Anik wackelte fröhlich pfeifend in die Küche und kam kurz darauf mit einer Flasche Rotwein zurück.
Fachmännisch zog er den Korken und schenkte jedem von uns ein halbes Glas ein.
„Das tun sein mein bester Wein.", versprach er und zog wieder ab.
„Was Stärkeres wäre mir lieber.", murmelte ich und leerte das Glas in einem Zug.
Darian beobachtete mich und ich sah, dass er sich ein Lächeln verkneifen musste.
„Hätte ich dich doch besser vorwarnen sollen, hm?", fragte er und roch an seinem Wein.
„Jetzt ist es eh zu spät.", meinte ich und richtete mich auf. Ich würde mir nicht von der Prophezeiung eines alten Mannes meinen Abend mit Darian versauen lassen.
„Woher kennt ihr euch?" Aufmerksam beobachtete, wie er mir nachschenkte ohne den Blick von mir zu nehmen.
„Das ist eine lange Geschichte, aber um sie kurz zu erzählen: Ich hatte vor ein paar Jahren einen Auftrag, der mich hier her geführt hat. Es ging dabei um eine Menge Blut und ich sollte den obersten Kopf eines illegalen Blutzirkels ausschalten. Und irgendwie bin ich dann hier gelandet. Ich hab mich hier versteckt und sozusagen "undercover" bei Anik gearbeitet. Tja und bei der ersten Berührung mit ihm hab ich dann ebenfalls eine „Vorhersehung" bekommen." Er stoppte und blickte zu dem Alten der tänzelnd durch sein Lokal lief. In seinen Augen lag ein ungewohntes Funkeln.
„Außerdem kann ich ihn nicht einfach alleine lassen. Er ist mir irgendwie ans Herz gewachsen.", gestand Darian und lächelte verhalten.
Unwillkürlich musste ich auch lächeln. Darian überraschte mich jedes Mal aufs Neue. Aber ich konnte ihn verstehen. Anik war alt und mit seinem Alter hatte er eine gewisse Naivität bekommen, die ihn einfach süß wirken ließ.
Wobei Naivität es nicht richtig traf, denn wenn Anik eines nicht war, dann dumm oder naiv. Es war eher eine Art der Unschuld.
„Ich weiß genau was du meinst.", stimmte ich ihm zu.
Danach schwiegen wir eine Zeit lang. Eine lange Zeit, um genau zu sein.
Aber es störte keinen von uns.
Ich war verzaubert von dem Fluss der an uns vorbeizog und leise blubberte.
Ruhig blickte ich hinaus und erlaubte mir die ganze Situation einfach mal zu genießen.
Darians Blick lag auf mir und es machte mir nichts aus. Ganz im Gegenteil.
„Erzähl mir von dir.", forderte ich ihn irgendwann auf und schaffte es mich von dem fließenden Gewässer loszureißen.
„Was willst du denn wissen?", stellte er die Gegenfrage und grinste mich schief an.
„Eine Menge.", lachte ich. „Fangen wir mal mit etwas leichtem an: Was machst du, wenn du nicht gerade kleine Mädchen aus fremden Welten entführst?" Frech zwinkerte ich ihm zu.
Seine Augen strahlten mit seinen Lippen um die Wette, als er mich ansah und ich zum millionsten Male an diesem Abend in dem Blau seiner Iris ertrank.
„Ich zeichne sehr gerne.", fing er dann an und lehnte sich zurück. „Außerdem bin ich ein Freund von guter Literatur. Ein schöner Schreibstil kann mich weit weg tragen."
Positiv überrascht sah ich ihn an. „Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet.", gab ich ehrlich zu.
„Ist wohl schwer vorstellbar, dass ich nicht nur Herzen herausreißen kann, was?" Ein trauriger Zug legte sich auf sein Gesicht und ich bereute mein Kommentar sofort.
Seine Hände, die bis eben noch still auf dem Tisch gelegen hatten, verformten sich zu Fäusten.
Mutig hob ich meine linke Hand und legte sie auf seine. „Nein.", meinte ich dann. „Ist es nicht."
