Kapitel 43

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Die Orks auf der steinernen Auffahrt zum Haupttor hatten sich mittlerweile bis ganz nach Vorne durchgekämpft, obwohl die Elben noch immer von allen Seiten unermüdlich Pfeile auf sie feuerten. Der Regen wurde immer schlimmer und hatte unser allere Kleidung durchweicht; der Wind der zusätzlich hier und da auf dem Wall in scharfen Böen bließ, ließ uns frösteln. Doch durch das ewige Kämpfen kam man gut in Bewegung und hielt sich warm: Mittlerweile hatte ich jedes Zeitgefühl verloren und es hatte sich eine Art Routine in mir eingefunden. Eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Kälte, Müdigkeit, den Schmerzen meiner Verletzungen die ich hatte einstecken müssen und eine Unbefangenheit gegenüber den Todesschreien, dem Waffenklirren und den Blutspritzern des tosenden Gemetzels um mich herum. Es war ein endloser Kampf. Alles was wir tun konnten, war standhaft zu bleiben und nicht aufzugeben. 

Da erschallte ein dumpfes Krachen. "Das Haupttor!", rief König Theoden, noch immer unbewegt von seinem Posten auf dem zweiten Wall. "Sichert es!" Immerhin gibt er nun Befehle, dachte ich grimmig und erkannte, dass der Trupp Orks vor dem besagten Tor etwas schweres zu tragen schienen und damit erneut Anlauf nahmen. Ein weiteres Krachen ertönte. Ein Rammbock dachte ich mit mulmigem Gefühl. Würde das Tor Stand halten können? 

Doch diese Frage wurde mit einem Mal unwichtig. Aus meinem Augenwinkel nahm ich plötzlich ein helles Leuchten wahr, ein gleißend helles Licht. Ein ungewöhnlich aussehender Ork mit langen Beinen und kaum Panzerung sprintete auf einmal eine Fackel tragend auf den Burgwall zu; die wallende Menge der Orks vor der Mauer machten ihm anstandslos Platz. Das Feuer war ungewöhnlich stark und ich fragte mich was sein Zeil war, da schoss ein Pfeil auf ihn zu und traf ihn in der Schulter. Mit großen Augen beobachtete ich, wie er zwar durch den Aufprall und den Schmerz den der ihn durchbohrende Pfeil auslösen musste ins Straucheln geriet, aber dann unbeirrt seinen Lauf fortsetzte. Das kann nicht gut sein. "Legolas, erledige ihn!", schrie Aragorn, der die Situation ebenfalls als große Gefahr erkannt hatte und der Elb legte hastig einen weiteren Pfeil an seinen Bogen. Erschüttert mussten wir feststellen, dass auch dieser nicht viel auszurichten vermochte: Der Ork rannte weiter, mit einem zweiten Pfeil in der Brust. Er war auf einer selbstmörderischen Mission. Bevor Legolas einen dritten Pfeil abschießen konnte, verschwand der Ork plötzlich unter uns. Dann zerriss eine Explosion die Luft und den festen Stein des Walls. 

Eine Kraft, auf die ich keinen Einfluss hatte, schleuderte mich mehrere Fuß in die Luft und ließ mich auf hartem Stein aufprallen. Um mir herum hagelte es mehrere Steine in allen Größen zu Boden; neben den Mauerteilen waren auch Metallstücke und Menschen durch die Luft geflogen. instinktiv schlug ich meine Arme über den Kopf und rollte mich zusammen, ein Signal abwartend, dass ich wieder in Sicherheit sei. Doch wir befanden uns auf einem Schlachtfeld. Nirgends war ich hier sicher. Glücklicherweise größtenteils unversehrt kam ich durch den aufgewirbelten Staub hustend wieder zu meinen Sinnen und richtete mich langsam auf, um zu verstehen, was geschehen war. Ich befand mich noch immer auf dem Wall, zwischen verstreuten Leichen und Steinbrocken sitzend. Ein piepsender Ton machte sich in meinen Elbenohren unangenehm bemerkbar. Eine Explosion. Das musste etwas von Sarumans Teufelswerk gewesen sein. Der Ork mit der Fackel. Ich erinnerte mich. Er musste die Explosion irgendwie ausgelöst haben. Ich blickte umher und erahnte durch den Qualm der in der Luft hing welche Ausmaße die Explosion hatte. Ich konnte von Glück reden, dass ich mich nicht ganz in der Mitte des Walls befunden hatte, denn dort klaffte nun eine riesige Lücke in der Mauer und darin befand sich ein matschiger Krater. Ich erinnerte mich, dass es dort eine Art Bach gegeben hatte mit einem wasserdurchlässigen Gitter, das im Wall befestigt war. Natürlich hatten die Angreifer diese Stelle gewählt; da, wo die Mauer am schwächsten war. Der Bach, der durch den Regen ohnehin schon am Überlaufen gewesen war, sprudelte nun unkontrolliert in den Krater und den Angreifern entgegen, die nun kriegerisch voranstürmten. Der erste Wall war gebrochen. Der Feind konnte vorrücken. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 06, 2020 ⏰

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Der Herr der Ringe oder das Erbe von AngmarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt