Kapitel 12

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Seine Schritte hallten im langen Gang wieder, der nahezu unendlich schien. In regelmäßigen Abständen kam eine Tür mit einem Schild wo eine Name darauf stand. Die Frau am Empfang hatte ihm mitgeteilt, dass Kristie Marino's Büro sich in diesem Gang befände. Er hatte schon neun Türen passiert und ihre war immer noch nicht dabei gewesen. Frank lief langsam schneller, er hatte Angst dass er ihre Tür nicht finden und damit nie die Information erhalten würde, wie Tina nun gestorben ist. Eine junge Mutter mit einem quengelnden Kind kam auf ihn zu, er, fixiert von diesen Namen, dieser einen Tür, die er finden wollte, nein sogar musste, übersah das Kind. Ein lautes Heulen brach aus, Tränen liefen und eine kleine Kinderhand zeigte auf ihn. Die Mutter nahm es in den Arm und warf Frank einen tödlichen Blick zu. Verwirrt, gleichzeitig gekränkt davon dass er beschuldigt wurde er hätte dem Kind wehgetan, obwohl es ja auch auf sich selbst hätte aufpassen können, lief er weiter. Und dann war sie plötzlich vor ihm, diese eine Tür auf dem der Name Kristie Marino prangte. Er holte tief Luft und klopfte.

„Herein.", rief eine Stimme von drinnen.

Frank öffnete leise die Tür und erblickte eine junge Frau die an ihrem Schreibtisch saß und die letzten Papiere ordnete. Er räusperte sich.

„Guten Tag, mein Name ist Frank Stetson. Wir hatten vor drei Tagen telefoniert.", er lächelte. Seine makellosen Zähne blitzten hervor.

„Ja guten Tag Mr. Stetson. Ich entsinne mich. Bitte setzen Sie sich doch.", sie zeigte auf den Stuhl der vor ihrem Schreibtisch stand. Frank nahm platz und schaute sie interessiert an. Gleich würde er alles wissen.

„Ich habe Sie wegen zwei Gründen herbestellt. Die eine Sache haben Sie ja schon über das Telefon erfahren, die andere wollte ich heute besonders mit Ihnen besprechen. Ich bin mir dessen bewusst, dass Sie Tina seit einer längeren Zeit nicht mehr gesehen haben, aber ich muss ihnen trotzdem ein paar Fragen stellen. Wäre das in Ordnung für Sie?"

Er nickte zustimmend.

„Wann haben sie das letzte mal Ihre Schwester gesehen?"

„Mit sieben, also wurden wir im Jahr 1993 auseinandergerissen und in verschiedene Kinderheime gesteckt.", diese Worte gingen mit einer Ladung an Hass über seine Lippen.

„Gut. Hatten Sie sonstigen Kontakt mit ihr in laufe der Jahre gehabt?"

„Nein. Ich habe sie seit diesem Tag nicht mehr gesehen." Er fühlte wie sich seine Gesichtzüge versteinerten, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Diese Dame riss soeben eine alte Wunde wieder auf und er verspürte gerade keinen sehnlicheren Wunsch ihr an die Grugel zu gehen.

„Können Sie mir Ihre Schwester beschreiben als Sie sie das letzte mal gesehen hatten?"

Frank schaute in die Luft und versuchte sich erst einmal dieses alte Bild vor die Augen zu rufen, dann fing er in einem ruhigen Ton an zu sprechen.

„Sie hatte ihre blonden Haare zu kleinen Zöpfen gemacht, die ihr am Rücken hinunter hingen und sie trug ihr Lieblingskleid. Es war ein blaues mit weißer Spitze gewesen. Sie hatte einen kleinen Rucksack dabei gehabt, der aussah wie ein Schaf. Darin waren immer alle wichtigen Dinge von ihr. Ich sehe noch ganz genau diese kleinen glitzernden Augen mich groß angeschaut hatten, so als wollen sie sagen, bitte weine nicht. Ihre Lippen hatte sie damals fest zusammengepresst um nicht zu schreien, schreien das sie mich weiterhin beschützen wollte. Sie war schon immer die Stärkere von uns beiden. Dann hatte diese Sacharbeiterin meine Schwester an die Hand genommen und zu einem Auto geführt. Tina hatte immer wieder verzweifelt zu mir zurückgeschaut, aber es hat mir und ihr nicht geholfen. In diesen Moment war alles vorbei, so als wäre mein Leben zu ende. Ich hatte schließlich alles auf einmal verloren. Verstehen sie das? Sie war mein Ein und Alles. Das war das letzte mal als ich sie gesehen hatte..."

Die Frau nickte. Es schien mir so als hätte sie ein wenig mit mir mitgefühlt.

