Kapitel 10

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Mit einem Surren und einer menge Staub versenkte er die zweite Schraube in der Wand, eine Wand die sich in einem der leeren Kellerräume befand. Er nahm den ersten Kopf, den von Stephanie, und klemmte sich den kalten, erstarrten Klotz zwischen die Beine. Stetson setzte seine Bohrmaschine mittig am Hinterkopf an und bohrte ein kleines Loch hinein. Ein paar Überreste seines Materials blieben am Bohrer hänge die er mit dem Finger vorsichtig wegwischte, bedacht darauf sich nicht zu schneiden. Er stand auf und befestigte sein Kunstwerk an der Wand. Trübe Augen ohne jegliche Emotion starrten nun an eine andere graue Wand. Die gleiche Prozedur wiederholte er mit der Brünette. Die beiden machten sich gut nebeneinander und sie sollten sich bemühen sich zu befreunden, denn sie hingen hoffentlich noch eine lange Zeit nebeneinander. Stetson ging zu den beiden Fratzen hin, legte seine Hände um den Kopf und drückte einen sanften Kuss auf die Stirn. Mit schnellen Schritten ging er zu der morschen Tür. Kurz bevor er sie schloss lugte er mit dem Kopf noch einmal hindurch.

„Gute Nacht, ihr Hübschen. Habt einen erholsamen Schönheitsschlaf."

Mit einem schmunzeln verließ er den Raum.

Müde und geschafft legte er sich quer auf sein Sofa. Gedankenverloren schaute er auf seine Füße. Irgendwie ging ihm das alles zu langsam. Alle zwei Wochen ein neues Kunstwerk war zu wenig. Entweder er musste schauen, dass er mehrere auf einmal fing und sie im letzten Kellerraum einsperrte oder er einfach ganz geschickt war und alle zwei Tage jemanden einfing. Er würde wohl eine Nacht darüber schlafen müssen, denn beide Ideen waren geradezu brillant.

Das Telefon fing an zu klingeln, laut und schrill. Stetson tastete auf dem Wohnzimmertisch nach dem Telefon und schaute kurz auf die unbekannten Zahlen auf dem Display bevor er abhob.

„Hallo hier ist Frank Stetson, mit wem spreche ich?", gespannt lauschte er in die Stille hinein.

„Guten Tag, hier ist Kristie Marino, vom Jugendamt. Sind sie der Bruder einer gewissen Tina Stetson?", fragte die Stimme auf der anderen Seite höflich.

„J-ja bin ich. Was ist mit ihr? Geht es ihr gut?"

Tina, seine geliebte Schwester. Sie war das einzige was er noch hatte als seine Eltern bei einem Hausbrand ums Leben kamen. Zu dem Zeitpunkt war er mit Tina campen und die beiden hatten rein gar nichts geahnt und als sie wieder nach Hause kamen sahen sie nur noch einen Haufen Asche, das einmal ihr Haus war. Nach diesem Unglück waren die beiden getrennt und in Kinderheime gesteckt worden. Die zuständige Sachbearbeiterin meinte so können die beiden es besser verarbeiten. Aber dem war nicht so. Tagelang hatte er sich in seinem Bett versteckt und nichts gegessen. Niemand hatte je Zugang zu ihm gefunden. Es war die schlimmste Zeit seines Lebens und in dieser Zeit hatte er einen Hass aufgebaut, einen großen Hass. Als er 18 war hatte er sich geschworen Tina zu finden, doch dies ist in Vergessenheit geraten. Denn er hatte angefangen sich an den Frauen zu rächen, die alle einen Beruf hatten. Sacharbeiter für das Jugendamt. Die Stimme der Frau holte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit.

„Leider muss ich ihnen mitteilen, dass Tina vor einigen Wochen ums Leben gekommen ist."

Franks Herz blieb stehen. Sein Gehirn ratterte. Tränen traten ihm in die Augen. Nein, das war gelogen das konnte nicht sein, nicht seine Tina. Er wollte es nicht begreifen, noch nicht. Wie sollte er nun seinen Schwur sie zu finden gerecht werden? Warum stellte ihm das Leben immer ein Bein?

„Wo-woran ist sie gestorben?", er versuchte mit fester Stimme zu sprechen, aber es gelang ihm nicht.

„Es tut mir sehr leid, Mr. Stetson, aber mehr Informationen darf ich ihnen am Telefon nicht mitteilen. Wir müssen sie bitten zu uns zu kommen um noch eine weitere Angelegenheit zu besprechen."

„Wann soll ich vorbeikommen? Morgen? Jetzt? Sagen sie es mir!", seine Stimme klang verzweifelt. Er wollte nicht das seine Schwester tot ist. Er wollte sie doch finden. Genau wollte, aber er hat versagt. Er war ein Versager. Die ganze Welt hatte versagt.

„Beruhigen sie sich. Sie können Morgen um 16:30 Uhr vorbeikommen. Kommen sie doch einfach in die Elizabeth Street in Green Bay."

Green Bay, das lag 900 Kilometer entfernt. Er würde es soweit nicht schaffen in so kurzer Zeit.

„Könnten wir den Termin um 3 Tage nach hinten verschieben? Denn ich wohne in Hamilton und das wären gute 10 Stunden Fahrt."

„Oh.. klar das können wir so legen. Dann werden wir uns am Freitag sehen. Auf wiedersehen Mr. Stetson."

„Auf wiedersehen."

Benommen lief er zum Sofa zurück. Tina war tot und sie wollten mit ihm was besprechen, 10 Stunden Fahrt. Das war alles was zu diesem Zeitpunkt in seinem Gehirn herumschwirrte. Zwischendurch sah er Tinas Gesicht vor sich, wie sie ihn enttäuscht ansah, auch traurig über sein Versagen. Es zerstörte ihn. Auch ein Fratzensammer hatte ein Herz, Betonung auf hatte, denn dieses wurde ihm grade genommen.

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Was galubt ihr was ihn dort erwarten wird.

LG

Der FratzensammlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt