Kapitel 46 | Rote Kreuze

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Amelie sprintete ins Wohnzimmer. Nur selten war sie in diesem Raum gewesen. Ein großes Sofa stand vor ihr, verziert mit einfarbigen Kissen. Davor stand ein kleiner, flacher Tisch auf dem ein Kerzenständer stand und eine Zeitung lag. Eine Seite war aufgeschlagen und mehrere Bilder waren auf der Seite abgedruckt. Darunter auch eins ihrer Mutter, der Quatschtante. Ihre Fingerchen strichen über die Druck schwärze und das dünne Papier wurde langsam weich, wurde wellig und schließlich zerriss es langsam. Ihre Tränen waren es die, die Bilder der beiden Polizisten zerreißen ließen, von Kristie und der Sacharbeiterin. Alle Bilder zerrissen in Einzelteile, nur eins hatte sie bewahrt vor ihren Tränen, das von ihrer Mama. Mit zittrigen Händen riss Amelie das Bild vorsichtig heraus und und drückte es sich ans Herz. Mama war jetzt wieder bei ihr, sie konnte sie wieder sehen, ihre kleine Amelie. 

Amelie zog den Schnodder in ihrer Nase hoch und zerriss die restliche Zeitung in Einzelteile. Sie wusste, dass in der Küche keine Stift war, weshalb sie sich hier noch einmal umschaute. Nichts. Kein Stift war zu sehen. Hatte Frank etwa alle vor ihr versteckt? Was würde ihm das bringen? Ratlos lief sie umher. Ein abscheulicher Gedanke beschlich sie, doch er war eine Option. Eine gute vielleicht, sie konnte es nicht sagen. Letztendlich würde ihr jedoch nichts anderes mehr übrig bleiben, wenn sie kein Stift finden würde. Sie musste es durchziehen, jetzt oder nie. 

Langsam zog sie die Schublade mit den Tellern heraus. Welchen würde sie nehmen? Würde Frank auffallen, dass einer fehlt? Hoffentlich nicht. Mit einem ungutem Gefühl griff die nach einem der Porzellan Teller und hob ihn weit über sich in die Luft, ließ ihn los. In Sekundenschnelle sauste dieser nach unten und zerbrach in viele kleine weiße Splitter, die zu Seite weg sprangen. Jetzt hatte sie die Wahl. Amelie hob ein paar größere Splitter auf und prüfte wie scharf die Kanten waren. Die meisten jedoch waren zu stumpf um sie zu verwenden und Amelie ließ die wieder fallen. Ein Splitter war unter den Tisch gerutscht, er hatte eine gute Größe und scharfe Kanten. Dieser sollte es werden. Amelie lief mit dem Tellerstück zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Das kalte Porzellan berührte ihren Finger, sie nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Mit einer schnellen Bewegung zog sie das Porzellan an ihrer Haut entlang und kniff aufgrund des Schmerzes ihre Augen fest zusammen. 

Nach und nach wurde etwas Blut sichtbar, quoll heraus, lief an ihrem Finger herunter und tropfte auf den Tisch. Zitternd griff sie nach einem der Zeitung Schnipsel und zog ihren Finger zweimal Diagonal auf dem Blatt entlang. Das rote, dunkelrote Kreuz starrte sie an. Ihr Hilfeschrei. Der Hilfeschrei, der die vielleicht retten würde wenn es einer sehen würde. Wenn jemand darauf amfmerksam würde, wenn derjenige diese Straße entlangfährt. 

Der letzte Tropfen an Blut beschmierte das letzte Zettelchen. Jetzt sollte sie genug zusammenhaben. Eilig griff die nach den Schnipseln, steckte sich noch die Scherbe in die Hosentasche und lief zum Küchenfenster. Sie griff durch die Gitterstäbe hindurch und öffnete das Fenster. Als eine leichte Brise ihre Hand streifte ließ die die Zettel aus ihrer Hand gleiten und durch die Luft schweben. Noch nicht getrocknetes Blut schimmerte etwas und vermischte sich mit den kleinen Schneeflocken, die darauf landeten. Mehrere Zettel fielen unter dem Gewicht der Schneeflocken auf den Boden, aber drei oder vielleicht auch vier schafften es weiter weg. Zwischen den ganzen roten Kreuzen schwebte das Bild ihrer Mama. Sie hatte sie fallen lassen. Ihre Mutter war nicht mehr bei ihr, nur noch als Fratze im kalten Keller. Sie wollte aber dieses Bild behalten. Sie musste es behalten.

"Mama...MAMA!", Amelie kreischte so hoch, dass ihre Stimme ins schwanken geriet. Ihre Arm presste sie durch die Gitterstäbe und grapschte nach dem Bild. Es war ihre Mutter. Doch das Bild segelte, erschwert von dem Schneeflocken, zu Boden und weichte auf. Die Druck schwärze verlief langsam in sich. Mama war auch fort. 

 Amelie schloss das Fenster wieder und ging in ihr Zimmer. Jetzt konnte sie  nur noch warten. Warten bis Frank ihre Finger brach oder jemand sie rettete, ihre Mama konnte es ja nicht mehr. Amelie umklammerte den Bären und fing leise an die Schneeflocken zu beobachten. Wie gerne sie jetzt draußen wäre. 

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Neues Kapppiiiii :)))))

ich finds etwas komisch..vielleicht weils auch so auf die schnelle geschrieben ist, aber ich hoffe mal das es okay ist :D 

lg ♥♥

Der FratzensammlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt