Kapitel 38 | Jagd

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Der Wald näherte sich ihr immer mehr. Frank schrie lauthals sie solle zurückkommen, aber Amelie lief einfach weiter. Sie ignorierte ihn und konzentrierte sich nur darauf nicht hinzufallen. Bei jedem Schritt wirbelte der leichte Schnee auf und schwebte wieder auf dem Boden. Das gefrorene Gras knirschte unter ihrem Gewicht. Die ausgeatmete Luft stieg in kleinen Wölkchen auf, bis es verschwand. Amelies kleines Herz pochte gegen ihre Brust. Sie musste entkommen.  

Etwas dunkles erschien neben ihr und zog an ihr vorüber. Es war Cujo, der sie eingeholt hatte und neben ihr her rannte. Frank schrie ihren Namen, der darauf durch den ganzen Wald hallte. Er klang wütend, sehr wütend. Er würde sie töten, wenn er sie in die Finger bekommen sollte und als Fratze aufhängen. Ihr Name wäre dann 'Lahme Ente' oder 'Pechvogel'.  

Die ersten Bäume kamen ihr entgegen und zogen an ihr vorbei. Jetzt musste sie aufpassen, dass sie nicht an einer Wurzen hängen blieb oder überhaupt hinfiel, denn dann wäre sie geliefert. Amelie warf einen kurzen Blick hinter sich. Frank war nun auch am Waldrand angekommen. Sein Gesicht war rot, so wie bei 'Hot Gril' nur das es keine Blasen geschlagen hatte. Sein Haar stand wirr ab und in seinen Augen lag die reinste Wut. Sie glitzerten sogar. Sein Mund hatte er geöffnet, um wieder ihren Namen zu brüllen. 

Dieser Anblick hatte ihr gereicht um noch etwas schneller zu laufen. Panisch schlug sie ein paar Haken, rannte an den Bäumen vorbei, die ihr entgegenkamen. Frank kam immer näher, er war einfach schneller als sie. Die Tränen der Angst standen ihr schon in den Augen, ihr Bauch zog sich immer wieder zusammen, weil sie meinte Franks Hand zu spüren. 

Ein lauter Schrei ließ sie für eine Sekunde erstarren. Blitzschnell drehte sie sich um und sah, wie Frank länglich im Schnee lag. Er war gestolpert. Mit einem knurren rappelte er sich langsam auf. Amelie wartete nicht lange und rannte wieder los geradewegs auf eine dicke Eiche zu, hinter die sie sich stellte.

Ihre Hände lagen an der festen Rinde. Sie Atmete ganz flach und teilweise auch mal gar nicht. Hatte Frank sie noch gesehen? Wird er sie finden? Im Stillen fing sie an zu weinen. Die salzigen Tropen fielen in den Schnee, wo daraufhin ein kleines Loch entstand. Mit Mühe unterdrückte sie ein Schluchzen. Frank durfte sie nicht finden, er durfte es einfach nicht. Er durfte nicht.

Knirschende Schritte näherten sich ihrem Standort. Amelie presste sich noch mehr an die Eiche heran. Ihr Herz pochte nicht mehr, es hämmerte gegen die Brust. Amelie zitterte, immer wieder überkam sie ein Schauer, der sie zum schütteln veranlasste. 

"Amelie, Kleines, ich finde dich schon.", Franks Stimme erklang hinter ihr. Auf der anderen Seite des Baumes. 

Sie kniff die Augen zusammen und hielt die Luft an. Ihr Bauch wurde von einem unguten Gefühl zusammengezogen und die Übelkeit kroch ihren Hals hinauf.

"Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein. 1 – 2 – 3.", sang er leise vor sich hin. 

Sie spürte seinen Atem neben sich, seine Anwesenheit, doch Amelie stand immer noch mit geschlossenen Augen dort. Sein Atem blies er ihr jetzt ins Gesicht. Er stand vor ihr.

"Ich komme!", schrie Frank ihr entgegen. 

Zwei große Hände umklammerten ihren Kopf und schlugen ihn dreimal fest gegen die Rinde. Amelies Kopf tat unglaublich weh, alles vor ihr schwankte und sie sah Franks verzerrtes Grinsen vor sich. Sie spürte, wie er ihren Arm packte und sie hinter sich herzog. Amelie stolperte ihm kreischend hinterher. Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn, wurde jedoch immer wieder hinter ihm hergerissen.

"Las mich los!", schrie sie ihn an, "Lass mich endlich los. Ich will das nicht. Ich - Will - Nicht!" 

Zur Antwort verdrehte Frank ihren Arm, worauf Amelie sich jammernd verkrümmte. Ihr Blick fiel auf seinen Hand, die sie umklammerte. Angewidert schaute sie Frank an und biss zu. Mit aller Kraft drückte sie beide Kiefer zusammen, sodass Frank laut aufschrie und sie losließ. 

Amelie nutzte diese Gelegenheit und rannte von Frank weg, der sie voller Zorn verfolgte. 

"Amelie, das wirst du bereuen!", keuchte er hinter ihr.

Ihre kleinen Beine trugen sie so schnell sie konnten über den Boden, doch war es nicht schnell genug. Sie war schon zu kaputt, sodass Frank sie mit großen Schritten schneller einholte als ihr lieb war. 

Sekunden später wurde Amelie zurück gerissen und zu Boden geworfen. Frank kniete sich über sie und drosch mit beiden Fäusten auf sie ein. Die Schläge landeten alle in ihrem Bauch. Gekrümmt lag sie in dem Schnee und versuchte mit den Händen Frank abzuwehren.

"Das", ein fester Schlag in die Magengegend, "hast", ein Schlag gegen ihre Brust, die ohnehin schon schmerzte, "du nun davon.", knurrte Frank. 

Mit verzogenem Gesicht ergriff er nun beide Enden ihres Schals und zog langsam daran. Amelies Hände krallten sich in den Boden und sie fing verzweifelt an nach Luft zu schnappen. Frank kicherte. Amelie riss ihren Mund auf und versuchte ein letztes Mal Luft in ihre Lungen zu bekommen.

Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen und verdeckten Frank allmählich, dann schloss sie ihre Augen. 

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Ist Amelie tot oder nur bewusstlos? Eure Meinung!

17k reads :D es werden immer mehr ._. ♥♥

Lg :)))) 

Der FratzensammlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt