Der Tag fühlte sich an wie eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Ergriffen von Trauer, Wut, Erleichterung, Überraschung und nun Dankbarkeit, verbunden mit der Erschöpfung nach dem langem Sprint über Rohans Heidelandschaft, kündigte sich eine Müdigkeit, gepaart mit Verwirrung und Ratlosigkeit an. Es war schwer, noch so wie gewohnt auf meine Umgebung zu achten, geschweige denn klare Gedanken zu fassen und der Konversation zu folgen, die Aragon und Gandalf nun führten. Es war alles zu viel für mich. Verständnisvoll musterte mich Legolas und ich sah matt auf. Ohne viel Motivation brachte ich ein Lächeln zustande und er verstand: Ich war nicht mehr besonders aufnahmefähig. Also wendete er sich Gimli zu und ließ mich in Ruhe; in Ruhe dort auf dieser enorm überdimensionalen Wurzel eines uralten Baumes am Rand von Fangorn sitzen. Dass dort die Lichtverhältnisse noch immer sehr düster waren, trug ebenfalls nicht gerade zu meiner Konzentration bei. Umso mehr erschreckte ich mich, als plötzlich Aragorns tiefe und vielleicht etwas besorgte Stimme unmittelbar neben mir erklang. "Wir brechen auf.", erklärte er mir und wies mit einer Handbewegung in die Ferne. "Gandalf ist der Meinung, dass wir für die Hobbits nichts mehr tun können. Es scheint, als seien sie in sicheren Händen und sollten es vielleicht auch bleiben, bis das ganze hier ein Ende hat." Seine Stimme klang belegt, aber er schien das Richtige zu sagen. 'Das Ganze', dachte ich. Wird Frodos Mission erfolgreich sein? Oder wird ein ganzer Krieg ausbrechen? Ich nickte benommen und rappelte mich auf, wobei mir beim Aufstehen fast schwarz wurde. Unbewusst stützte ich mich kurz an Aragorns Arm ab, dann löste ich mich von ihm und rieb mir verlegen lächelnd über die Augen. "Entschuldigt mich", murmelte ich, doch Aragorn winkte nur gelassen ab; Und wie als wolle er mir versichern, dass ihm die kleine Berührung nicht im Geringsten etwas ausgemacht hatte, legte er unterstützend seinen Arm um meine Taille und begleitete mich zu den Anderen. Wäre ich nicht so unfassbar müde gewesen, hätte ich mehr über seine Geste nachgedacht, mich vielleicht auch dagegen gewehrt, seine Hilfe höflich abgelehnt, um meine Schwäche zu kaschieren. Auch wäre ich vermutlich rot angelaufen: Es war das eine, als Halbelb erschöpfter und schwächer zu sein als ein Mensch, und das Andere, ihm auch noch so nahe zu sein. Dennoch lehnte ich mich fast in seinen Arm, spürte seine Körperwärme neben mir und seufzte fast protestierend auf, als er von meiner Seite wich, um nach den Halftern der Pferde zu greifen.
Die Pferde - zwei schöne stattliche Reittiere, ein Schimmel und ein Fuchs - waren uns zunächst nur als mageren Trost für den mutmaßlichen Verlust unserer Hobbits erschienen, waren aber dennoch ein großzügiges Angebot Éomers. Die Reiter dieser beidem Tiere waren in der Nacht zuvor bei dem Angriff auf die Orks gefallen und nun reiterlos, jedoch von großem Wert für uns zu Fuß Reisende. Zumindest waren sie das, als wir noch zu viert waren. Jetzt, da Gandalf unser fünfter Mann war, konnte ich eine gewisse Ratlosigkeit auf den Gesichtern meiner Begleiter sehen. Wir waren ein Mann zu viel. Was sollten wir jetzt tun? "Gandalf, was habt Ihr nun vor?", fragte Gimli und sprach damit unsere Gedanken aus. Sollten wir tatsächlich die Hobbits zurücklassen und nach Edoras, Rohans Hauptstadt reiten, um die Pferde ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückzubringen? Sollten wir uns dafür wieder von Gandalf trennen? Wir hatten nicht alle Platz auf den Rücken der zwei Rösser. Doch Gandalf lächelte nur weise und schien unsere Sorge nachvollziehen zu können. Plötzlich wendete er seinen Blick in die fernen Prärien und verformte seine Lippen: er pfiff einen Ton und das von solcher Intensität, dass das Geräusch in meinen empfindlichen Ohren widerhallte. Der Pfiff schien mit dem Wind in die Weite davongetragen zu werden und alle Winkel Mittelerdes erreichen zu können; und siehe da!, auf einmal nahm ich mit meinen müden, aber dennoch scharfen Augen eine Bewegung, einen Wirbel am Horizont war. Ein weißes Fell glänzte in der Sonne auf, als ein gigantischer, majestätischer Hengst von unbeschreiblicher Kraft auf uns zu galoppiert kam. Staunend betrachtete ich das Geschöpf, wie es kurz vor uns seinen Schritt verlangsamte und dann vor Gandalf mit einem Schnauben zum Stehen kam. Sein Blick war erwartungsvoll. "Schattenfell", stellte uns der Zauberer sein Reittier vor. "Der Fürst der Mearas." Ich spürte die Macht, die Schattenfell ausstrahlte. Auch die anderen beiden Pferde schienen beeindruckt von seiner Erscheinung und schnaubten fast ehrfürchtig. Er war zweifellos ein besonderes Geschöpf und es war gut möglich, dass er im Tierreich eine große Rolle trug. Mich überraschte heute gar nichts mehr.
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Der Herr der Ringe oder das Erbe von Angmar
FanfictionElodiel ist eine Elbin mit ungewöhnlichen Kräften, sie herrscht über die Elemente. Das liegt daran, dass ihr Vater der Hexenkönig von Angmar war...ist. Denn als das dritte Zeitalter sich seinem Ende nähert, hat sie keine Kontrolle mehr; ihre Kräfte...