Kapitel 11

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Die Fahrt war lang und schleppend, ab und zu gab es mal ein kleines Schlagloch, was ihn wieder wachrüttelte. Um ihn herum war die reinste Einöde. Er war jetzt schon drei Stunden durchgefahren und die Landschaft änderte sich einfach nicht. Immer gleich aussehende Felder und gleich aussehende Bäume am Straßenrand. Ein rotes Auto rauschte an ihm vorbei. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, er wollte gut aussehen, auch wenn niemand was davon hatte. Er schaltete das Radio an und eine entspannende Musik ertönte. Dann holte ihn wieder dieser Gedanke ein. Er hatte keine große Schwester mehr, keine die zu ihm hielt wenn er Probleme hatte, keine die ihm eine Gutenachtgeschichte vorlas wenn er nicht einschlafen konnte. Einmal da hatten sich die beiden eine Butze gebaut und darin geschlafen. Als er dann in der Nacht aufgewacht ist, weil er dachte draußen sei ein Monster, ist sie rausgegangen und hat nachgeschaut. Sie hat ihm versichert das dort keins war, aber wenn heute Nacht noch eins kommen würde, würde sie ihn beschützen. Franks Augen füllten sich wieder mit Tränen. Er war sich sicher wenn sie sich nicht selbst umgebracht hatte sondern ermordet wurde, wird er sich an demjenigen rächen und das aufs Allerfeinste. Da war er sich sicher.

Er schaltete einen Gang herunter. Die Ampel vor ihm leuchtete Rot. Bald würde er bei einem Gasthaus ankommen wo er dann über Nacht bleiben würde. Ein drängendes Hupen hinter ihm machte Frank darauf aufmerksam, dass es inzwischen schon wieder Grün war. Er trat aufs Gas und zischte um die Ecke davon. Erst bei dem Gasthaus 'Rupis Home' bremste er wieder ab und hielt an. Er schnappte sich seine Tasche und ging zum Eingang. Die Glocke über der Tür klingelte als er eintrat. Eine Frau Mitte 40 schaute ihn freundlich an.

„Ah Sie müssen bestimmt Mr. Stetson sein, nicht war?", ihre Stimme gurrte etwas.

„Ja der bin ich.", er lächelte sie an.

„Na dann kommen Sie doch gleich mal mit, ich zeig Ihnen Ihr Zimmer. Was möchten Sie gerne zu Abend haben, wir haben Brot mit Wurst und Käse, Suppe, Hackbraten, Auflauf..,.."

Frank folgte ihr Stumm. Die Inhaberin schloss ihm sein Zimmer auf. Ein angenehmer Duft von Holz stieg ihm in die Nase. Das Bett hatte einen weißen schlichten Bezug, ein Fernseher stand in der Ecke. Zusätzlich verzierte ein Blumenstrauß den Raum.

„So und das wäre nun ihr Zimmer für die nächste Zeit. Haben Sie es sich schon überlegt, was Sie essen wollen?"

„Ich nehme einen Hackbraten mit Kartoffeln, Danke", antwortete Stetson knapp.

„Gut um 8 Uhr bringen wir Ihnen Ihr essen."

Mit diesen Worten verließ die freundliche Dame sein Zimmer. Stetson zog seine Jacke und Schuhe aus und ließ sich aufs weiche Federbett fallen.

Ein Klopfen. Noch ein Klopfen. Frank öffnete seine Augen. Eine Stimme fragte nach ihm. Verschlafen schlurfte er zur Tür und schloss auf. Die Frau stand mit einem gut duftendem Teller vor ihm.

„Ihr Hackbraten, lassen sie es sich schmecken." Die Dame überreichte ihm den Teller und machte sich auf den Weg nach unten. 

Stetson setzte sich an den Tisch und nahm den ersten Bissen zu sich. Eine Geschmacksvielfalt explodierte in seinem Mund, er war sich sicher so einen guten Hackbraten hatte er in seinem Leben noch nicht gegessen. Gierig stopfte er sich eine prall gefüllte Gabel nach der Anderen in den Mund bis der Teller leer war. Gesättigt ließ er das Geschirr stehen und ließ sich mit vollen Magen in das weiche Bett plumpsen.  

Sein schnarchen erfüllte den Raum, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen. Ein Hahn krähte. Frank drückte das Kissen an seine Ohren, es war noch viel zu früh. Er wollte noch schlafen. Doch der Hahn krähte weiter, solange bis dieses Tier sich wohl sicher sein musste, dass alle in diesem Haus wach waren. Letzendlich stand er auf und ging verschlafen unter die Dusche und machte sich frisch. Heute musste er die letzten Kilometer fahren und er wäre an seinem Ziel. Bei einer Sachbearbeiterin. Wie er dieses Wort schon hasste. Zügig duschte er sich ein, trocknete seinen Körper,  zog sich an, machte sich seine Haare und ging die Treppe nach unten. Eine kleine Familie saß an einen der Tische und lachte. Ein Kind ließ ein Ei auf den Boden fallen, worauf die Mutter es leise ermahnte. Frank musste schmunzeln. So war es bei ihnen früher auch gewesen, als seine Eltern noch lebten.

„Ahh, Mr. Stetson. Haben sie gut geschlafen?", die Frau von der Rezeption kam auf ihn zu. Er nickte zur Bestätigung, auch wenn er am liebsten gesagt hätte, sie solle diesen verdammten Hahn endlich zu einer Suppe verarbeiten.

„Hier ist Ihr Tisch. Es steht schon alles bereit. Lassen Sie es mich wissen wenn Sie noch etwas brauchen. Rufen Sie einfach.", sie lächelte und verschwand in der Küche.

Nachdem er sich genug von der Frau hat umsorgen lassen, saß er schließlich wieder in seinem geliebten Auto und fuhr weiter nach Green Bay. Auch diese Fahrt war langweilig, nur war hier auf den Straßen etwas mehr los als auf denen am vorherigen Tag. Seine Tankanzeige fing an zu blinken, er hatte vergessen noch vorher zu tanken. Nach einigen Kilometern wies ein Schild darauf hin, dass in 500 m eine Tankstelle kommen sollte. Stetson drosselte seinen Wangen und fuhr die Einfahrt hoch. Es war eine kleine Tankstelle und es war nicht viel los, weswegen er auch schnell wieder weiterfahren konnte. Nach den letzten 400 km kam er endlich in Green Bay an. Es war inzwischen schon 19 Uhr geworden und er wollte nur noch in seinem Hotel einchecken.

Morgen würde er alles wissen und bis dahin sollte er sich so gut es ging ausruhen.

Der FratzensammlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt