicht.
Überall war Feuer. Es schien, als gäbe es keinen Ausweg für mich.
Ich presste mir den Ellenbogen auf die Nase und drehte mich herum.
Wenn ich nicht schnell hier verschwand, hätte ich die Wahl zwischen verbrennen oder ertrinken, denn dieses Haus stand auf einer schwebenden Plattform über dem Wasser.
„Liz!", drang eine Stimme an mein Ohr und ich kniff die Augen zusammen, um in der verrauchten Umgebung etwas sehen zu können.
Ein dunkler Schatten stand mir gegenüber.
„Darian?", fragte ich und begann erneut laut zu husten.
Die Luft brannte in meinem Gesicht und am liebsten hätte ich einfach die Augen geschlossen und mich fallen gelassen.
„Ich bin hier.", hörte ich ihn allerdings in diesem Moment rufen und so tapste ich orientierungslos ein paar Schritte nach vorne.
Wenige Meter vor mir brach ein Stück Decke ein und prasselte auf mich hinunter. Schmerzhaft landete ein brennendes Stück Holz auf meiner Schulter, aber ich achtete nicht darauf.
Die Angst hatte die Kontrolle übernommen und ich wollte einfach nur noch hier raus.
Gerade als ich dachte, das wäre das Ende, spürte ich einen Arm unter meinen Beinen und ich wurde hochgehoben.
„Halt durch.", hörte ich eine bekannte Stimme an meinem Ohr.
Und dann war plötzlich alles weg.
Der Rauch. Die Hitze. Das Feuer.
Die klare Luft kam so überraschend, dass ich mir fast die Seele aus dem Leib hustete.
Darian setzte mich auf meine Füße, doch ich schaffte es keine Sekunde stehen zu bleiben. Wie ein Sack Kartoffeln fiel ich auf die Knie und drückte hustend den Kopf auf den feuchten Boden.
Neben mir saß Anik und betrachtete traurig wie sein Haus niederbrannte. Tränen brannten in seinen Augen.
„Da tut es gehen hin, meine Leben." Wehmütig seufzte er und ließ sich nach hinten fallen. "Ich tun nicht mit ansehen kann das."
Eine Hand legte sich auf meinen Rücken, als mein Husten sich beruhigt hatte und ich nur noch keuchte.
„Alles okay?", fragte Darian und ging vor mir in die Hocke.
Ich nickte nur.
"Wie konnte das passieren?", krächzte ich und erschrak beim Klang meiner Stimme.
"Man muss uns verfolgt haben.", mutmaßte Darian und scannte mit seinen Augen die Dunkelheit um uns herum ab.
Das brennende Haus erhellte die Nacht und war mit Sicherheit Kilometer weit zu sehen.
"Aber wer denn?", hustete ich "Und warum?" Mein Hals fühlte sich an, als würde er von innen nach außen gekrempelt werden und trotzdem konnte ich einfach nicht aufhören zu husten.
Darian sah mir tief in die Augen und musste nicht einmal mehr etwas sagen, denn da wusste ich schon Bescheid.
Ich war der Grund für diesen Angriff. Ich war Schuld, dass Aniks Lebenswerk vor unseren Augen gerade niederbrannte.
Unruhig atmend senkte ich die Lider.
"Es tut mir leid.", sagte ich heiser und versuchte die Tränen zurückzuhalten.
Eine Hand legte sich sanft, aber dennoch bestimmt unter mein Kinn.
"Es gibt nichts für das du dich entschuldigen müsstest." Ehrlich sah Darian mich an.
Gerade wollte ich etwas erwidern, da kam Anik mir zuvor.
"Mein Prinz tun haben Recht.", sagte er und ließ sich neben letzteren ins Gras fallen. "Es nicht tun sein deine Schuld."
Er rümpfte seine Nase und wischte sich etwas Russ aus dem Gesicht. "Und wenn wir tun sein ehrlich, das schönste Haus es nicht tun gewesen sein."
Ich lächelte und umarmte ihn stürmisch.
Gott sei Dank blieb dieses Mal eine Wahrsagung aus. Denn das hätte ich nun wirklich nicht zusätzlich noch verkraftet.