„So das war auch die letzte Frage gewesen. Ich muss sie nun noch über Tinas Tod aufklären, da sie Ihr einziger volljähriger Angehöriger sind.", die Frau machte eine kleine Pause, bevor sie wieder ansetzte, „Nun ja, Tina war zum Zeitpunkt ihres Todes in der Nähe Ihres Wohnortes gewesen als sie wohl möglich umgebracht wurde.", die Frau holte tief Luft, „Zwei Müllmänner hatten ihre Leiche in einer Mülltonne entdeckt. Wir konnten ihre Schwester nur anhand eines DNA Tests identifizieren, da ihr ein wichtiges Körperteil fehlte."

Frank saß mit nassen Händen auf dem Stuhl. Ihm war abwechselnd heiß und kalt. War er etwa der Mörder seiner Schwester? Er hatte doch die Brünette in eine Mülltonne geworfen. Aber war Tina nicht blond gewesen? War das ganze vielleicht nur eine Falle?

„Eine Besonderheit ihrer Leiche war ein Brandzeichen in ihrem Brustbereich. Es stellte die Buchstaben 'FS' dar. Mr. Stetson es tut uns ehrlich Leid, aber Tina wollte sie wahrscheinlich zu dieser Zeit besuchen kommen, doch leider schaffte sie es nicht mehr. Die Polizei vermutet dass sie einem Serienmörder zum Opfer vorgefallen ist. Ich spreche Ihnen mein herzliches Beileid aus."

Sein Herz pochte, schneller, immer schneller. Es wahr im als wollte es herausspringen. Er war der Mörder seiner Schwester, und hatte es nicht bemerkt das sie es war. Aber jetzt war sie wiederum für immer bei ihm, er konnte sie immer sehen. Er durfte sich jetzt nichts anmerken lassen, sonst würden die Polizei sie ihm wegnehmen, mitsamt vieler Erinnerungen. Nein das sollte nicht passieren.

Einige Minuten Stille vergingen, als seinen sie Schweigeminuten. Für sie vielleicht, aber er versuchte seinen Puls herunter zu bringen.

„So Frank, schon kommen wir zu der letzten Angelegenheit. Ihre Schwester hatte mit 22 Jahren ein kleines Mädchen zur Welt gebracht, was momentan bei Pflegeeltern untergebracht ist. Da Sie der nächste Angehörige Ihrer Schwester sind, wird das Sorgerecht auf Sie übertragen. Das kleine Mädchen heißt Amelie und ist inzwischen sieben Jahre alt."

Seine Schwester hat also ein Kind gehabt und er soll es jetzt weiter groß ziehen? Er kann doch gar nicht mit Kindern umgehen. Und wenn er ein Kind an der Backe hatte, wie sollte er dann bitte an seinen Kunstwerken arbeiten? Hatte das Kind keinen Vater? Vater..stimmt jeder hat doch einen Vater auch dieses Kind wahrscheinlich.

„Meine Schwester hatte also ein Kind? Das ist ja wunderschön! Aber verzeihen sie mir bitte diese Frage, aber was ist mit dem Kindesvater?", fragte er gespielt freudig.

„Der Vater war aus verschiedenen Grünen nicht mehr fähig eine Vaterrolle zu übernehmen und ihm wurde das Sorgerecht komplett entzogen. Mehr darf ich Ihnen leider nicht mitteilen."

Frank nickte. Also würde er schon bald eine Plage in seinem Haus haben. Er sollte einige Vorbereitungen treffen. Soviel war sicher.

„Gut, Mr. Stetson. Dann sind wir für heute fertig. Ich werde in den nächsten Tagen mit der kleinen Amelie zu Ihnen kommen um ein erstes Treffen zu veranstalten. Ich werde Ihnen die bestimmten Termine nochmal durchgeben lassen. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine angenehme Zeit.", Kristie lächelte ihm zu und gab Frank die Hand.

Seine Schritte hallten erneut ihm langen Gang. Sein Gesicht wirkte versteinert, sein Blick steif. Irgendwas spielte sich in seinem Kopf ab, irgendwas grausames. Aber er wollte es nicht preisgeben, noch nicht.

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Na, was könnte sich so grausames in seinem Kopf abspielen? Falls ihr gute Ideen habt binde ich sie gerne mit ein :)

Zweite Widmung bekommen SabiundLina, ihr hattet die gleiche Idee wie ich :) Toll erraten <3

.....psst..Diana deine Widmung kommt noch, wäre jetzt nur zu früh schon weil es diesen Moment noch nicht gab :D....

Und über 1.000 reads ahhh geil *.* danke <33 und über 90 votes....GEIL hätte ich ehrlich nie nie nie nie erwartet :D

Der FratzensammlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt