Ich presste meine Hände auf seine Brust und beugte mich ganz nah auf ihn herunter. "Aragorn", flüsterte ich und dachte dabei intensiv an Feuer. Wärme. Hitze. Die Energie durchfloss mich mit einer gleißenden Leichtigkeit, so wie Sonnenstrahlen, die Schnee schmolzen; sie pulsierte durch meine Adern, warm unter meiner Haut und die Wärme floss in die Richtung meiner Hände. Es kribbelte, erst nur ein bisschen, doch in meinen Fingerspitzen wurde es schon schmerzhaft, sodass ich meine Augen zusammen kniff. Die Hitze staute sich gewaltig in meinen Händen und es zerrte und brannte höllisch. Dann spürte ich einen plötzlichen ruckartigen Schmerz, der durch meine Hand fuhr, dann strömte die Hitze hinaus und in Aragorns Brust. Mit schmerzverzerrtem Gesicht starrte ich erwartungsvoll auf sein Gesicht. Bitte wach auf!, flehte ich innerlich.
Alles war still, selbst der Wind schien aufgehört haben zu wehen. Keiner sagte was.
Etwas tropfte von oben auf Aragorns Gesicht und instinktiv strich ich darüber um es abzuwischen. Es war heiß und an der Stelle auf seinem Gesicht breitete sich eine warme Röte aus. Meine vom Schnee nassen Haare tropften.
Dann endlich bewegte er sich unter mir und ich wich schnell zurück, als er auch schon die Augen aufschlug. Erst blinzelte er verwundet, dann blickte er zu mir herauf, verwirrt und etwas beunruhigt zugleich.
Ich ertappte mich dabei, wie ich meinen Mund öffnete, um ihm zu versichern, dass nun alles gut sei, wie eine Mutter einem verwundeten Kind; als er sich aufsetze und sich nun erinnern zu schien, warum er wohl auf dem Boden im Schnee lag. Ich riss mich zusammen. Er war ein erwachsener Mann, er brauchte nicht von mir getröstet zu werden. Er war am Leben und das war das, was zählte. Alles war nochmal gut gegangen.
Ich wischte mir meine feuchten Hände an meinem Mantel ab und bemerkte aber dabei, dass es sich nicht etwa um Schmelzwasser oder etwas dergleichen handelte. Der metallische Geruch von Blut stieg mir intensiv in die Nase und die Flecken, die es auf meinem Mantel hinterlassen hatte glänzten feucht auf dem schwarzen Stoff. Das Schlimmste befürchtend blickte ich unauffällig auf meine schmerzenden Hände, so dass es dank meines Mantels niemand sah. Vorsichtig drehte ich meine Handinnenflächen nach oben. Sie waren komplett aufgeschlitzt und das Blut rann mir den Arm hinab in meinen Ärmel. Die wunden sahen irgendwie unecht aus und ich wusste, dass sie nicht auf natürliche Art und Weise entstanden waren. Nicht etwa durch die Splitter im Eis, durch dass ich mich vorhin gekämpft hatte. Nein, diese Schlitze waren genau dort aufgetaucht, wo noch vor wenigen Sekunden Magie geflossen waren. Sie waren der Preis dafür, dass ich es geschafft hatte, die Blockade zu überwinden.
"Steh auf, mein Kind.", sagte Gandalf plötzlich freundlich und half mir auf die Beine. Meine Knie zitterten ein wenig, doch schnell versuchte ich mich zu fassen.
Reiß dich verdammt nochmal zusammen!, ermahnte ich mich und blickte aufrecht zu den Anderen. Diese waren eher um Aragorn besorgt, was mir ganz Recht war; jedoch gab Gandalf ein Zeichen zum weiterlaufen, also wandten wir uns schließlich ab und stapften weiter durch den, für Menschen kniehohen, Schnee, während ich versuchte, so unauffällig wie möglich, mir die Hände im Schnee zu säubern, was höllisch brannte.
"Geht es euch gut?", fragte plötzlich eine Stimme neben mir, worauf ich schnell herumfuhr und meine Hände hinter meinem Rücken versteckte. Es war Aragorn. "Ja... Danke der Nachfrage.", sagte ich verlegen, schließlich war er es ja gewesen, der unter Schnee begraben und bewusstlos war. "Ich habe zu danken", sagte er höflich. "Ich habe... gespürt, was Ihr getan habt."
Oh. Ich fühlte mich irgendwie ertappt. Peinlich berührt senkte ich meinen Blick. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Wir stapften durch den Schnee und der Wind und die Kälte ließen langsam nach. Schließlich erreichten wir den Hang, an dem wir nach oben gelangt waren und plötzlich hielt Gandalf an und wir versammelten uns um ihn. Wir blickten nach Rechts und sahen den Weg hinauf, den wir von Norden gekommen waren, dann schauten wir nach Links und sahen einen gewaltigen Felsgrad vor uns, der sich vielleicht einandhalb Meilen nach Westen erstreckte. Unser Weg nach Moria führte darum herum und schließlich zu dem Tor, das sich hinter dem Grat verbarg. Wir würden darum herum gehen, aber es dämmerte bereits und so blieben wir an diesem Hang über Nacht und wärmten uns so gut es ging an einem mickrigen Lagerfeuer.
