Kapitel 2

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Stephanie verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Wange noch schnell von ihren Freunden. Es war schon spät geworden und sie musste morgen früh raus, weil ihr Urlaub zu ende war und sie sich ihrem stressigen Job wieder widmen musste. Sie raufte ihre Sachen zusammen und klemmte sie sich unter ihren Arm. Der ganze Park war von der nächtlichen Dunkelheit umgeben und die Stimmen ihrer lachenden Freunde wurde immer leiser. Schon bald verstummten auch die Vögel. Jetzt war nichts mehr zu hören. Absolute Stille. Ihre Uhr zeigte 23:27 Uhr, sie sollte sich beeilen.

Mit schnelleren Schritten lief sie durch den Park, das sie sich nicht wohl fühlte sah man ihr an. Schließlich fanden die meisten Vergewaltigungen und Überfälle nachts im Park statt, ein guter Grund etwas beunruhigt zu sein. Ein kleines zartes knacken eines dünnen Astes im Hintergrund ließ sie erstarren, dann ein rascheln der trockenen Blätter. Ihr stockte das Herz und sie rannte los, aber es war zu spät eine Hand griff ihren Arm und hielt sie fest. Für einen Moment verharrte sie so, ihr Herz pochte und wie wagte es nicht zu Atmen. Eine vertraute Stimme fing hinter ihr an zu sprechen.

"Steph.. sry ich wollte dich echt nicht erschrecken, aber du hast dein Buch auf der Wiese liegen lassen und da wir dich diese Woche nicht mehr sehen, wollte ich es dir nochmal schnell bringen.", keuchte Richard und lächelte sie zuckersüß an. 

"Richard! Mach so was nie nie wieder du hast mich zu Tode erschreckt. Ich dachte du wärst ein Mörder, Vergewaltiger was weiß ich!", schnautze Stephanie ihn an.

Richard hob die Hände als entschuldigende Geste, " Tut mir leid Steph. Ich mache es nie nie wieder. Eisbärenehrenwort plus Kleiner-Finger-Schwur?"

Steph fing an zu lachen, er hatte seinen absolut süßesten Hundeblick aufgesetzt, "Ja hör auf mich so anzugucken ich habs dir schon verziehen. Und jetzt lauf mal wieder brav zurück, die anderen warten bestimmt schon auf dich. Und bevor sie sich ihre Fantasien ausmalen was wir beide gerade wohl machen, solltest du dich ernsthaft sputen. Wir sehen uns." Stephanie winkte ihm noch hinterher als er in der in den Schatten der Bäume verschwand. Jetzt war sie wieder allein.

Mit langsamen Schritten setzte sie ihren weg fort und begutachtete ihr Buch. Es war kein einziges Eselsohr zu sehen und keinerlei Grasspuren. Sie achtete immer sehr auf ihre Gegenstände und gerade Bücher waren ihre persönlichen Heiligtümer. Stephanie hob das Buch an ihre Nase, blätterte alle Seiten im Schnelldurchgang durch und sog den Duft von altem Papier ein. Ein kleines Stück Papier schwebte seicht zu Boden. Stutzig blickte sie darauf herab, sie hatte noch nie ein Lesezeichen benutzt oder eine Notiz ins Buch gelegtVerwundert hob sie es auf. Im Licht der Laterne las sie die drei Wörter: DREH DICH UM. Wenn das ein Scherz von Richard war würde er was von ihr zu hören bekommen. Zögerlich drehte sie dennoch um. Der Kies unter ihren Füßen knirschte leise und sie blickte direkt in die Schwärze der Nacht. Schritte kamen näher, der Kies knirschte wieder. Ging sie? Nein sie stand. Noch jemand war in ihrer Nähe. Angst breitete sich in ihrem Körper aus, ihre Beine wurden weich. Es war bestimmt nur ein Fußgänger oder doch Richard.

"Richard, bist du das? Lass den Scheiß. Sofort! Du machst mir Angst. Komm raus!", rief sie ins Nichts hinein. Sie lauschte, aber es kam keine Antwort nur ein fester harter Schlag auf den Hinterkopf. Stephanie sackte zusammen und blieb reglos liegen. 

Der FratzensammlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt