Kapitel 27

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"Für dich, Legolas, habe ich einen edlen Bogen der Galdhrim", sagte Galadriel mit ihrer bezaubernden leisen, aber mächtigen Stimme, zu dem Elb, der nun sein Geschenk entgegennahm. Wir standen alle in einer Reihe, an den Ufern des Anduin, der den Wald von Lothlorien im Osten durchfloss. es waren bereits Boote für unsere Abreise zu Wasser gelassen worden und jetzt wollte uns Galadriel noch ein letztes Mal sprechen. Nicht nur ich lauschte spannend, was sie noch zu sagen hatte, auch das Elbenvolk hatte sich um uns herum zum Abschied versammelt.

"Möge er dir gute Dienste leisten." Mit einem Lächeln bedankte sich Legolas und sie erwiderte es mit einem warmen Blick. Jetzt wandte sie sich den beiden Hobbits Merry und Pippin zu, die versuchten, ihre Aufregung zu verbergen. Mit großen Augen bestaunten sie die Dolche, die ihnen Galadriel reichte. "Sie wurden bereits in großen Schlachten verwendet und warten nun darauf, von euch getragen zu werden. Habt keine Angst, meine Hobbits. Die Welt da draußen ist groß, aber ihr werdet den richtigen Weg finden. Samweis, für dich habe ich ein gutes Seil aus den feinsten elbischen Leinen.", sagte sie und reichte Sam, der neben Merry und Pippin stand, ein silbern glänzendes Bündel. "Und diese Schatulle mit Erde aus meinem Garten. Mögest du sie wieder nach Hause in dein Auenland tragen und dort die Samen säen." "Oh... ich danke euch, edle Herrin... ", sagte der Hobbit sprachlos, neugierig das Seil betrachtend. "Aber habt ihr auch solch einen Dolch für mich?". "Warte, bis deine Zeit gekommen ist und du wirst alles haben, was du brauchst.", erwiderte Galadriel voller Freude lächelnd und ich konnte mir auch kein Grinsen verkneifen.

Als nächsten war Gimli an der Reihe und ich sah, wie ihm die Röte hinter seinem Bart in sein Gesicht stieg, als Galadriel ihren Blick auf ihn richtete. "Nun, lieber Gimli, ich frage mich, um was für ein Geschenk ein Zwerg ich bitten könnte... gibt es etwas, was du dir wünschst?". Da bin ich aber gespannt, dachte ich und zog wie manch andere anwesende Elben eine Augenbraue nach oben. Alle Blicke richteten sich auf den Zwerg, der nun noch nervöser wurde. "Ich...Ich äh...", druckste er verlegen rum und senkte seinen Blick auf den Boden. "Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals etwas so schönes, wie diesen Wald sehen, geschweige denn betreten darf und mal abgesehen von unserer Ankunft hier", er warf einen kurzen Blick auf eine Truppe bewaffneter Elben, die in ganz in der Nähe standen, "wurde ich immer freundlich behandelt und werde meine Aufenthalt hier nie vergessen. Ich danke euch, Herrin, an diesem Ort zu sein, war für mich das größte Geschenkt, das ihr mir machen konntet."

Ich staunte nicht schlecht, als ich diese höflichen Worte aus dem Mund eines Zwergs hörte und auch Galadriel schien beeindruckt. Ihr Blick ruhte lange auf Gimli, der im Gegensatz zu ihr wie ein sehr bärtiges Kind aussah und schließlich beugte sie sich zu ihm herunter und sprach so leise, dass wir anderen sie nicht verstehen konnten. Doch wie ich aus der Mine des Zwergs sehen konnte, verstand er sie sehr wohl und errötete noch mehr - falls das überhaupt noch möglich war. "Nun Herrin...", hörte ich ihn kurz sagen, bevor auch er seine Stimme senkte.  Warum macht er so ein Geheimnis daraus?, dachte ich, während ich wirklich vor Neugierde platzte, vor allem, als Galadriel in einer kurzen und schnellen Bewegung über ihre langen Haare strich und ihm schließlich etwas reichte. Hat er sie um ihren Haarschmuck gebeten?, fragte ich mich verwirrt, aber schon wandte sich Galdriel Aragorn zu und wir alle taten so, als ob wir nicht neugierig versucht hatten, zu erkennen, was sich Gimli gewünscht hatte - auch wenn sie es vermutlich trotzdem bemerkt hatte.

"Dir Boromir schenke ich dies...", fuhr Galdriel in ihrer würdevollen Beschenkungszeremonie fort, aber ich hörte nicht so genau hin. Ich wurde nämlich selbst irgendwie hibbelig, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass Galadriel mir noch ein zweites Geschenk geben würde. Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich den Ring, der auf meinem schmalen Finger steckte... Ich werde dich nicht enttäuschen, dachte ich. Vielleicht meinte ich meine Mutter damit, vielleicht Galdriel oder Elrond... vielleicht auch mich selbst. 

Der Herr der Ringe oder das Erbe von AngmarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt