Dem nächsten Ork jagte ich meinen Dolch ins Gesicht, bevor er auch nur die oberste Leitersprosse erreichen konnte. Bevor er gurgelnd in den Abgrund fallen konnte, lehnte ich mich über die Brüstung, packte meinen Dolch und bewahrte meine geliebte Klinge davor, mit ihrem Opfer zu Boden zu gehen. Vom Regen waren die Steine der Brüstung ziemlich glitschig und ich musste aufpassen, nicht vornüber zu fallen; ich krallte mich fest an den Stein und hieve mich wieder zurück auf den Wehrgang, doch bevor ich mich wieder zum Geschehen drehen konnte, wurde ich gegen die Zinnen gedrückt und spürte eine Klinge zwischen meinen Schulterblättern. Sofort wurde mir klar, dass sich ein Ork von hinten an mich geschlichen hatte, der wohl von einer Leiter einige Fuß weiter auf den Wehrgang gelangt war. Ich ahnte, dass er ein etwas kleineres, aber dafür hinterlistigeres Exemplar war und sein unmenschlicher Gestank raubte mir fast die Sinne; so nah war er an meinem Körper, aber bevor er seine Klinge mehr in meinen Rücken drücken konnte, wirbelte ich herum, packte den knorpeligen Arm meines Angreifers, verdrehte ihn mit all meiner Kraft und trat ihm in seine Körpermitte. Gleichzeitig warf ich mich auf ihn, griff nach seinem Handgelenk, mit dem er seine stumpfe Klinge hielt und entwaffnete ihn. Mit einem letzten Ächzten und größerer Anstrengung stieß ich den Ork über die Zinnen, sodass er überrascht grunzend in die Dunkelheit stürzte und dabei noch zwei weitere seiner Kameraden mit sich riss, die gerade die klapprige Leiter unter mir erklommen hatten.
Keuchend blickte ich ihnen nach, und hob dann meinen Blick, um den Kampfhergang um mich herum zu begutachten, der sich in den letzten Minuten entfaltet hatte. Ich sah Legolas, der einen Pfeil nach dem anderen auf die heraufkletternden Orks schoss und Gimli, der vehement mit seiner Axt seinen Abschnitt des Wehrgangs verteidigte und jedem Ork, der es wagte einen Fuß auf die Brüstung zu setzten einen tödlichen Hieb auf den Schädel verpasste. Die Elben aus Lorien wirbelten grazil um uns herum und schwangen ihre leuchtenden Langschwerter und selbst die weniger gut ausgerüsteten Rohirrim stellten sich mutig dem Feind entgegen. König Theoden hatte sich noch immer nicht gerührt, wie ich sah, was ich ihm mittlerweile etwas übel nahm. Ein starke Anführer würde seinem Volk in diesen schweren Stunden gut tun. Zum Glück war da noch Aragorn...
Aragorn, der vielleicht ein Auge auf mich geworfen hatte und wegen dem sich mein Puls jetzt nochmals verschnellerte. Mein Blick heftete sich auf ihn, als ich ihn in dem Getümmel fand und sah mit Bewunderung dabei zu, wie er, beide Hände auf dem Heft seines Schwertes, einen Ork nach dem anderen niedermetzelte und geschickt über gefallene Körper hinwegsprang, um sich dem nächsten Feind entgegenzustellen. Ich blinzelte mir den Regen aus den Augen und passte einen Moment nicht auf meine Umgebung auf - zusätzlich abgelenkt von gewissen Emotionen, die sich in mir breit machten - da stürzte sich ein Ork von der Seite auf mich, den ich nicht hatte kommen sehen. Er schwang einen Morgenstern mit rasselnden Ketten und ich konnte mich gerade noch unter der tödlich bespickten Metallkugel hinwegducken, bekam aber dafür den Griff der Waffe voll gegen die Stirn gerammt, als der Ork mit Schwung auf mir zu Boden ging. Sein Gewicht drückte mich nieder; er saß breitbeinig auf meiner Brust und schwang den Morgenstern erneut mordlustig auf mich nieder. So gut es ging wand ich mich zu Seite, gerade noch rechtzeitig, bevor die Kugel den Stein dort zertrümmerte, wo vor einem Sekundenbruchteil noch mein Kopf verweilt hatte. Ich kniff bei dem krachenden Geräusch direkt neben meinem Ohr die Augen zu; Blut floss mir von der Wunde auf meiner Stirn mit Regen vermischt über mein Gesicht. Der Ork holte abermals aus, doch die Zacken des Morgensterns hatten sich im Boden verkeilt. Den Valar sei dank, dachte ich mit schwerem Atem und bäumte mich im nächsten Augenblick so sehr auf, dass der Ork vornüber auf mich fiel. Zumindest konnte er mich nicht mehr auf dem Boden festnageln und so rammte ich ihm zunächst meinen Ellbogen in die Kehle und schließlich meinen Dolch in seine Eingeweide. Blut spuckend und kreischen verendete das Viech auf mir; ich drückte meine Waffe noch tiefer in seinen abartigen Körper, bevor der Ork schließlich bewegungslos auf mir kollabierte. Sein Blut sickerte durch meine Rüstung und ich presste angeekelt die Lippen aufeinander. So viel Grauen und kein Ende in Sicht.
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Der Herr der Ringe oder das Erbe von Angmar
FanfictionElodiel ist eine Elbin mit ungewöhnlichen Kräften, sie herrscht über die Elemente. Das liegt daran, dass ihr Vater der Hexenkönig von Angmar war...ist. Denn als das dritte Zeitalter sich seinem Ende nähert, hat sie keine Kontrolle mehr; ihre Kräfte...