Aniks kehliges Lachen hallte durch das Dunkel und ließ uns fast vergessen, dass hinter uns gerade ein riesiges Feuer brannte.
Vorsichtig blickte ich an mir hinab. Das schöne Kleid hatte überall Brandlöcher und meine Schuhe waren zu einzigen schwarzen Klumpen geschmolzen.
Seufzend befreite ich meine Füße und zog mir die Stulpen von den Händen.
Es war mir total egal, ob jemand die Schattenwolfzeichnung sehen konnte.
An meinem gesamten Körper waren russversschmierte Stellen und ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie ich gerade aussah.
"Schade. Ich hab das Kleid wirklich gemocht.", gestand ich und besah mir meine dunklen Arme.
"Ich kaufe dir ein neues.", versprach Darian und lächelte erleichtert.
"Das weiß ich doch.", erwiderte ich und konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen legte.
Selbst mit Asche und Dreck im Gesicht sah er einfach aus wie ein Gott.
Seine Haare standen in alle Richtungen von seinem Kopf, Holzsplitter und anderes Undefinierbares hatte sich darin verfangen.
Auf seinen Wangen und der Stirn hatte er schwarzen Russ und trotzdem strahlten seine Augen mit seinen Lippen um die Wette, während er mich so ansah.
"Alles in Ordnung?", fragte ich ein wenig verunsichert.
Er lachte matt und barg das Gesicht kurz in der Armbeuge. "Tut mir leid. Ich habe nur gerade festgestellt, wie wunderschön du bist."
Sofort erstarrte ich mitten in der Bewegung und blickte ihn an. Eine verdächtige Röte kroch mir ins Gesicht und auf einmal war ich unglaublich froh, über den Schmutz auf meinen Wangen.
"Danke.", sagte ich leise.
Darian streckte eine Hand aus und ich schloss die Augen, als er mir sanft mit seinem Daumen über die Stirn strich.
"Du hast da was.", wisperte er und kam immer näher.
Anik kicherte und drehte sich räuspernd um.
Lächelnd blickte ich zu Darian und ertrank in seinen Augen. Sie waren von so unglaublicher Tiefe und ich verlor mich jedes Mal aufs Neue darin.
Er kam immer näher und ich war gefangen von seiner Nähe. Mein Kopf schaltete sich komplett aus.
Dann fiel mein Blick auf seine Lippen und auf einmal wollte ich wissen wie sie sich auf meinen anfühlten.
Ich wollte wissen, ob sie so weich waren wie sie aussahen. Und ich wollte wissen, ob sie auf meine passten.
War ein einziger Kuss denn wirklich eine Gefahr? Wie schlimm konnte es schon werden? Ich meine mal abgesehen davon, dass ich mehr wollen könnte. Mehr von seinen Küssen. Mehr von seinen Lippen. Mehr von ihm.
Es waren nur noch wenige Zentimeter, die uns trennten.
Mein Blick glitt von seinen Lippen zurück in seine Augen.
Darin spiegelten sich die gleichen Gedanken wie in meinen. Es war verboten. Und doch konnten - wollten - wir nicht widerstehen.
Seine Hand wanderte weiter. Durch meine Haare bis in meinen Nacken. Die kleinen Härchen auf meinen Armen stellten sich auf. Mein Herz schlug viel zu schnell und drohte aus meiner Brust zu springen.
Dann schloss ich meine Augen und wartete.
Doch statt seinem Atem hörte ich ein lautes Zischen und wurde zur Seite gestoßen.
"Achtung!", schrie Darian und warf sich auf mich.
Anik kreischte auf und suchte hinter uns Schutz, als noch mehr Pfeile neben uns ins Erdreich schossen.
"Zum Wasser!", bellte Darian und drängte uns in Richtung des Flusses.

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Teufelsherz
FantasyDies ist die Legende über eine verschwundene Prinzessin und eine längst vergessene Welt. Eine Welt, die unter der unseren existiert. Eine Welt in der Blut Macht bedeutet. Elizabell hat alles was sich eine junge Frau wünschen kann: Einen Fre...