Augenblicklich entspannte er sich und atmete tief aus.
„Jetzt bin ich dran.", lenkte er dann von sich ab und öffnete seine Finger, so dass er meine Hand nun festhielt und sanft mit seinem Daumen kleine Kreise auf meinen Handrücken malte.
Mir wurde ganz flau im Magen und ich räusperte mich verlegen...
„Also... Was ist dein größter Traum?", wollte er wissen und rutschte ein kleines Stück näher.
Mit großen Augen blickte ich zu ihm. „Gute Frage."
Nachdenklich legte ich den Kopf schief und dachte einige Minuten angestrengt nach.
„Es ist schwer zu sagen.", begann ich mit flacher Stimme. „Meine Ansichten und meine Träume haben sich verändert, seit ich hier bin."
Darian zog die Augenbrauen in die Stirn.
„Nun ja... Um genau zu sein, haben sie sich geändert, als ich dir zum ersten Mal begegnet bin. Ich weiß, dass das total absurd klingt, aber es ist die Wahrheit." Mit hochroten Wangen senkte ich den Blick und trank einen weiteren Schluck Wein.
Er nickte nur. „Ich weiß, was du meinst und dafür musst du dich nicht schämen. Man muss sich nie für seine Gefühle schämen."
Ich lachte bitter. „Wenn es nur so einfach wäre."
„Ich bin der Meinung, dass wir selber es uns so kompliziert machen. Das ist reine Kopfsache." Er drückte meine Hand sanft.
„Wenn du es sagst, klingt es unglaublich leicht.", seufzte ich und bewunderte ihn.
Meine Bewunderung galt seiner Willenskraft, seinem Selbstbewusstsein, seiner inneren Stärke.
„So Glöckchen und jetzt sag mir die Wahrheit. Wovon träumst du?", brachte er uns zurück auf die ursprüngliche Frage.
„Genau kann ich es dir nicht sagen.", sagte ich leise und warf einen Blick auf unsere Hände. „Ich weiß nur, dass es da jemanden gibt, den ich in meiner Zukunft nicht missen möchte."
Darians Züge verloren ihre Entspanntheit und da war sie wieder die kalte Maske.
„Oh Gott Darian!", lachte ich.
„Was?", fuhr er mich an und ich erkannte Enttäuschung in seinen Augen.
Bevor ich ihm sagen, konnte das ich ihn meinte, ertönte ein lauter Ruf aus der Küche.
„Ohhh mein Prinz!", rief Anik glucksend. „Du tun haben scharfsinnige Augen eines groooßen Kriegers in Kampf, aber was tun angehen Gefühle, du seien blind wie Maulwurf."
Lachend blickte ich zu dem kahlköpfigen Mann, der sein rundes Gesicht aus der offenen Küchentür streckte und mir ein zahnloses Lächeln schenkte.
Verwirrt sah Darian erst zu seinem Freund, dann zu mir.
Aber verstehen tat er augenscheinlich noch immer nicht.
„Was...", setzte er gerade an und straffte seine Schultern, als Anik ihm gleich wieder ins Wort fiel.
„Sie tun meinen dich, du Fischkopf!", schimpfte er und schleuderte sein Geschirrtuch in Darians Richtung.
Laut fluchend verschwand er wieder hinter der Tür und ließ uns beide wieder alleine.
Darians Kopf war hochrot und sein Mund ein kleines Stückchen offen.
Vorsichtig beugte ich mich über den Tisch, legte meine Hand unter sein Kinn und klappte sein offenes Kinn zu.
Meine andere Hand ließ ich dabei wo sie hingehörte: In Darians.
„Ist das wahr?", fragte er gedämpft, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. „Hat... Hat er recht?"
Verlegen zuckte ich mit den Schultern. „Irgendwie schon...", drugste ich herum und blickte überall hin, nur nicht zu ihm.
Jetzt war er es, der über den Tisch hinweg griff. Behutsam legte sich seine Hand auf meine Wange und drehte mein Gesicht so, dass ich ihn ansehen musste.
