Der Pfad war sehr uneben und rutschig und führte nah am grünlichen Wasser des mysteriösen Sees entlang, was es erschwerte, sicher voranzukommen und man musste höllisch aufpassen um nicht, wie gewarnt, aus Versehen in das Wasser zu treten.
Vor mir lief Legolas, der sich mit Gimli "unterhielt"; jedoch schien es eher, als würde sich Legolas über ihn lustig machen, worauf Gimli zum Glück unverständliche Dinge in seine Bart grummelte, die den Elben noch mehr amüsierten.
Hinter mir lief Aragorn, der wohl versuchte ein Gespräch mit mir anzufangen, was leider gerade sehr ungelegen kam, da auf dem schmalen Weg nicht mehr als eine Person Platz hatte und ich mich größtenteils auf den Weg konzentrieren musste.
"Und, kommt Ihr zurecht?", fragte er und fügte, als ich nicht gleich antwortete hinzu: "So als einzige Frau..." Ich glaubte er würde grinsen, aber da er schräg hinter mir ging konnte ich das nicht mit Sicherheit sagen. "Mh..", mache ich, da ich gerade über eine übel aussehende Pfütze hinweg zu steigen, ohne auf den glitschigen Steinen auszurutschen. Doch leider verfehlte mein Schritt sein Ziel und so rutschte ich auf einen etwas lockeren Stein, ganz am Rand des Sees. Ich verlor das Gleichgewicht, als der Stein unter mir in Richtung Wasser rollte und ich leider mit meinem anderen Fuß in der Pfütze landete. Überrascht taumelte ich einen Schritt nach hinten, strauchelte und kippte schließlich hinten über. Ich wäre vermutlich in die Pfütze geklatscht, wenn ich mich nicht noch schnell gefasst hätte und ausgewichen wäre, oder stattdessen in Aragorns Armen gelandet wäre, die plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht waren.
Ein kleiner Schrei entfuhr mir, eigentlich mehr ein lautes Luftschnappen, aber plötzlich wurde dieses kleine Geräusch von Fels zu Fels getragen und erzeugte so ein Echo, das über den ganzen See schalte.
So eine tückische Gegend. Pass mehr auf!, dachte ich wütend und schuldbewusst, während ich noch immer etwas überrumpelt in Aragorns Armen hing. Doch das war nicht das einzige Problem, denn plötzlich schien die Wasseroberfläche gefährlich zu zittern, und kleine Wellen schwappten ans Ufer. Alle sahen mich vorwurfsvoll und entsetzt an. "Los, lauft, beeilt euch!", rief Gandalf und fing an loszuhasten, wir folgten. Peinlich berührt erhob ich mich aus Aragorns Armen und murmelte ein Dankeschön, während mir die Röte unverkennbar ins Gesicht stieg. Wieso gerätst du nur immer in solche Situationen?
Wir stolperten mehr als dass wir liefen über die spitzen Steine und Wasserlachen auf unserem Weg und beeilten uns so gut es ging. Die Felswand kam immer näher.
Schließlich erreichten wir die Wand und der Pfad weitete sich auf ein Plateau aus. "Hier irgendwo...", murmelte Gandalf und tastete die Wand immer wieder mit seinem Stab ab. Was macht er da? Und wo ist das Tor?
Ängstlich sah ich mich immer wieder zu dem widerlichen See um, denn ich fühlte mich seit ich in die Pfütze gestiegen war, irgendwie beobachtet...
Die Anderen ließen sich auf Steinen nieder, während Gandalf und Gimli noch immer die Wand abtasteten. Ich begriff, dass sie wohl nach dem Tor suchten.
Ich nahm ebenfalls Platz auf dem schroffen Untergrund, und starrte in das trübe Wasser. Hier hinter dem Grad lag alles im Schatten und Wolken ließen auch das restliche Licht nicht zu uns durch, zumal es sowieso schon dämmerte und immer dunkler wurde.
Niemand sagte etwas, jeder ging seinen eigenen Beschäftigungen nach, während Gandalf, jegliche Hilfe abweisend, noch immer wie ein Verrückter an den Fels klopfte, als ob er erwartete, dass ihm jemand öffnen würde.
Also beobachtete ich die anderen.
Da war einmal Boromir, der mich (wie ich zu meinem Missfallen bemerkte) musternd ansah und in seinen Augen spiegelte sich so etwas wie... Stolz und Selbstbewusstsein wieder, ein sehr komischer Ausdruck, der mich plötzlich nervte, als ich an sein Gespräch mit Aragorn in der Bibliothek zurückdachte. Also schaute ich schnell weg. Gimli versuchte Gandalf zu "helfen", indem er mit seiner Axt auf den Felsen einschlug, die Hobbits warfen Steine in den See und Sam sah betrübt an das andere Ufer, von dem wir gekommen waren und an dem er sich von seinem Eselchen verabschiedet hatte.
Dann war da noch Aragorn. Er musterte nachdenklich den See und hatte dabei ein schiefes Grinsen aufgesetzt, doch sein Blick schien ganz weit weg zu sein...Nervös betrachtete ich meine Hände und biss mir auf die Lippe. Ich fühlte mich immer noch schuldig wegen meines Missgeschicks vorhin und ich hatte das Gefühl, dass das noch Konsequenzen haben wird.
"Hier, seht!", sagte Gandalf schließlich und fuhr mit seinem Stab Linien auf dem Felsen nach. Ich näherte mich dem Gestein und erkannte in dem Fels kunstvoll verschlungene Linien, die sich schließlich in Form zweier Bäume wie ein Tor zueinander neigten. In der Mitte prangte ein großer Stern und darüber war ein Amboss zu sehen.
Ich fuhr mit meinem Finger die Linien nach und erkannte den elbischen Stoff Mithril.
"Und... Wie sollen wir da reinkommen?", fragte Boromir skeptisch. Doch bevor Gimli, der schon zu einer grimmigen Antwort angesetzt hatte, diese laut aussprechen konnte, stieg der Mond über dem Grat auf und beleuchtete unsere Lichtung und den gruseligen See.
"Oh...". Boromir verstand. Denn jetzt fing das Tor klar und deutlich an zu leuchten, das Mithril glänzte silbern. Jetzt konnte man die Formen genauer erkennen und auch ein Schriftzug über dem Tor wurde sichtbar. Es war auf Elbisch geschrieben und hieß uns Willkommen, auch wenn das Metall abweisend und kalt glänzte:
Sprich Freund und tritt ein.
DU LIEST GERADE
Der Herr der Ringe oder das Erbe von Angmar
FanfictionElodiel ist eine Elbin mit ungewöhnlichen Kräften, sie herrscht über die Elemente. Das liegt daran, dass ihr Vater der Hexenkönig von Angmar war...ist. Denn als das dritte Zeitalter sich seinem Ende nähert, hat sie keine Kontrolle mehr; ihre Kräfte...