Wir rannten, die Fackeln hatten wir fallen gelassen, aber der rote Schein der hinter uns immer heller glomm und die ganze Halle ausfüllte, reichte völlig aus uns den Weg zu leuchten.
"Hier lang", rief Gandalf und wir bogen hinter einer Säule in einen dunklen Gang ab. Plötzlich nahm unser Gerenne ein Ende, denn wir standen vor einem schwarzen Abgrund, der vermutlich tief in die Minen führte.
Verzweifelt fuhr ich herum und zuckte zusammen, als ein Orkpfeil nur um Haaresbreite an mir vorbei schoss.
"Sie schießen auf uns!", rief ich, als auch schon Orkgekreisch hinter uns erklang. Die Orks, die sich kurz bei dem Erscheinen des Balrogs zurückgezogen hatten, wollten uns wohl doch nicht ganz ich überlassen. "Wir müssen irgendwie weiter". Doch wo sollten wir lang?
Da entdeckte Gimli einen kleinen Absatz an der Seite des Abgrundes, der zu etwas führte, dass wie eine weitere Treppe aussah...
"Da runter!", schrie er und deutete mit seiner Axt auf die Stufen. Schnell rannten wir zu der Treppe und hasteten diese runter, ich nahm immer zwei Stufen auf einmal, darauf bedacht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, denn diese Treppe verlief wie alle Treppen hier frei in die Tiefe ohne Geländer. Auch war sie nicht mehr besonders gut in Stand, denn oft fehlten einige Stufen oder es waren an den Seiten einige Teile abgebrochen, auf die man besonders aufpassen musste.
Die Treppe erbebte plötzlich und als ich mich umdrehte und kurz nach hinten schaute, sah ich das der rote Schein uns immer näher kam. Wir hatten keine Zeit zu verlieren.
"Achtung!", hörte ich Boromir. Wir hielten in unserem Trab an und erkannten, dass die Treppe zu Ende war. Einfach so fehlten die folgenden Stufen, nur schwarze Tiefe war da noch. Im roten Licht sah man sowieso nicht besonders viel... Als das Dämonenfeuer hinter uns aber ein weiteres mal aufflackerte konnte man etwas weiter, vielleicht einen Klafter entfernt, Umrisse weiterer Stufen sehen.
"Die Treppe geht weiter!", sagte Gandalf. "Wir müssen springen!". Der Zauberer raffte seinen Mantel zusammen und setzte gerade so schnaufend auf der anderen Seite über. Er hatte sich bei seinem Sturz vorhin bestimmt etwas gebrochen.Boromir folgte ihm mit einem großen Satz.
"Jetzt die Hobbits!", rief Aragorn und packte Merry unter den Schultern, um ihn mit Schwung auf die andere Seite zu werfen, auf der Boromir die Arme ausbreitete, um ihn aufzufangen. "Und
...Hop!", rief er als der Hobbit in seinen Armen landete. So wurden auch Pippin und Sam auf die weiterführende Treppe gebracht, zwar unter ängstlichem Gequieke, aber sie kamen sicher an.
Wieder erzitterte die Treppe und ich geriet ins Schwanken. Auf unserer Seite standen jetzt nur noch Aragorn, Gimli, ich und Legolas, der jetzt Frodo bei der Hand nahm und mit ihm hinüber sprang. Wir mussten uns beeilen.
"Nein nein! Das kann ich alleine!", empörte sich Gimli, als Aragorn auch ihm helfen und ihn auf die andere Seite werfen wollte. Daraufhin nahm der Zwerg Anlauf - so gut es eben auf einer Treppe ging - und sprang mit seien kurzen Beinen hinüber. Dabei erwischte er nur die Kante des abgebrochenen Ende und als ich schon dachte, er würde hintenüber fallen, packte Legolas ihn beim Bart und zerrte ihn zu sich, was Gimli wütend und verletzt mit einem "Nicht mein armer Bart!" quittierte. Immerhin war er jetzt sicher. Nur noch Aragorn und ich waren übrig.
Plötzlich erklangen wieder laute Geräusche hinter uns und gerade als ich mich erneut umsehen wollte, zischte noch ein Pfeil an mir vorbei, der nur knapp meine Schulter verfehlt hatte. Die Orks waren uns wieder gefolgt; wir waren wieder in Schussweite.
Dazu erbebte das Gestein ein drittes mal und ich bemerkte mit Entsetzen, wie sich Risse unmittelbar hinter uns durch die Stufen zogen, schließlich die Treppe brach und ins Schwanken geriet. Mir wurde klar, dass dieser Teil, auf dem jetzt nur noch Aragorn und ich standen unter uns wegbrechen und in die Tiefe stürzten würde, schlimmstenfalls noch mit uns Beiden darauf. Ohne zu fragen nahm ich Aragorns Hand und versuchte das Gleichgewicht zu halten... Dann tauschte ich noch einen Blick mit ihm, er nickte, dann sprangen wir. Ich spürte, wie unter unseren Stiefeln die Steinstufen nacheinander abbrachen und in die Tiefe stürzten, wir kaum noch eine Oberfläche hatten, von der wir uns abstoßen konnten, während es schien, als würde sich die Zeit verlangsamen und wir auf die rettenden Stufen zuflogen...
Dann hatte ich wieder relativ festen Boden unter den Füßen und zwei starke Arme, die Legolas gehörten umschlangen mich, sodass ich nicht das Gleichgewicht verlor.
Schon ließ er mich wieder los und griff nach seinem Bogen. Er schoss auf die Orks die am ersten Treppenabsatz standen; folgen konnten sie uns ja nicht mehr, da der komplette erste Teil der Treppe mittlerweile eingestürzt war.
Aber den Balrog würde das nicht aufhalten, auch würden die Orks einen anderen Weg finden. Die Treppe endete bald und führte zu einem schmalen Weg entlang der Wand, zur Linken ging es in die Dunkelheit , weswegen wir uns eng an den Fels pressten.
"Aragorn, siehst du da vorne die Brücke?", rief Gandalf, um den Lärm der Erschütterungen, die unablässig nacheinander widerhallten, zu übertönen. Er deutete auf einen schmal aussehenden Brückenbogen, der sich nicht weit von uns erstreckte.
"Dahinter ist die Ausgangshalle an deren Ende sich ein Tor nach draußen befindet! Rennt so schnell ihr könnt, ich versuche den Balrog aufzuhalten!"
Das kann er nicht ernst meinen! Er kann doch niemals alleine etwas gegen einen riesigen Feuer-Dämon ausrichten!, dachte ich verzweifelt doch wurde plötzlich gepackt und weiter gezogen, als die Steine erzitterten. Also folgte ich den Anderen, Gandalf blieb noch einen Stück des Weges bei uns aber als wir nach der Wand zur Brücke kamen blieb er stehen. Ich schaute ihn an und wir beide konnten die Sorgen und die Angst des anderen sehen...
"Elodiel, alles wird gut.", sagte er mit einer plötzlich sehr ruhigen Stimme...Dann wandte er sich ab und ich war gezwungen mich auf den Weg zu konzentrieren.
Die Brücke war wirklich sehr schmal, so schmal dass ich mich wunderte wie damals Zwerge darüber hatten laufen können und auch ob sie nun zwei Menschen, zwei Elben, einem Zwerg, vier Hobbits und hoffentlich einem Zauberer stand halten würde.
Vorsichtig bewegten wir uns auf dem Stein, der schon an manchen Stellen sehr zerklüftet und rissig wirkte. So schnell es ging und ohne die Balance zu verlieren liefen wir der Reihe nach darüber, darunter erwartete uns nur die schwärzeste Tiefe... Hoffentlich hat hier niemand Höhenangst, dachte ich als ich einen Blick nach unten wagte. Schon dieser reichte, um mir ein flaues Gefühl zu geben, das mich leicht meine Balance verlieren hätte lassen können.
Ungefähr auf der Hälfte passierte es. Alles vibrierte, viel stärker als zuvor, und der Schein wuchs zu einer riesiger Feuerexplosion, als der Balrog auf der Treppe erschien die wir zuvor noch überquert hatten und uns sah.
Er sah schrecklich faszinierend aus, sein Kopf bestand aus einer Art Feuerkugel, in der zwei schlitzartige schwarze Augenhöhlen hasserfüllt brannten. Auf seinem Kopf standen spitze Hörner in Flammen und seine Klauen wirbelten durch die Luft, als er mit einen Satz am Fuß der Treppe stand; mit Leichtigkeit hatte er die Kluft überquert. Den Rest seines Körpers konnte man nur mit dem Wort "Feuerwirbel" definieren, wobei man keine deutliche Figur sah. Dennoch hatte er etwas Raubtierähnliches an sich, seine Bewegungen waren fließend wie die eines Panthers.
Und da stand Gandalf der Graue in wehendem Umhang, sein Stab und sein Schwert hoch erhoben, in einem Flammenwirbel, in dem er klein und unterlegen aussah.
Zeitgleich gab irgendjemand erneut das Kommando "Lauft!" und alle, die bei dem Anblick des Balrogs stehen geblieben waren setzten sich wieder in Bewegung.
Nur ich, die die Letzte war, konnte mich nicht von der Stelle rühren. Zu sehr fürchtete ich das, was nun kommen würde. Gandalf war nun bis auf wenige Fuß zu mir zurück gewichen und der Balrog kam kriechend und fauchend näher. Seine Flammen tobten schon um uns herum und ich roch den Geruch von verbrannter Haut und Haaren.
Ich zog mein Schwert, wohl wissend, dass mir selbst die beste Klinge nichts gegen dieses Dämon helfen würde.