„Soll ich dir was verraten?" Ein kleines und dennoch, wunderschönes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Wir haben denselben Traum."
Und das war der Moment in dem mein Herz einfach aussetzte.
Das Blau seiner Augen glühte förmlich und am liebsten wäre ich jetzt in Ohnmacht gefallen.
Seine weiche Haut auf meiner, brachte mich um den Verstand und ich schaffte es nicht, den kleinsten klaren Gedanken zu fassen. Es war zum verrückt werden.
„Mein Vater wird uns umbringen, hab ich Recht?" Meine Stimme war dünn und ängstlich.
Darian antwortete nicht, sondern legte seine zweite Hand auf meine andere Wange. Doch das war mir Antwort genug.
„Lass uns eine Vereinbarung treffen.", schlug er vor und strich mit seinen Daumen über meine Wangen.
„Solange wir beide zusammen auf dieser Reise sind, kann und wird uns niemand trennen. Wir werden jeden Augenblick gemeinsam erleben und genießen. Kein Wort über deinen Vater oder die Zukunft. Was danach kommt, werden wir sehen. Ich habe keine Angst vor den Konsequenzen. Und weißt du warum?" Da war etwas in seinen Augen. Etwas Großes: Hoffnung.
Ein Schluchzen entschlüpfte meinem Hals und ich merkte wie die Tränen sich ihren Weg an die Oberfläche bahnten.
„Weil ich keine Angst mehr vor meinen Gefühlen habe, seit ich dich zum ersten Lächeln sah.", wisperte er und brach damit meine Selbstbeherrschung.
Langsam begannen die Tränen mir über das Gesicht laufen.
Darian lächelte aufrichtig und wischte mir jede einzelne davon fort. „Du hast etwas in mir freigesetzt, von dem ich dachte ich hätte es schon lange verloren. Hoffnung. Hoffnung auf Vergebung. Auf Glück und Liebe."
„Hör auf.", weinte ich leise und lachte trotzdem, weil es so unglaublich kitschig schön war.
„Ich werde niemals aufhören die Wahrheit zu sagen, nicht solange mein totes Herz dank dir wieder angefangen hat zu schlagen." Ernst blickte er mich an und das war der Augenblick in dem ich realisierte, dass ich ihn liebte.
Obwohl ich ihn kaum kannte.
Obwohl ich wusste, dass es chancenlos war.
Obwohl ich wusste, dass mein Vater uns töten würde.
Obwohl ich wusste, dass wir niemals eine gemeinsame Zukunft haben könnten.
Doch in diesem Moment war es mir egal. Ich wollte ihn. Und ich wollte, dass es ein „uns" gab.
Jede Sekunde meines weiteren Lebens, wollte ich ihn an meiner Seite haben.
Und so begann ich an diese Sachen mit den Seelengefährten zu glauben...
„Ein totes Herz voller Hoffnung und Liebe ist mehr wert, als jedes schlagende, dass voller Dunkelheit ist.", antwortete ich leise und lächelte.
Darian stand auf, kam zu mir, zog mich hoch in seine großen Arme und küsste mich sanft auf die Stirn.
„Wir schaffen das.", nuschelte er in meine Haare. „Davon bin ich überzeugt."
„Ich hoffe es.", flüsterte ich an seiner Brust und fühlte mich so sicher, so geborgen, in seinen starken Armen.
Er lächelte. „Ich werde auf dich aufpassen, Kleines."
Ich erwiderte sein Lächeln. „Das weiß ich."
Plötzlich ertönte ein komisches Geräusch und keine Sekunde danach zerbrach die Glasscheibe vor uns in zigtausend Scherben.
Dann hörten wir Anik schreien und auf einmal brach der Himmel über uns herein.
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Teufelsherz
FantasyDies ist die Legende über eine verschwundene Prinzessin und eine längst vergessene Welt. Eine Welt, die unter der unseren existiert. Eine Welt in der Blut Macht bedeutet. Elizabell hat alles was sich eine junge Frau wünschen kann: Einen Fre...