Unbequemer Waldboden

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Es war tiefste Nacht, als ich panisch hochschreckte.

Schweißgebadet saß ich senkrecht im Bett.

„Ich bins nur!", hörte ich Darian neben mir und atmete erleichtert auf. „Alles okay?"

Ich schluckte. Nein! Nichts war okay. Ein zerfetzter Körper verfolgte mich in meinen Träumen. Auf Endlosschleife wachte ich blutüberströmt auf der Lichtung auf.

Alles war rot.

Und dann waren da die weit aufgerissenen Augen von Eric. Einem toten Eric.

Eine Berührung an der Schulter ließ mich zusammenfahren.

„Ich tu dir nichts." Ein Arm legte sich um mich, während ich damit kämpfte, mich nicht übergeben zu müssen.

Eric. Er war überall in meinem Kopf. Seine Zähne, die sich in meinen Hals bohrten. Was er gesagt hat und sein Blick.

„Ich sehe ihn!", wisperte ich und versuchte die Träne zurückzuhalten. „Die ganze Zeit." Und es war völlig egal, ob ich meine Augen offen oder geschlossen hielt.

„Ich wünschte ich könnte etwas sagen, dass es leichter macht." Darian seufzte und zog mich an sich. Seine Brust hob und senkte sich unter meinem Ohr. „Aber nichts wird dir helfen können."

Abwesend lauschte ich seinen Worten. „Schlaf ein wenig."

Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. „Ich kann nicht."

„Du kannst, oder du willst nicht?" Darian drehte meinen Kopf mit zwei Fingern in seine Richtung.

„Ich will nicht.", gestand ich und versuchte seinem intensiven Blick auszuweichen.

Meine Lider flatterten als ich die Augen schloss.

„Bell..." So sanft sprach er meinen Namen aus. Es war schon fast schmerzhaft. „Sieh mich an."

Tief atmete ich ein. „Ich halte das für eine schlechte Idee."

Wenn ich ihn jetzt ansehen würde und das Mitleid in seinem sanften, wunderschönen Blick sehen würde, so würde ich sicher losheulen und nie wieder aufhören können. Das war das Letzte, was ich gerade wollte.

„Warum nicht?", fragte Darian leise und strich mit dem Zeigefinger über meine Wange.

„Weil ich dich mag und nicht will, dass du die Flucht ergreifst, wenn ich jetzt losheule.", gestand ich und zählte innerlich bis fünf. Ich würde hier nicht vor ihm wie ein Häufchen Elend zusammenbrechen.

Er lachte leise. „Glaub mir, deine Tränen schmerzen mich mehr, als dich." Leiser fügte er hinzu: „Du hast ja keine Ahnung."

Seine Nase strich durch mein Haar. Still genoss ich seine Zuneigung und kuschelte mich einfach an ihn.

„Ich mag dich auch.", flüsterte er dann irgendwann und küsste mich auf die Stirn. „Sehr sogar."

„Was machen wir jetzt?", fragte ich nach einiger Zeit. Ich lag mit dem Kopf auf seiner Brust und spielte mit seinen Fingern.

„Ich fürchte du musst ein wenig genauer beschreiben was du meinst. Im Moment ist ne ganze Menge Scheiß um uns herum.", erwiderte er und ich musste über die für ihn untypische Wortwahl schmunzeln.

„Wegen meinem Vater. Wir können nicht ewig hierbleiben.", seufzte ich.

Er nickte. „Da hast du Recht." Nachdenklich fuhr er sich über die Stirn. „Schau mal. Er will dich erstmal nur kennenlernen. Ich verspreche er wird dir nichts tun. Ich gehöre jetzt zu dir. Keiner darf dir wehtun."

TeufelsherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt