Angewidert wich ich zurück, nur um auf ein weiteren Knochen zu treten, der sich als Brustkorb herausstellte, was ganz besonders scheußlich knackte. Schaudernd sah ich mich um. Der Boden war bedeckt mit Gerippen in allen Formen und Größen, zerbrochen oder halb bedeckt von vermodernder Kleidung oder begraben unter Spinnweben. Etwas Schreckliches war hier geschehen.
"Nein!", stieß Gimli aus, der als erstes zu begreifen schien, wem die Überreste dort vor uns gehörten. "Nein! Das darf einfach nicht wahr sein!". In dem kleinen Licht von Gandalf konnte ich erkennen, wie er die Hände rang und sich trauernd zu Boden sinken ließ. Ich war so geschockt von dem Anblick und der Vorstellung, davon, was zu dem Tod all dieser Zwerge geführt hatte, dass ich mich nicht rühren konnte. Was nun? Moria war definitiv kein sicher Ort.
"Wir müssen umkehren.", sagte Gandalf verbittert und legte dem Zwerg eine tröstende Hand auf seine Schulter. "Ich habe mir schon gedacht, dass das uns erwarten könnte.", sagte er und schritt über die vermoderten Körper hinweg noch etwas weiter in den Gang, um die gesamte Grausamkeit auszuleuchten. Ich wandte mich ab. "Deine Verwandten hier wurden von Orks getötet. Sie mussten vom Gebirge gekommen sein und vielleicht sind sie noch immer hier."
Das konnte gut sein. Mit einem Mal kam mir der Gang immer enger vor - fast wie eine Falle in die wir getappt waren - und ich zog nun widererwarten den See diesen Hallen vor.Zum Glück hatte unsere scheußliche Entdeckung alle davon überzeugt ebenfalls wieder den Weg nach draußen zu suchen und so kehrten wir allesamt wieder um. Ich war froh, dass ich nihct das Schlusslicht bilden musste, da ich das Gefühl hatte, als könnten wir jederzeit von Hinten überrumpelt werden können. Orks. Mit diesen Kreaturen hatte ich mich schon öfters abgeben müssten, doch war das lange her.
Schließlich hatten wir wieder das elbische Tor erreicht, was zu meiner Erleichterung noch immer offen stand und ich sog erschöpft die kalte Nachtluft ein. Es tat gut, wieder unter freiem Himmel zu sein, auch wenn wir hier, am Ufer des Sees auch nicht in kompletter Sicherheit waren.
Würden wir hier unser Nachtlager aufschlagen? Nötig wäre es allemal, denn ich konnte sehen, dass sich die Hobbits schwer taten, noch ihre Augen aufzuhalten. Müde taumelten sie umher, ihre niedlichen Lockenköpfe vor Erschöpfung gesenkt. Sie stolperten über die rutschigen Steine und bewegten sich zudem für meinen Geschmack etwas zu nahe am Rande des brackigen Wasser...Gandalf schien gerade sich leise mit Aragorn zu besprechen, wie wir weiter vorgehen sollten, da hörte ich ein nasses Klatschen aus der Richtung der Hobbits, gefolgt von einem entsetzten Aufschrei. Ich wirbelte herum und zog instinktiv mein Schwert. Zumindest leuchtete es nicht blau, was auf die Abwesenheit von Orks deuten ließ. Dafür fehlte einer der Hobbits.
"Frodo!", rief Aragorn. In der Dunkelheit konnte ich nicht genau erkennen, was passiert war, aber ich konnte es aufgrund weiteren Schreien und aufspritzendem Wasser erahnen.
Da wurden Fackeln entzündet und auf den See gerichtet und ich sah es. Ein schleimiger, noppenbesetzter Fangarm hatte sich aus der Mitte des Sees erhoben und peitschte durch die Luft und in seiner Gewalt unser Ringträger.
Auch das noch.
Alle sahen mit hilflosem Blick herauf, als auf einmal ein weiter Fangarm auftauchte und sich direkt auf mich zu bewegte. "Vorsicht, Elodiel!", rief jemand, aber ich hatte ihn bereits bemerkt und hieb mit meinem Schwert auf ihn ein. Ein ekelhaftes Sekret spritzte aus den Wunden hervor und von irgendwoher kam ein grässliches Kreischen, der den ganzen See erbeben ließ. Ich holte noch einmal aus um zertrennte den Arm, der sich noch einmal widerlich krümmte und dann leblos im Wasser versank. Das hatte genügt, dass der andere Fangarm, in dem Frodo umgeschlungen durch die Luft geschleudert wurde, ihn für einen Sekundenbruchteil, wahrscheinlich vor Schmerz, etwas mehr freigab und fallen ließ. Frodo schrie, doch als er schon fast auf dem Wasser aufgeschlagen wäre, wurde er von einem anderen Fangarm aufgefangen und wieder in die Luft gerissen. Dieser Arm war näher am Ufer und so lief Aragorn ans Wasser und schlug wie ich auf den fleischigen Arm ein. Dieser gab Frodo erneut frei, der ins Wasser plumpste und von San und Merry aus dem Wasser gezogen wurde.
Keuchend und prustend rollte sich dieser auf den feuchten Steinen zur Seite und schon war Gandalf bei ihm, um sicherzugehen, dass es ihm gut ging. Auch ich wollte schon zu ihm eilen, doch da zog eine größere Bewegung meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war noch nicht vorbei.
Größere Wellen trafen auf das Ufer, als sich in der Mitte des Sees etwas großes aus dem Wasser erhob. Es sah aus wie der passende Kopf zu den Tentakeln: Schleimig und unglaublich hässlich. Ich verzog meinen Mund. Wenn ich gewusst hätte, dass sich dieses Monstrum unter der Wasseroberfläche verbirgt, wäre ich wohl vorsichtiger gewesen, dachte ich nun angeekelt. Wir sollten von hier verschwinden.
Das Ungeheuer rollte mit einer Vielzahl von Augen die im Fackelschein glänzten, dann öffnete es sein Maul und stieß ein gewaltiges Brüllen aus, bei dem man seine fauligen Zähne sehen konnte. Mit einem Mal riss ein Fangarm, den niemand kommen sah, Aragorn hoch in die Luft und dann direkt auf sein stinkendes Maul zu. Entsetzt schlug ich die Hände vor den Mund und rannte, ohne nachzudenken, in das Wasser.
"Elodiel! Komm zurück!", hörte ich Gandalf rufen, aber beachtete ihn nicht. Währenddessen schlug Aragorn mit seinem Schwert um sich und Legolas schoss endliche Pfeile auf den Kopf der Bestie, aber dies schien ihr nichts auszumachen.
Plötzlich spürte ich, wie sich etwas um meinen Beine schlang, inzwischen stand ich in brusthohem, stinkendem Wasser; und ich versuchte noch mich von der fleischigen Masse zu lösen, doch die Saugnoppen hatten einen erstaunlich hohen und besorgniserregenden Halt. Schon bemerkte ich, wie meine Füße nicht mehr auf dem abschüssigen Gestein unter Wasser standen, sondern ich ebenfalls in die Lüfte gehoben wurde. Der Arm bewegte sich dabei so ruckartig, dass es kaum Sinn machte, mit dem Schwert danach zu schlagen, ohne mich dabei selbst zu verletzten oder gar das Schwert zu verlieren. Denk nach verdammt!, schrie mir eine Stimme in meinem Kopf zu.Ein Pfeil von Legolas kam mir zur Hilfe. Er schoss nur knapp an meinem Kopf vorbei; ein gewagter Schuss, aber dennoch hatte er sein Ziel dank Legolas' Bogenkünste gefunden. Er bohrte sich in das grünliche Fleisch des Tentakel, der daraufhin nochmal heftig zuckte, seinen Griff aber um mich lockerte und sogar aufhörte durch die Luft zu wirbeln. Dafür neigte er mich nun fast kopfüber in Richtung Wasseroberfläche. Ich nutzte die Gelegenheit und wand mich ein weiteres Mal aus dem teilweise schmerzhaften Griff, dann hob ich mit letzter Kraft mein Schwert und hieb schwungvoll durch den Arm. Dieser wurde leblos schlaff und stürzte mit mir in die Tiefe. Die Noppen hafteten immer noch an meiner Haut, als wir zu Boden sanken. Verzweifelt strampelte ich, Wasser drang in meine Nase. Für einen Moment hatte ich genug. Ich würde nie die Wasseroberfläche durchbrechen, mit diesem Gewicht an meinem Körper.
Da packte jemand meine Hand und zog mich nach oben, ich schüttelte den Arm ab und endlich durchbrachen wir das Wasser. Ich atmete tief ein und versuchte über Wasser zu bleiben. Die Person zog mich in Richtung Ufer, und ich schwamm so schnell es ging hinterher. Es war Aragorn, der es vor mir geschafft hatte, sich von den Tentakeln zu befreien.
Er zog mich unnachgiebig ans Ufer, bis ich selber Halt fand und mich auf die glatten Steine aus dem Wasser zog. Meine Haare klebten mir in nassen Strähnen im Gesicht und meine Haut brannte an den Stellen, an die mich die Saugnäpfe fixiert hatten. Doch lange konnte ich mich nicht ausruhen.
Ein lautes Krachen ließ mich zusammenzucken und ich sah, dass die Krake ihre verbliebenen Fangarme um einen Felsen direkt über dem Tor geschlungen hatte und sich daran zu uns zog. Das war ihre letzte Chance uns zu erwischen. Sie war nur noch zwanzig Fuß vom Ufer entfernt, als der Felsen über uns nachgab und hinunter stürzte. Er wäre direkt auf Merry und Pippin gefallen, wären diese nicht im letzten Moment noch zur Seite gesprungen.
"Schnell! In den Tunnel!", rief Gandalf und lotste uns durch das Tor. Mit triefender Kleidung hievten wir uns gemeinsam hindurch, während weiter Felsen hinabstürzten, and denen sich die Krake immer weiter zu uns zog.
Ich war schon fast durch das Tor, als das Tier noch einmal einen letzten Versuch machte, mich zu sich zu nehmen. Ein Fangarm wickelte sich um meinen Fuß, ich stürzte und versuchte mich aufzurappeln, doch ein weiterer Stein fiel hinunter, direkt auf den Arm und zerquetschte ihn. "Los, rein mit dir!", schrie Gandalf und wir machten beide einen Satz in den Tunnel, bevor hinter uns das Tor einstürzte und der Eingang verschlossen wurde.
Jetzt gab es kein zurück mehr.
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Der Herr der Ringe oder das Erbe von Angmar
FanfictionElodiel ist eine Elbin mit ungewöhnlichen Kräften, sie herrscht über die Elemente. Das liegt daran, dass ihr Vater der Hexenkönig von Angmar war...ist. Denn als das dritte Zeitalter sich seinem Ende nähert, hat sie keine Kontrolle mehr; ihre Kräfte...