Kapitel 13

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Ich träumte. Vor mir waberten weiße Nebelschwaden, durch die ich nicht sehen konnte. Ich drehte mich um. Überall Nebel. Doch plötzlich lichtete sich ein Teil und ich sah ein Licht. Es warf Schatten in den Nebel, die sich plötzlich in Personen verwandelten. Ich kannte all diese Leute: da war Legolas, Elrond, Aragorn. Ganz weit hinten sah ich etwas, etwas was ich oft in meinen Albträumen sah. Das Gesicht meines Vaters, der sich über mich beugte und mich abschätzend musterte. Es war kein menschliches Gesicht, denn so hatte ich ihn nie kennenlernen dürfen, sondern das verzerrte Gesicht eines Phantoms, einer Kreatur, die dem Nebel angehörte. Ein Geist. Die Schwaden schienen mich zu ersticken. Schnell drehte ich den Schatten-Personen den Rücken zu und wandte mich dem Licht zu. Das ist der richtige Weg, dachte ich und streckte eine Hand danach in den kalten Nebel aus. Da war nur Luft, nichts besonderes, aber irgendetwas hielt mich zurück, in den Nebel zu treten. Plötzlich spürte ich etwas und wollte danach greifen, doch es war nicht befestigt und fiel in meine ausgestreckte Hand. Überrascht zog ich die Hand wieder aus dem Nebel und sah, um was es sich handelte. Es war kalt und metallisch: eine filigrane Kette aus Mithril mit einem kleinen Anhänger in Form eines Ahornblattes. Was soll das bedeuten? 

Wie um nach einer Antwort zu suchen oder zumindest herauszufinden, woher die Kette kam, doch da verschwand das Licht und nun stand ich ganz alleine in Dunkelheit gehüllt. Es war kalt und ich begann zu zittern. Plötzlich vernahm ich Wispern und Flüstern, der Nebel schien sich um mich herum zu drehen, immer näher, immer enger an meinem Körper bis ich keine Luft mehr bekam...

Ich wachte auf. Keuchend. Nur ein Traum, alles in Ordnung. Ich schnappte nach der frischen Nachtluft. Ich befand mich auf hartem Boden, umgeben von Hobbits, Menschen, einem Zwerg, Zauberer und einem Elben. Ich beruhigte mich langsam und setzte mich langsam auf, um meine Gedanken zu sammeln. Es war vielleicht ein paar Stunden nach Mitternacht, der Mond stand klar am dunklen Himmel und zu meinen Füßen prasselte das Lagerfeuer. Wir hatten in einer kleinen Senke unser Lager aufgeschlagen und jetzt schliefen alle, mit Ausnahme von Gimli, der gerade Wache hielt und auf einem Felsen saß. Ich war noch sehr müde und würde meine Kraft am nächsten tag brauchen, also beschloss ich noch einmal zu schlafen, aber der Traum ging mir für die nächsten Tage nicht mehr aus dem Kopf.

So verliefen auch die nächsten Tage. Wir bestritten den Pfad in Richtung Süden so schnell es ging, geduckt und immer in Bereitschaft, ob vielleicht irgendwo Späher Sarumans und beobachteten. Am Morgen des sechsten Tages hatten wir zwei Drittel der Länge der Nebelgebirge von Bruchtal aus geschafft und machten eine kurze Pause um uns zu beratschlagen. Es ging darum, welchen Weg wir nun einschlagen würden. Wenn wir weiter nach Süden liefen, würden wir in die Ebene zwischen Isengart und Gondor kommen und somit in das Land Rohan eintreten. Da es aber in Isengart nur von Orks so wimmelte, war das sehr riskant. Dann gab es noch die Möglichkeit über den Caradas-Pass zu steigen, der wahrscheinlich sicherer war, aber um diese Jahreszeit sicher schon voll mit Schnee war. Für uns Elben und die Menschen sollte das eigentlich kein Problem sein, jedoch konnte das für das kleine Pferd von Sam und die Hobbits sich als sehr schwierig erweisen.

"Wir könnten auch durch Moria gehen, mein Vetter Balin wird uns sicher einen schönen Empfang bereiten.", schlug Gimli vor. Doch Gandalf schüttelte den Kopf. "In Moria haben die Zwerge zu tief, zu gierig gegraben", urteilte er niedergeschlagen. "Sie haben etwas geweckt, das böser ist als wir uns vorstellen könnten". Doch Gimli tat so, als hätte er nichts gehört. 

"Ich wäre für den Caradas-Pass", sagte Aragorn, wobei ihm auch die meisten zustimmten. Also bogen wir schließlich an einer geeigneten Stelle ab fingen an uns den Weg den Fuß des Gebirges zu bestreiten. Es ging nun steil nach oben und nach dem ganzen tagelangen Gelaufe in der Ebene, war das überraschend anstrengend. Nach ein paar Stunden erreichten wir die Baumgrenze, an der es sicher schon Minusgrade gab, denn hier knirschte schon eine kleine Schneeschicht unter unseren Stiefel. Pro hundert Meter wurde sie immer dicker, dass die anderen mit ihren Schuhen bei jedem Schritt im Schnee einsanken. Legolas und ich hatten keine Probleme damit, wir liefen leichtfüßig auf dem Schnee, doch es kostete uns jede Menge Kraft, den Hobbits zu helfen, aus dem Schnee herauszukommen. Zusätzlich heulte sich noch ein scharfer Wind mit jeder Menge Schneeflocken hier oben, der die Sicht sehr schlecht machte.

Der Herr der Ringe oder das Erbe von AngmarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt