Wir waren nun schon vier Tage unterwegs und kamen Helms Klamm immer näher. Gegen Mittag legten wir wieder eine größere Pause ein und alle waren kurz von ihren Pferden abgestiegen. Gerade wollte ich einen Trinkschlauch an Aragorn weiterreichen, da hörten wir von nicht allzu weit entfernt Schreie und ein hässliches Jaulen. Alarmiert sprang Legolas auf und sprintete den nächsten Hügel hinauf, um Ausschau zu halten. Dann verschwand er hinter der Kuppe, seine scharfen Elbenaugen hatten wohl etwas erspäht. Sofort folgten Aragorn und ich ihm, unsere Pferde und Ausrüstung liegen lassend. Wir erreichten den Elben in dem Moment, als er mit seinem Schwert ausholte und den Ork sauber köpfte, der unter seinen Füßen am Boden lag. Dieser Kreischte ein letztes Mal, dann verstummte er. Keuchend sah ich seine Opfer etwas weiter hinten im Gras liegen: Es war Hama und einer seiner Männer - erster zum Glück nur verletzt, aber der zweite hatte den Angriff nicht überlebt - und ihre Pferde, die zuvor die Gegend erkundet hatten. Auch lag bei ihnen ein niedergestreckter Warg, ein überdimensionaler Wolf mit scharfen Krallen und dichtem Fell, der unverkennbar ein Werk Sarumans war. Solche Geschöpfe waren nur Kriegsmaschinen, gezüchtet um zu töten. "Ein Späher.", zischte Legolas angewidert, allerdings hatte ich das Gefühl, dass er nicht der Einzige seiner Art in dieser Gegend sein könnte. Vorsicht war geboten. Aragorn sah das genauso. "Wir werden angegriffen!", rief er aus und eilte den Soldaten entgegen, die uns nun auf ihren Pferden gefolgt waren, während ich mich neben dem verletzten Hama niederließ, um ihm zu helfen. "Nehmt das Pferd!", rief ich dem Waldläufer nach, der sich dabei nochmals nach mir umsah. Seine Lippen formten noch ein stummes "Danke" und er sah mich einen Moment länger an als nötig, dann verschwand er über der Hügelkuppe, hinter der der verletzliche Zug der Bürger Edoras wartete. Keine Sekunde zu früh - denn schon hörten wir lautes Gebelle, dass einhergehend mit dem Knallen von Peitschen auf uns zu kam.
In Hamas Oberschenkel klaffte eine blutige Wunde und ich löste in Windeseile meinen Gürtel, um den Hauptmann vom Ausbluten zu bewahren. Flink zurrte ich das Leder oberhalb der Verletzung fest und sprach dann einige elbische Worte, um den Schmerz zu lindern. "Könnt ihr laufen?", fragte ich Hama und er nickte nur stumm. Sein Gesicht war gespenstisch weiß, doch er warf mir einen dankbaren Blick zu. So gut es ging griff ich ihm unter seine Schultern und hievte den schweren Mann auf die Beine; humpelnd und auf mich gestützt machten wir uns auf den Weg zum Rest der Gruppe, wo man sich hoffentlich um ihn kümmern konnte. Schon preschten aus dieser Richtung weitere Soldaten auf Pferden an uns vorbei, ihnen voran und unerschrocken König Theoden. Hama und ich mussten aufpassen nicht überrannt zu werden, aber glücklicherweise liefen uns hilfsbereite Bürger entgegen, als sie uns den hang herunter kommen sahen. Ich übergab ihnen Hama mit einem dankbaren Nicken und wies ihnen an, sich um ihn zu kümmern und so schnell es ging die Reise nach Helm Klamm fortzusetzten. Nur dort waren sie in Sicherheit. Dann sah ich mich um nach einem Pferd, dass ich möglicherweise leihen konnte, um Theoden zu folgen. Unter den Rohirrim herrschte Chaos. Ich sah Mütter, die verängstigt ihre Kinder an die Hand nahmen und zu sich zerrten und andere, die sich panisch von der Gruppe lösen wollten und in die Heide rannten. Nur noch wenige Soldaten waren zurückgeblieben, um die Menge zu beruhigen und so gut es ging zu koordinieren.
Da sah ich Eowyn, die das Halfters des Pferdes hielt, auf dem Aragorn und ich herbeigeritten waren. Der Waldläufer saß schon auf seinem Rücken und wandte sich ein letztes Mal an Eowyn. "Ihr müsst Euer Volk so schnell wie möglich nach Helms Klamm bringen!", hörte ich ihn über den Tumult hinweg sagen. "Aber ich kann kämpfen!", erwiderte die Frau störrisch und wollte nicht zu Seite weichen. "Ihr könnt mir keine Befehle geben!" "Das stimmt, aber Ihr werdet hier gebraucht, Eowyn.", versuchte Aragorn sie zu beschwichtigen. Ihr Blick wurde traurig. "Andere würdet Ihr nicht zurückweisen und sie Euch in die Schlacht folgen lassen. Aber begreift Ihr denn nicht, dass sie nicht von Eurer Seite weichen würden... weil sie Euch lieben?" Sie verstummte. Er sah sie nur mit bedauern an, legte gequält seine Stirn in falten, doch Eile war geboten. Mit zusammengepressten Lippen griff er nach den Zügeln. "Es... tut mir leid.", hauchte Eowyn, als sie begriff, was sie da gesagt hatte und wich nun von dem Pferd zurück. Er schüttelte unmerklich den Kopf, dann gab er dem Pferd die Sporen. Die Schildmaid blieb enttäuscht und einsam zurück.
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Der Herr der Ringe oder das Erbe von Angmar
FanfictionElodiel ist eine Elbin mit ungewöhnlichen Kräften, sie herrscht über die Elemente. Das liegt daran, dass ihr Vater der Hexenkönig von Angmar war...ist. Denn als das dritte Zeitalter sich seinem Ende nähert, hat sie keine Kontrolle mehr; ihre Kräfte...