"Du kommst nicht vorbei!", schrie Gandalf und aus der Spitze seines Stabes fuhr ein weißer Strahl gegen den Balrog. Dieser bildete eine Kugel um ihn, gerade rechtzeitig als der Balrog ausholte und das Feuer auf ihn traf.
Der Balrog brüllte entsetzlich und ich packte den Griff meines Schwertes stärker. "Ich beschwöre die Flamme von Anor!", brüllte der Zauberer. Doch da sah ich plötzlich wie etwas rotes glühendes durch die Luft zuckte, eine Peitsche! "Gandalf!", rief ich.
"Du kommst nicht vorbei!", wiederholte er. In diesem Moment stieß Gandalf seinen Stab auf den Boden und der Balrog holte mit seiner Peitsche aus... Dann erzitterte der schmale Streifen Stein unter uns und ich spürte wie die Brücke an dieser Stelle auseinander brach.
Innerhalb von kürzester Zeit, während die Peitsche noch durch die Luft flog stürztet der Teil der Brücke, auf dem der Dämon stand mit ihm ab, flog der Tiefe entgegen; der Balrog stieß noch ein letztes verwundertes Brüllen aus, dann war es vorbei.
Gandalf atmete aus, von hier konnte ich sehen, wie er zitterte. Ich machte schon einen Schritt zu ihm, wollte ihm erleichtert um den Hals fallen und er drehte sich gerade zu den Gefährten um, da wurde er plötzlich zu Boden gerissen. "Gandalf!"Die Peitsche. Ihr Ende hatte sich tückisch um seinen Fuß gewickelt und würde ihn jeden Augenblick mitsamt ihrem Besitzer in die Tiefe reißen. So schnell ich konnte stolperte ich vorwärts, um ihn hochzuziehen; er hielt sich nur noch am abgebrochenen Rand der Brücke fest und hing schon über dem Abgrund. Unter großer Anstrengung krallten sich seine Hände in den Stein. Man muss ihm helfen!, toste eine Stimme in meinem Kopf. Kommt, helft ihm!
Dann hauchte er fast unhörbar und ohne Kraft noch seine letzten Worte: " Flieht, ihr Narren.".
Er ließ los.
"Nein!", schrien mehrere Stimmen und erfüllten meinen Kopf.
Ich stürzte zum Rand und sah Gandalf fallen, so tief unter die Erde in eine unendliche Schwärze.
Als hätte der Balrog auch mich mitgerissen, sank mein Herz mit einem Mal; Ich fühlte mich leer und nutzlos und so aus der Realität gerissen. War das gerade wirklich passiert? Eine unbeschreibliche Hilflosigkeit überwältigte mich. Gandalf war weg.
Eine Träne lief brennend heiß und schneidend über meine geröteten Wangen und gleichzeitig explodierte das Feuer in meinen Fingerspitzen und die Kraft strömte gewaltvoll nach außen. Eine weitere Erschütterung durchzitterte das Gestein, aber dieses mal spürte ich, dass diese Bewegung von mir kam.
Dann, ohne noch einmal in die Tiefe zu schauen, richtete ich mich auf, drehte ich mich auf dem Absatz um und ging langsam und gefasst die Brücke entlang zu den Anderen. Was ich gesehen hatte reichte. Unter meinen Absätzen fühlte ich wie sich die Steine Schritt für Schritt lösten und in die Tiefe stürzten. Ich spürte die Macht, die ich darüber hatte. Und als ich die Brücke verließ, die sich nun vollständig nach meinem letzten Schritt aufgelöst hatte, und an den Anderen vorbei ging, entfesselte ich meine ganze Kraft. Einem nach dem anderen ließ ich riesige Felsen aus der hohen Decke hinab fallen.
"Die Halle stürzt ein! Rennt!", riefen die Anderen und strebten an mir vorbei dem Ausgang zu, aber ich folgte ihnen ohne Furcht, ja fast gelassen. Gandalf war tot. Ich hatte ihn nicht gerettet. Das würde ich mir niemals verzeihen können.
Als ich schließlich das Felsentor erreichte machte ich einen letzten Schritt ohne noch einmal zurückzuschauen, denn es erschien mir alles viel zu unwirklich, um noch mal einen Blick hinter meinen Rücken zu werfen.
Ein gigantischer Fels fiel direkt hinter mir zu Boden und versperrte so auch den letzten Ausgang von Moria für immer.
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Der Herr der Ringe oder das Erbe von Angmar
FanfictionElodiel ist eine Elbin mit ungewöhnlichen Kräften, sie herrscht über die Elemente. Das liegt daran, dass ihr Vater der Hexenkönig von Angmar war...ist. Denn als das dritte Zeitalter sich seinem Ende nähert, hat sie keine Kontrolle mehr; ihre Kräfte...