Erschöpft sank ich vorsichtig auf meiner Decke nieder, da ich noch immer sehr verwirrt war und meine Hände noch immer sehr stark schmerzten und schloss die Augen. Ich hatte sie mittlerweile mit Legolas' Hilfe verbinden können, vor dem ich die Wunden nicht verbergen konnte. Zum Glück hatte Aragorn sie nicht bemerkt und auch nicht weiter nachgeforscht hatte. Vielleicht hatte er von meinen Fähigkeiten gewusst, andere dagegen, wie etwa Boromir hatten mir den gesamten Nachmittag neugierige Blicke zugeworfen. Wobei das bei ihm auch an etwas anderem liegen konnte...Als ich schließlich einschlief, träumte ich von riesigen Schneelawienen, die sich in Blut verwandelten und einen toten Aragorn davon spülten...
Schon im Morgengrauen brachen wir auf und umrundeten bis frühen Nachmittag den Grat in der Ferne. Hinter diesem Grat war der Boden von Felssplittern überzogen und es erstreckten sich steile Felswände zum Gebirge hinauf, dort wo im Norden des Grats noch sanfte Wiesen hinaufgeführt hatten. Keiner sprach ein Wort, zu atemberaubend und auch beklemmend war die Umgebung hier.
Wir suchten und einen Weg durch die immer mehr werdenden Felsen, bis wir schließlich eine Felsenkette durch eine Lücke darin passierten und vor Staunen stehen blieben. "Da hinten ist das Tor.", sagte Gimli, dem die Aufregung im Gesicht stand, wobei er mit seiner Axt auf die riesige, glatte Felswand deutete, die etwa zweieinhalb Meilen entfernt von uns lag. "Da müssen wir rüber."
"Tja, leider liegt ein ganzer See dazwischen und wir haben keine Boote um diesen zu überqueren, Herr Zwerg.", meinte Boromir, mit leichtem Spott in der Stimme. "Wie gedenkt Ihr das anzustellen?"
"Wir fliegen natürlich.", brummte Gimli sarkastisch, doch man merkte ihm die Unsicherheit an. Hilfesuchend sah er zu Gandalf. "Ich kenne tatsächlich einen Weg", sagte der Zauberer. "Allerdings ist er nicht ganz ungefährlich und sehr schmal. Wir werden Lutz nicht mitnehmen können.", bedauernd sah er zu Sam der ihn mit großen Augen ansah. "Das ist die letzte Chance, sich noch anders zu entscheiden, Frodo, danach gibt es kein Zurück."
"Nun gut. Wenn es sein muss, dann muss es sein.", sagte der kleine Hobbit entschlossen und sah dabei keinen an. "Sam, es tut mir leid, aber wir sollten jetzt das Gepäck nehmen und Lutz frei lassen. Er ist ein kluger Esel, er wird den Weg heim finden." Entsetzt sah Sam seinen Herren an und stammelte unverständliches Zeug von gefährlichen Tieren da draußen, aber er wurde nicht mehr weiter beachtet, während der Esel von seiner Last an Decken, Proviant und anderen Gepäckstücken befreit wurde.
Es kann sicher nicht gefährlicher da draußen sein, als hier, dachte ich. So ganz überzeugt wie Gimli von einem prachtvollem Empfang war ich nicht, was auch an Gandalf unruhigem Veralten lag. Irgendetwas verschweigt er uns...
"Na los, Lutz.", sagte Sam betrübt und führte den Esel an den Zügeln durch die Lücke, durch die wir gekommen waren, wo er dann die Zügel losließ. Erst lief Lutz nur langsam los, doch dann drehte er sich noch einmal zu seinem lieben Herrn Sam um und guckte traurig. Es brach mir das Herz dabei. Erst nach einem kräftigem Klaps auf seinen Hintern von Sam lief er los und verschwand zwischen den Felsen.
"Wir sollten auch gehen, bevor es dunkel wird", sagte Gandalf und schlug einen sehr schmalen Pfad ein, der Links um den See führen sollte. Aber dann wandte er sich noch mal warnend um: "Berührt nicht das Wasser, ich habe meine Bedenken und es mag wer weiß was für böse Kreaturen verbergen." Dann lief er los und uns blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen oder wie Lutz den "gefährlichen Tieren" überlassen zu bleiben.
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Der Herr der Ringe oder das Erbe von Angmar
FanfictionElodiel ist eine Elbin mit ungewöhnlichen Kräften, sie herrscht über die Elemente. Das liegt daran, dass ihr Vater der Hexenkönig von Angmar war...ist. Denn als das dritte Zeitalter sich seinem Ende nähert, hat sie keine Kontrolle mehr; ihre Kräfte...